NHL

Nicklas Lidström verlässt nach 20 Jahren die NHL

SID
Schluss. Aus. Vorbei. Nicklas Lidström tritt nach 20 Jahren zurück
© Getty

Als Nicklas Lidström Anfang Februar dieses Jahres an einer Pressekonferenz im "Big House" teilnahm, führte allein diese Präsenz zu Spekulationen. Damit, so dachten alle, müsste dieser legendäre Eishockeyspieler der Detroit Red Wings doch auch am Neujahrstag 2013 beim Winter Classic der NHL gegen die Toronto Maple Leafs dabei sein.

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Mit ihrem Spiel vor 115.000 Zuschauern werden die beiden traditionsreichen NHL-Teams im Football-Stadion der University of Michigan in Ann Arbor für einen Besucher-Weltrekord im Eishockey sorgen. Aber seit diesem Donnerstag steht fest, dass Lidström entgegen aller Erwartungen nicht Teil dieses Spektakels sein wird: Nach 20 Spielzeiten im Trikot der Red Wings verkündete der Schwede in Detroit seinen Rücktritt.

Es fehlten ihm "der Biss und die Motivation", die auf dem hohen Level der NHL aber unabdingbar seien, sagte Lidström: "Indem ich hier und heute zurücktrete, kann ich erhobenen Hauptes abtreten, statt eines Tages zum Rücktritt gezwungen zu werden."

"Rücktritt das Schlimmste"

Im Alter von 42 Jahren sollte ein Karrierende keine Überraschung mehr sein, dennoch steht die Eishockeywelt unter Schock. "Ich habe den heutigen Tag seit meinem Amtsantritt 1997 gefürchtet", sagte Detroits General Manager Ken Holland. Einer der besten Verteidiger in der nahezu 100-jährigen Geschichte der NHL ist abgetreten.

Die Tragweite der Neuigkeit twitterte der für seine pointierten Kommentare bekannte Eishockeyprofi Paul Bissonnette von den Phoenix Coyotes: "Lidströms Rücktritt ist das Schlimmste, was Detroit seit dem Zusammenbruch der Autoindustrie passieren konnte."

Mitglied im "Triple Gold Club"

Doch während die Autostadt aus Michigan sich langsam von der Krise erholt, stehen die Red Wings zunächst vor einem massiven Problem: Auszeichnungen und Meilensteine verdeutlichen, welch dominanter Spieler da abtritt. Siebenmal seit 2001 wurde Lidström mit der Norris Trophy für den besten Verteidiger der NHL ausgezeichnet.

International gehört Lidström als einer von weltweit nur 25 Spielern zum elitären "Triple Gold Club". Eishockeyspielern also, die neben dem Stanley Cup auch mindestens je einmal Gold bei einer Weltmeisterschaft und Olympischen Winterspielen gewonnen haben. Lidström ist sogar vierfacher NHL-Champion, 1991 wurde er mit Schweden Weltmeister und 2006 in Turin Olympiasieger.

1564 Spiele und kein Teamwechsel

Für die Red Wings, die ihn 1989 im Talentedraft ausgewählt hatten, bestritt Lidström sämtliche seiner 1.564 Spiele in der NHL; seine 1.142 Scorerpunkte (264 Tore, 878 Vorlagen) qualifizieren ihn für Platz sechs der punktbesten NHL-Verteidiger der Geschichte. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Lidströms Rückennummer "5" in Detroit künftig nicht mehr vergeben werden wird. Auch die Aufnahme in die "Hall of Fame", die Ruhmeshalle der NHL, ist nur eine Frage der Zeit.

In zwei Dekaden als Eishockeyprofi umgab Lidström nie der Hauch eines Skandals, kein Trainer übte je Kritik an ihm, weil er niemals Egoismus oder Illoyalität zur Schau stellte. Dafür umso mehr sein Talent. "Er ließ alles, was er machte, leicht aussehen", sagte sein langjähriger Trainer in Detroit, der gleichfalls legendäre Scotty Bowman: "Er war ein Eishockeyspieler ohne Schwächen."

Das sieht auch Paul Coffey so, auch er eine Verteidigerlegende und in Lidströms ersten Jahren in Nordamerika eine Art Mentor für den Schweden. "Nicky hatte alles, nur keine Schwächen", sagte Coffey: "Aber schon mit 22, als ich ihn kennenlernte, hatte er Würde und Klasse." Nicht wenige gehen deshalb so weit zu sagen: Man musste kein Detroit-Fan sein, um Lidström zu schätzen - man hatte einfach keine andere Wahl.

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