Stolz posierte Tim Stützle mit seiner ersten NHL-Trophäe. Nach seinem Premierentreffer in der stärksten Eishockey-Liga der Welt wollte der neue deutsche Shootingstar den Puck gar nicht mehr hergeben. "Ich denke, ich werde ihn selbst behalten", sagte der 19-Jährige, der mit einem Traumtor sein Debütwochenende bei den Ottawa Senators eindrucksvoll gekrönt hatte.
"Es war definitiv ein großartiges Gefühl, aber am Ende hätte ich gerne gewonnen", sagte Stützle nach der 2:3-Niederlage gegen die Toronto Maple Leafs. Aber: "Es wird etwas sein, das ich niemals vergessen werde."
Lediglich ein paar Trainingseinheiten und zwei Spiele brauchte der ehemalige Mannheimer, um seinen Trainer, die Mitspieler und Fans in Verzückung zu versetzen. "Er wird ein sehr guter Spieler", sagte sein Coach D.J. Smith: "Ich denke, das werdet ihr dieses Jahr mehr und mehr sehen."
Stützle ist dank seines "Wahnsinnstors" (Smith) noch mehr zum Gesprächsthema im Mutterland seiner Sportart geworden. Neun Minuten vor Schluss hatte er sich ein Herz gefasst, den hoch anfliegenden Puck kurz auftippen lassen und dann ins gegnerische Tor gedonnert. "Ich habe ihn ziemlich perfekt getroffen", sagte Stützle zufrieden.
NHL: Stützle der drittjüngste Torschütze der Liga-Geschichte
Sein Start in die NHL ist auf jeden Fall geglückt. Zunächst am Freitag das Debüt gegen Toronto, nun im zweiten Spiel das erste Tor. Leon Draisaitl, in der vergangenen Saison bester Eishockeyspieler der Welt, hatte in seinem achten NHL-Spiel erstmals getroffen. "Ich habe mehr Selbstvertrauen. Ich fühle mich besser", sagte Stützle auf den Unterschied zwischen seinen ersten beiden Partien angesprochen.
Bisher verläuft das große Abenteuer NHL für den Youngster wie im Film - in einem guten. Mit viel Vorschusslorbeeren war er nach der Junioren-WM, bei der er zum besten Stürmer des Turniers gewählt worden war, nach Kanada gekommen. Doch vom Druck ließ er sich (bisher) weder beeindrucken noch seine Unbekümmertheit nehmen.
"Ich versuche, so viel wie möglich aufzusaugen. Es ist alles so schnell gegangen nach der WM", sagte Stützle, der nun der drittjüngste Torschütze in der NHL-Geschichte der Senators ist: "Ich habe Dinge, an denen ich arbeiten muss, es ist viel zu lernen. Aber es macht sehr viel Spaß, hier zu sein."
Auch Trainer Smith gab zu bedenken: "Es ist hart. Hierherkommen, neue Leute, nur ein paar Trainingseinheiten. Aber er ist ein spezieller Spieler."
Das sehen auch seine Teamkollegen so. "Man kann wirklich sagen, dass er eine Bereicherung sein wird. Nicht nur für unser Team, sondern für die gesamte Liga", hatte sein Zimmerkollege Brady Tkachuk bereits nach dem ersten Spiel erklärt. Und der erfahrene Derek Stepan, der Stützle bei den Senators unter seine Fittiche genommen hat, betonte: "Er hat sofort allen gezeigt, dass er alles geben und weiter lernen will." Und dass er traumhafte Tore erzielen kann.