NFL, Week 17 - Gewinner der Woche: Lamar Jackson (QB, Baltimore Ravens)
Hier ist Ihr neuer MVP, Ladies and Gentlemen! Der krachende Sieg bei den San Francisco 49ers hatte Lamar Jackson (26) an die Spitze des MVP-Rankings gespült, mit einer weiteren Meisterleistung beim 59:19 über die Miami Dolphins dürfte er den Award perfekt gemacht haben. Am Mittwoch wird die Entscheidung darüber fallen, ob er zum Abschluss der Regular Season gegen die Pittsburgh Steelers noch einmal ran darf, aber da die Ravens den Top-Seed und damit das Playoff-Heimrecht in der AFC bereits sicher haben, gibt es dafür eigentlich keinen Grund.
Also dürfte die Statline des Nachfolgers von MVP Patrick Mahomes so aussehen:
Lamar Jackson (2023) | Patrick Mahomes (MVP 2022) | |
Bilanz | 13-3 | 14-3 |
Passing Yards | 3.678 | 5.250 |
Passing Touchdowns | 24 | 41 |
Interceptions | 7 | 12 |
Completion Percentage | 67,2 | 67,1 |
Rushing Yards | 821 | 358 |
Rushing Touchdowns | 5 | 4 |
Fumbles | 5 | 5 |
Passer Rating | 102.7 | 105.2 |
Quarterback Rating | 65.3 | 79.0 |
In puncto Statistiken kann Jackson hier nicht mithalten, ähnlich sieht es im Vergleich mit den MVPs der letzten Jahre aus. Nicht umsonst gehörte er lange nicht zu den Favoriten auf den Award. Aber wie er sich gerade in den letzten Wochen gegen starke Gegner präsentiert hatte, wird ihn absolut zum verdienten Sieger machen. Zumal die Konkurrenz (Mahomes, Josh Allen, etc.) nicht wirklich überzeugen konnte.
Was man nicht vergessen darf: Als er den Award 2019 zum ersten Mal gewonnen hatte, eroberte Jackson mit 22 die Liga quasi im Sturm. Mittlerweile gibt es keine Geheimnisse mehr über sein Spiel - doch stoppen kann man ihn trotzdem nicht.
So fehlt ihm nur noch der Erfolg in den Playoffs: Viermal durfte er bisher in der Postseason ran, zuletzt vor drei Jahren. Gewinnen konnte er jedoch erst ein Spiel, 2020 in der Wildcardrunde gegen die Tennessee Titans (20:13).
NFL, Week 17 - Verlierer der Woche: Philadelphia Eagles
Kaum zu glauben, dass dieses Team vor einigen Wochen noch bei 10-1 stand. Seitdem gab es Klatschen gegen die 49ers (19:42) und die Cowboys (13:33), eine Last-Second-Pleite gegen die Seahawks (17:20) und nach dem einzigen Sieg über die Giants (33:25) jetzt noch die Heimpleite gegen die Arizona Cardinals (31:35). Und das nach einem 21:6-Pausenstand. 449 Total Yards erspielte die Cards-Offense, fast 200 mehr als die Eagles (275).
Das lässt natürlich die Alarmglocken schrillen. "Letztes Jahr lief es bei uns einfach", sagte Cornerback James Bradberry. "Dieses Jahr haben wir zwar Fehler gemacht, aber am Ende lange doch noch einen Weg gefunden. Das gelingt uns gerade nicht." Also der verspätete Super-Bowl-Hangover? Fest steht: Die Defense schwächelt, die Offense kann nicht konstant genug liefern - und die Big Plays fehlen aktuell auch.
Kaum zu glauben, dass die Cowboys nächste Woche gegen die Commanders patzen werden. Heißt: Für Philly geht es bei den Giants wohl um nichts mehr, der NFC-East-Titel ist weg und in den Playoffs warten Auswärtsspiele (aktuell wären es in der Wildcard-Runde immerhin "nur" die Buccaneers).
Ein schwacher Trost: Beim Super-Bowl-Champion aus Kansas City läuft es nicht viel besser. Zwar haben Patrick Mahomes und Co. ihre Division gewonnen, doch auch sie sind von einem Favoritenstatus aktuell weit entfernt.
