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"Er ist der Beste der Liga": Warum ein Running Back in der NFL nicht (mehr) MVP werden kann

Von Stefan Petri
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Saquon Barkley überrollt die NFL. Könnte der Running Back der Philadelphia Eagles sogar MVP werden - oder muss es ein Quarterback sein?

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Außerdem dabei: Ein Playoff Picture in Aufruhr, vogelwilde Minuten in Washington, Spaß mit Jameis und Probleme bei C.J. Stroud.

Hier geht es zu den Spielberichten von Week 12.

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NFL, Week 12 - Erkenntnis: Warum ein Running Back nicht (mehr) MVP werden kann

Als Running Back hat man es schwer in der NFL: Nicht nur in finanzieller Hinsicht ging es für die Ballträger in den letzten Jahren stetig bergab, mit kürzeren und geringer dotierten Bezügen. Auch die Zeiten, da man ein gewichtiges Wörtchen um den MVP mitreden konnte, sind vorbei. Im vergangenen Jahrtausend teilte man sich den Award mit den Quarterbacks fast brüderlich auf, doch seit 2007 konnte mit Adrian Peterson (2012) nur noch ein RB den Preis für den wertvollsten Spieler abstauben. Mehr noch: 2017 war das letzte Jahr, dass mit Todd Gurley ein Back überhaupt eine (Erst-)Stimme von den Journalisten bekam, also vor sieben Jahren.

Auf der Jagd nach Storylines wird die Frage, ob ein Running Back nicht endlich mal wieder MVP werden könnte - oder zumindest in der "Conversation" ist - dennoch in so ziemlich jeder Saison zwischenzeitlich ausgepackt, sobald Derrick Henry, Christian McCaffrey und Co. mal ein paar starke Spiele am Stück hinlegen. Aktuell ist Saquon Barkley von den Philadelphia Eagles an der Reihe.

Das soll nicht despektierlich klingen, denn die Leistungen des 27-Jährigen waren zuletzt überragend: 255 Rushing Yards (insgesamt 302) gegen die Los Angeles Rams, darunter zwei Touchdown-Runs von mindestens 70 Yards in der zweiten Hälfte. Eine Performance in den Top-10 all-time für Rushing Yards, das erst zwölfte Spiel mit mindestens 300 Yards Raumgewinn eines einzelnen Akteurs. Damit steht Barkley aktuell bei 1.649 Scrimmage Yards (1.392 davon Rushing), mit zwölf Touchdowns und nur einem Fumble. 126,5 Yards Rushing pro Spiel sind es nach gleich mehreren Heldentaten in den letzten Wochen, der ewige Rekord von 2.104 Rushing Yards in einer Saison scheint erreichbar. "Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben, sie geht weiter", warnte Barkley nach dem Rams-Spiel.

Das ist doch MVP-würdig, oder nicht? Bei den Buchmachern ist Barkley mittlerweile auf Platz drei hochgeschossen. "Man kann argumentieren, dass er eine MVP-würdige Saison spielt bisher", sagt sogar ein Gegner, in diesem Fall Head Coach Sean McVay von den Rams. Das Lob der Teamkollegen fällt natürlich ebenfalls lautstark aus. "Er ist der Beste der Liga. Niemand kann es so gut wie er", sagte sein Quarterback Jalen Hurts.

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Und doch müsste schon einiges zusammenkommen, um Barkley im MVP-Rennen ganz nach vorn zu hieven. Die Eagles (9-2) müssten in der NFC wohl an den Detroit Lions (10-1) vorbeiziehen, mit Barkley weiterhin als klar bestem Spieler. Die vor ihm gerankten Quarterbacks Josh Allen (Bills) und Lamar Jackson (Ravens) müssten sich gleich mehrere schwache Spiele leisten - und das Knacken der ewigen Bestmarke von Eric Dickerson aus dem Jahr 1984 würde natürlich ebenfalls helfen. Insofern ist es nicht "unmöglich".

Fakt ist aber auch, dass ein Großteil der wahlberechtigten Journalisten im Zweifelsfall dennoch für einen Quarterback stimmen würde. Selbst wenn das mittlerweile "langweilig" ist, wenn Barkley nach seinem Abschied von den Giants in der Offseason und einer bislang famosen Saison vielleicht die spannendere Story wäre. QBs sind in der NFL einfach die mit Abstand wichtigsten Spieler und so per se "wertvoller", die Running Backs leben noch stärker von der vor ihnen blockenden O-Line und können ein Spiel nicht so konstant so stark beeinflussen wie der Mann, der in jedem Play den Football in der Hand hat.

Das weiß auch Barkley: "Die Jungs hier sind unglaublich, sie machen mir den Job leichter. Ich werde wahrscheinlich viele Komplimente bekommen und so, aber in Wahrheit ist das ein Teamsport, und das ist das Schöne daran." Und weiter: "Wenn man sich meine Plays heute anschaut, sieht man so viele Spieler, die sich für mich aufopfern." Natürlich gilt das auch für die Quarterbacks, aber an Allen UND Jackson vorbeizukommen, das wird Barkley auch mithilfe der gefürchteten O-Line der Eagles schaffen.