NFL, Week 17 - Aufreger der Woche: Die Schiedsrichter bei Cowboys - Lions
Head Coach Dan Campbell konnte es nicht fassen: Da hatte sein Team Sekunden vor dem Ende per Touchdown auf 19:20 gegen die Cowboys gestellt. Extrapunkt und Overtime? Nein, mit dem Playoff-Ticket bereits in der Tasche wollte er aufs Ganze gehen - und hatte sich dafür bereits einen Trickspielzug überlegt. Offensive Tackle Taylor Decker sollte sich mitten in der Aufregung bei den Referees als möglicher Passfänger anmelden, um dann von der Defense ignoriert zu werden und dann die zwei Punkte der Two-Point-Conversion zum Sieg einzufahren. Alle Protagonisten wussten Bescheid, sogar die Referees hatte er im Vorfeld über seinen Plan informiert.
Gesagt, getan - doch als Decker den Pass von Quarterback Jared Goff fing und die Jubelorgie startete, hatten die Referees etwas dagegen: Nicht Decker, sondern sein O-Line-Kollege Dan Skipper habe sich angemeldet und sei so als Receiver ausgerufen worden - und deshalb war Deckers Catch verboten und die Lions kassierten eine Strafe. Detroit versuchte es dennoch, diesmal mit einem konventionellen Spielzug. Der schlug fehl, die Cowboys gewannen und die Lions waren die Gelackmeierten. Verständlicherweise waren sie fuchsteufelswild und schworen Stein und Bein, dass alles regelgerecht abgelaufen war: Mit einem Sieg stünden sie jetzt angesichts der Eagles-Pleite in der NFC auf Rang zwei, der Weg durch die Playoffs wäre deutlich leichter. So drohen in der Wildcard-Runde aktuell die wieder erstarkten Los Angeles Rams.
Ein paar Mini-Erkenntnisse zur Kontroverse:
- Respekt an Dan Campbell, direkt auf die zwei Punkte zu gehen, selbst nach der Strafe. Zwar wollte er die Overtime wohl auch obwohl der höheren Verletzungsgefahr vermeiden, aber trotzdem: Diese Aggressivität, die er durch seine Entscheidungen auch im Team inspiriert, könnte sich noch bezahlt machen.
- Sämtliche Kamera-Aufnahmen wurden nach dem Spiel gefilzt wie sonst nur der Zapruder-Film: Was hatten Decker bzw. Skipper zu Head Referee Brad Allen gesagt? Wie hatte der reagiert? Wo war der Fehler passiert? In einer Aufnahme scheint Allen deutlich in Richtung Decker zu nicken, nachdem der etwas zu ihm sagt. Andererseits belegen Aufnahmen, dass Allen anschließend Nummer 70 als Receiver ausrief - also Skipper - worauf die Lions nicht reagierten. Die freundlichste Auslegung für Allen ist, dass er die beiden Linemen schlicht und ergreifend verwechselte. Die unfreundlichste ... naja. Auf jeden Fall war es nicht der erste prominente Fehler seiner Crew in dieser Saison, laut Adam Schefter von ESPN wird sie das am Ende ihre Playoff-Nominierung kosten.
- Am Ende wollte Campbell vielleicht etwas zu klug sein: Hätte er allein Decker zum Ref geschickt, wäre die Verwechslung unmöglich gewesen. Allerdings tauchten auch Skipper und Tackle Penei Sewell auf, um den Gegner zu verwirren. Um es mit Lloyd Christmas zu sagen: "Stets mit der Dummheit der anderen rechnen."
- Die Szene steht exemplarisch dafür, dass mir manchmal der Kragen platzt, wenn Schiri-Fehler mit einem "Hättet ihr mal besser gespielt!" weggewischt werden. Manchmal entscheiden eben am Ende die Unparteiischen mit ihren Patzern über Sieg und Niederlage - und dann ist es in Ordnung, das auch so zu benennen.
NFL, Week 17 - Gewinner der Woche: Die Fans
Zwar sind die Top-Seeds in der AFC und NFC schon vergeben, auch der Top-Pick im kommenden Draft steht fest. Dennoch wird Week 18 mit zwei Spielen am Samstag und 14 Partien im Sonntag eine ganz heiße Kiste: Fünf Teams kämpfen in der AFC noch um zwei verbliebene Playoff-Tickets, in der NFC sind sogar noch sechs Teams im Rennen um zwei offene Plätze.