Was man ihm, und unter anderem auch Derrick Henry in Baltimore, aber gar nicht hoch genug anrechnen kann: Sie haben, gezeigt, dass die "Franchise Backs" doch noch nicht ausgestorben sind, dass ein Elite-Running-Back immer noch einen enormen Unterschied ausmachen kann. Quarterbacks haben mittlerweile die Marke von 60 Millionen Dollar pro Jahr geknackt, für Barkley gab es in der Offseason in einem Dreijahresvertrag gerade mal 26 Mio. garantiert. Henry musste sich mit garantierten neun Mio. Dollar für ein Jahr abspeisen lassen, nach vielen dominanten Jahren bei den Tennessee Tians.

Mehr als der Award für den Offensive Player of the Year ist für das Duo aller Wahrscheinlichkeit nach nicht drin. Sich damit trösten zu können, dass man eine ganze Position aus dem Schattendasein geholt hat, ist aber auch nicht zu verachten.

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NFL, Week 12: So sieht das Playoff Picture aus

Überraschende Niederlagen der Steelers, Commanders, Texans (und vielleicht auch Cardinals) haben das Playoff-Rennen zumindest teilweise durcheinandergewirbelt.

  • In der AFC North sind die Ravens wieder an Pittsburgh herangerückt und können so auf Heimvorteil zumindest in der ersten Playoff-Runde hoffen. Das direkte Duell in Baltimore am 21. Dezember verspricht ein Knaller zu werden.
  • Die Texans schwächelten in den letzten Wochen, aber die Colts verloren ebenfalls und bleiben so in der AFC South auf Distanz. Nicht abschreiben darf man nach drei Siegen in Folge die Dolphins - die Offense läuft wieder auf Hochtouren. Aber die Broncos spielen aktuell einfach unglaublich beständig: Bricht Rookie-QB Bo Nix nicht ein, könnte man nach den anstehenden Heimspielen gegen die Browns und Colts kaum noch abzufangen sein.
  • In der NFC sind die drei Teams der North Division (Lions, Vikings, Packers) praktisch safe, die Eagles ebenfalls. In der NFC West regiert allerdings weiterhin das Chaos: Mit einem Sieg im direkten Duell katapultierten sich die Seahawks an Arizona vorbei auf den dritten Platz in der Conference, die Rams und 49ers (5-6) dürfen ebenfalls noch hoffen. Und so wie Washington gerade spielt - drei Niederlagen in Folge -, scheint plötzlich eine weitere Wildcard nicht mehr sicher vergeben zu sein. Womöglich werden die kommenden Wochen doch deutlich spannender als gedacht.

NFL: Diese Teams wären aktuell in den Playoffs

AFCNFC
Platz 1Kansas City Chiefs (10-1)Detroit Lions (10-1)
Platz 2Buffalo Bills (9-2)Philadelphia Eagles (9-2)
Platz 3Pittsburgh Steelers (8-3)Seattle Seahawks (6-5)
Platz 4Houston Texans (7-5)Atlanta Falcons (6-5)
Wild CardBaltimore Ravens (8-4)Minnesota Vikings (9-2)
Wild CardLos Angeles Chargers (7-4)Green Bay Packers (8-3)
Wild CardDenver Broncos (7-5)Washington Commanders (7-5)
VerfolgerMiami Dolphins (5-6)Arizona Cardinals (6-5)
VerfolgerIndianapolis Colts (5-7)Tampa Bay Buccaneers (5-6)
VerfolgerCincinnati Bengals (4-7)Los Angeles Rams (5-6)
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NFL, Week 12: Gewinner der Woche

Jameis Winston (Cleveland Browns)

Licht und Schatten wechseln sich beim Quarterback in schöner Regelmäßigkeit ab, das weiß mittlerweile jeder. Im Thursday Night Game gegen die Steelers (24:19) brachte Jameis aber im einsetzenden Schneetreiben nicht nur eine solide Leistung (219 Passing Yards, INT, Rushing-TD, QBR 80.0), sondern auch eine kindliche Freude, die einfach ansteckend ist. Da wurde an der Seitenlinie "Jingle Bells" gesungen oder mit der TV-Crew nach dem Spiel ein Schnee-Engel aufs Feld gezaubert - bäuchlings wohlgemerkt. Mit ihm wird es einfach nie langweilig.

Carolina Panthers

Ja, das Heimspiel gegen die Kansas City Chiefs ging verloren (27:30), im Hinblick auf den Draft ist das aber gar nicht so schlimm. Viel wichtiger: Die Offense um Bryce Young machte wieder einen Schritt nach vorn, der Second-Year-QB machte sein wohl bestes Saisonspiel. Seit 2013 hatten nur zwei Teams gegen KC 75 Prozent aller Drives mit Punkten abgeschlossen - die Panthers sind das dritte. Außerdem gelangen gleich fünf Sacks gegen Patrick Mahomes, mehr hat dieser in einem Spiel noch nie kassiert. In Carolina keimt so langsam wieder Hoffnung auf.