Worauf wir uns unter anderem freuen können:
- Colts vs. Texans (Sonntag, 2.15 Uhr): Der Sieger der beiden 9-7-Teams steht in den Playoffs, so einfach ist das. Aber es könnte sogar noch um die Division-Krone der AFC South gehen, sollten die Jaguars tags darauf gegen die Titans verlieren.
- Panthers vs. Buccaneers (Sonntag, 19 Uhr): Ein Sieg für Tampa Bay und man hat die NFC South gewonnen. Patzt man gegen Carolina, dürfen aber auch Falcons und Saints noch hoffen.
- Titans vs. Jaguars (Sonntag, 19 Uhr): Mit einem Sieg sichern sich die Jags die AFC South und den Playoff-Platz.
- Packers vs. Bears (Sonntag, 22.25 Uhr): Den Packers fehlt noch ein Sieg fürs sichere Playoff-Ticket, aber der Erzrivale wird sich mit Sicherheit nicht kampflos geschlagen geben.
- Dolphins vs. Bills (Montag, 2.20 Uhr): Das Highlight zum Schluss: Miami ist schon in den Playoffs, die Bills brauchen einen Sieg, um sicher dabei zu bleiben. ABER mit einem Sieg würde Buffalo gleichzeitig noch die Krone in der AFC East und das Playoff-Heimspiel wegschnappen. Es geht also auch für die Dolphins noch um Einiges!
NFL, Week 17 - Dummheit der Woche: Panthers-Teameigner David Tepper
Die Carolina Panthers sind das schlechteste Team der NFL. Nach dem kläglichen 0:26 in Jacksonville und einer Bilanz von 2-14 ist ihnen dieser Titel auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Offenbar haben sie auch den schlechtesten Owner der Liga, und dabei sprechen wir gar nicht von miserablen Jahren, seit David Tepper die Franchise 2018 übernommen hatte: Videoaufnahmen scheinen den Milliardär dabei zu zeigen, wie er den Inhalt seines Getränkebechers durch die geöffneten Fenster seiner Loge auf die Fans darunter schüttet. Eine ganz miese Aktion, egal wie tief der Frust in diesem Moment gesessen haben mag oder welche Worte vorher in seine Richtung geflogen sein mögen. Wenn die Liga Cojones hat, verpasst sie ihm eine saftige Strafe. Bisher gab es nämlich nur ein wachsweiches "Wir wissen von dem Video und haben zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar"-Statement.
NFL, Week 17 - Abschied der Woche: Justin Fields (QB, Chicago Bears)
Nach neun Spielen standen die Bears bei einer Bilanz von 2-7, die Playoffs waren praktisch außer Reichweite und das Urteil über Franchise-QB Justin Fields vermeintlich bereits gesprochen: Auch in seinem dritten Jahr in der Liga schien der 24-Jährige den erhofften Leistungssprung nicht geschafft zu haben. Die Zeichen standen auf Trennung.
Zum Jahresende sah die Welt in Chicago plötzlich deutlich freundlicher aus: Vier Siege aus den letzten sieben Spielen, darunter gegen die Lions und bei den Vikings, die Niederlage bei den Browns war zudem ganz knapp. Und Fields? Der ließ immer wieder sein Talent aufblitzen, glänzte als Dual-Threat im Passing und Running Game. Die Fans wussten das zu schätzen: Sprechchöre mit seinem Namen waren im Soldier Field nach dem 37:17 über die Falcons am Sonntag zu hören.
Doch auch sie wissen: Es könnte das letzte Spiel von Fields in Chi-Town gewesen sein. Schließlich halten die Bears den Top-Pick aus Carolina im kommenden Draft und mit Caleb Williams und Drake Maye stehen zwei absolute Toptalente auf der QB-Position zur Auswahl. Vergangenes Jahr hatten die Bears ihrerseits den ersten Pick gehalten, ihn aber zu den Panthers getradet. Könnte man Fields halten, den Top-Pick traden und das Team um Fields herum verstärken? Auch das wäre eine Möglichkeit, doch bei dem steht in Kürze eine Extension an, erst seine Vertragsoption für das fünfte Jahr und dann eine Vertragsverlängerung. Ist es das Risiko mit ihm wert?
Da dürfte ein vielversprechender - und billiger! - Caleb Williams doch die verlockendere Option sein. Umgekehrt könnte man schließlich auch einen hohen Draft Pick für Fields bekommen, sollte man ihn traden. Schließlich sind genügend Teams auf der Suche.
NFL, Week 17 - lange Touchdowns der Woche
- CeeDee Lamb (Cowboys): Sein 92-Yard-Score war die Krönung einer sensationellen Vorstellung (13 Catches, 227 Yards). Einen längeren Touchdown-Catch hat es in der glorreichen Cowboys-Geschichte erst einmal gegeben, und zwar 1966 (Don Meredith auf Bob Hayes für 95 Yards).
- Gunner Olszewksi (Giants): Er war bei seinem Punt Return eigentlich schon von mindestens zwei Rams getackelt. Mit einer Art doppeltem Spin Move riss sich Olszewksi aber los und war dann auf und davon. 94-Yard-Touchdown!
- Sydney Brown (Eagles): Immerhin ein Highlight für Philly an diesem Sonntag! Brown fing einen völlig missglückten Pass von Kyler Murray kurz vor der eigenen Endzone ab. Es sah aus, als würde er den Ball bis zur Mittellinie zurücktragen, doch dann ein Cutback in die Mitte und ein richtig gemeiner Haken gegen Receiver Rondale Moore und es wurde ein 99-Yard-Pick-Six.
NFL, Week 17 - Weitere Gewinner
Joe Flacco: Irgendwie landet der fast 39 Jahre Browns-Quarterback Woche für Woche in dieser Kategorie. Andererseits mehr als verdient, schließlich hat er Cleveland vom Sofa direkt in die Playoffs geführt. Und sogar die Konkurrenz wünscht ihm alles Gute, wenn er ihnen eine Abreibung verpasst.
Jordan Love: Bei 30 Touchdown-Pässen steht der Nachfolger von Aaron Rodgers in Green Bay ein Saisonspiel vor Schluss. Das hat in 104 Jahren noch kein Quarterback der Chicago Bears geschafft ...
Mike Tomlin: Der Head Coach der Steelers hat zum 17. Mal hintereinander eine Saison ohne negative Bilanz erreicht (dreimal gab es seit 2007 ein 8-8). Auch der QB-Wechsel auf Mason Rudolph hat sich zuletzt bezahlt gemacht, Pittsburgh hat noch Playoff-Chancen.
Harrison Butker: Der Kicker der Kansas City Chiefs erzielte beim 25:17 über die Bengals die letzten 18 Punkte seines Teams per Field Goal. Auf ihn könnte es angesichts der stotternden Offense auch in den Playoffs so sehr ankommen wie noch nie.
Tampa Bay Buccaneers: Baker Mayfield und Co. waren beim 13:23 gegen die Saints richtig schlecht. Aber wer für das sichere Playoff-Ticket in Week 18 nur bei den Panthers gewinnen muss, gehört dann irgendwie doch zu den Gewinnern.
NFL, Week 17 - Weitere Verlierer
Denver Broncos: Die Nummer mit Russell Wilson wird man in der Liga so schnell nicht vergessen, das könnte beim einen oder anderen Free Agent das Zünglein an der Waage werden. Die Playoffs diese Saison sind weg, das Tischtuch mit Wilson zerschnitten. 2024 braucht es also einen neuen Quarterback, Geld oder hohe Picks hat man dafür aber nicht. Gut möglich, dass die Playoff-Dürre (seit dem Titel 2015 konnte man die Postseason nicht mehr erreichen) noch etwas anhält.
Miami Dolphins: Letzte Woche noch knapp gegen die Cowboys gewonnen, diesmal gegen die Ravens ein absolutes Ei gelegt - und zudem auch noch Pass Rusher Bradley Chubb verloren (Kreuzbandriss). Daheim gegen die Bills könnte man die AFC East jetzt doch noch verspielen.
Run-Defense der Seattle Seahawks: Der Gameplan der Steelers ist kein Geheimnis, dennoch ließ man daheim 202 gegnerische Rushing Yards zu. Das hob den Schnitt in den letzten sechs Spielen (2-4) auf 170 zugelassene Yards am Boden. Resultat: Das Playoff-Ticket ist so gut wie weg.
Minnesota Vikings: Wie so oft schwer zu entscheiden, ob Kirk Cousins mit dieser Aktion nun zu den Verlierern oder doch zu den Gewinnern zählt. Naja, sein Team nach dem 10:33 daheim gegen Green Bay auf jeden Fall zu Ersteren.