Die Schlussphase von Commanders vs. Cowboys

Ein eigentlich schon verpatzter Kickoff-Return, der dann doch noch zum Touchdown zurückgetragen wird. Ein 86-Yard-Touchdown mit vergebenem Extrapunkt. Ein Field Goal. Ein Touchdown inklusive Two-Point-Conversion. Ein Onside-Kick-Touchdown (!!!). In den letzten dreieinhalb Minuten im Northwest Stadium sahen die Fans nicht nur jede Menge Drama, sondern insgesamt auch 31 Punkte - so viele gab es in der Super-Bowl-Ära zuvor nur ein einziges Mal.

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NFL, Week 12: Verlierer der Woche

Christian McCaffrey (San Francisco 49ers)

Große Hoffnungen hatten die 49ers in die Rückkehr des vielseitigen Running Backs gesteckt, er sollte die so verkorkste Saison wieder in die Spur bringen. Bisher ist das "CMC" in drei Spielen eindeutig nicht gelungen: Nur 3,5 Yards pro Carry in drei Spielen, er wartet noch auf einen Touchdown, und gegen die Packers unterlief ihm auch noch ein kostspieliger Fumble. Niemand weiß, wie McCaffrey die Achillessehnenprobleme weggesteckt hat, und er ist bei Weitem nicht das größte Problem in San Francisco. Aber positiv herausstechen konnte er eben auch noch nicht.

C.J. Stroud (Houston Texans)

Noch halten die Texans Kurs auf die Playoffs, aber der Quarterback gibt aktuell Anlass zur Sorge. Vier Touchdowns und sechs Interceptions für Stroud seit Week 7, die Offense des Teams ist ins Stottern geraten. Die O-Line kann Stroud nicht konstant beschützen, zudem macht er mehr Fehler als noch in seiner Rookie-Saison. Ergibt in der Summe drei Pleiten aus den letzten vier Spielen. "Dass ich unter meinem Level spiele, ist kein Geheimnis", zeigte er sich selbstkritisch. "Ich muss einfach besser werden."

Malik Nabers (New York Giants)

Der Rookie-Receiver beschwerte sich nach dem 7:30 gegen die Bucs am Sonntag öffentlich über zu wenige Pässe in seine Richtung. "Im ersten und zweiten Viertel habe ich den Ball nicht bekommen. Erst am Ende. Das geht einfach nicht." Was war da los? "Keine Ahnung, fragt [Head Coach Mike] Daboll." Damit kann Nabers, der in den ersten Saisonwochen noch so geglänzt hatte, sogar Recht haben. Öffentliche Kritik in dieser Form ist aber ein No-Go, vor allem wenn mit Tommy DeVito ein neuer Starting-QB eingesetzt wird.

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NFL, Week 12: Statistiken der Woche

  • Mit einer Bilanz von 8-3 sind die Green Bay Packers nach Week 12 nur auf Platz drei in der eigenen Division. Das gab es seit dem NFL-AFL-Zusammenschluss 1970 noch nie.
  • Noch einmal Saquon Barkley: Seine 255 Rushing Yards waren ein Career High, ein Season High für die NFL, ein Franchise-Rekord für die Eagles - und die meisten Rushing Yards gegen die Rams überhaupt.
  • Derrick Henry von den Baltimore Ravens gelang gegen die Chargers sein 20. Spiel mit mindestens 140 Rushing Yards. Das ist Platz sieben der ewigen Bestenliste.

NFL Saison 2024: Week 13 im Überblick

Datum

Heim

Auswärts

Donnerstag, 28. November

Detroit LionsChicago Bears

Donnerstag, 28. November

Dallas CowboysNew York Giants

Freitag, 29. November

Green Bay PackersMiami Dolphins

Freitag, 29. November

Kansas City ChiefsLas Vegas Raiders

Sonntag, 1. Dezember

Atlanta FalconsLos Angeles Chargers

Sonntag, 1. Dezember

Cincinnati BengalsPittsburgh Steelers

Sonntag, 1. Dezember

Minnesota VikingsArizona Cardinals

Sonntag, 1. Dezember

New England PatriotsIndianapolis Colts

Sonntag, 1. Dezember

New York JetsSeattle Seahawks

Sonntag, 1. Dezember

Washington CommandersTennessee Titans

Sonntag, 1. Dezember

Jacksonville JaguarsHouston Texans

Sonntag, 1. Dezember

New Orleans SaintsLos Angeles Rams

Sonntag, 1. Dezember

Carolina PanthersTampa Bay Buccaneers

Sonntag, 1. Dezember

Baltimore RavensPhiladelphia Eagles

Montag, 2. Dezember

Buffalo BillsSan Francisco 49ers

Dienstag, 3. Dezember

Denver BroncosCleveland Browns
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