Der 25-Jährige spricht außerdem über die positive Entwicklung im deutschen Eishockey und verrät, was sich bei den Edmonton Oilers ändern muss, wenn das Team in den nächsten Jahren den Stanley Cup angreifen will.
Dazu gibt Draisaitl, der in jungen Jahren schon die Hart Trophy als wertvollster Spieler der NHL gewonnen hat und zu den besten Spielern der Welt zählt, einen reflektierten Blick auf seine so erfolgreiche bisherige Karriere.
Herr Draisaitl, die Olympischen Spiele Tokio sind zu Ende gegangen. Wie sehr haben Sie vor dem Fernseher mitgefiebert?
Leon Draisaitl: Schon sehr. Ich kenne Alexander Zverev ganz gut, wir verstehen uns super und ich habe mich riesig über seine Goldmedaille gefreut. Für ihn persönlich war das eine große Geschichte, aber auch für den ganzen deutschen Sport. So wie viele andere tolle Erfolge deutscher Sportler auch, da fiebert man mit und schaut immer wieder gerne rein, was gerade so läuft in Tokio.
Im nächsten Jahr könnten Sie auch bei den Olympischen Spielen dabei sein. Es ist zwar nach wie vor noch unsicher, aber es deutet immerhin einiges darauf hin, dass die NHL-Spieler in Peking wieder mit von der Partie sind.
Draisaitl: In Peking dabei zu sein, würde mir extrem viel bedeuten. Das ist das Größte, was du als Sportler erreichen kannst. Das gilt für uns NHL-Spieler genauso wie für andere Sportler, da denkt niemand anders, jeder will zu Olympia. Ich hoffe sehr, dass es wirklich so kommt und eine Einigung gefunden wird. Ich würde mich sehr freuen, es wäre ganz sicher etwas ganz Besonderes für mich.
Ihr Vater war ja schon bei Olympia.
Draisaitl: (lacht) Und der Penalty ist nicht reingegangen in Albertville. Diese Verbindung habe ich natürlich auch zu den Winterspielen, damals war ich 6 Jahre alt. Ich erinnere mich aber auch noch sehr gut an das Gold-Tor von Sidney Crosby für Kanada gegen die USA in Vancouver, das war Wahnsinn. Generell hat Eishockey bei Winterspielen einfach einen ganz großen Stellenwert. Jeder Fan will die besten Spieler der Welt dort gegeneinander antreten sehen. Gerade im Eishockey waren das immer besondere Turniere.
Der neue NFL-Newsletter von SPOX-Experte Adrian Franke pünktlich zum Super Bowl - jetzt anmelden!
Beim letzten Olympischen Turnier schrammte Deutschland im Eishockey nur ganz knapp an der Gold-Sensation vorbei. Jetzt kommen wohl alle Mannschaften mit allen Stars. Aber Deutschland hat einen Schritt nach vorne gemacht. Was ist möglich?
Draisaitl: Wir müssen uns vor niemandem auf der Welt mehr verstecken, das können wir so selbstbewusst sagen. Wir werden eine sehr, sehr gute Mannschaft haben, in der so wie bei anderen Nationen auch viele NHL-Spieler stehen werden. Hoffentlich werden wir einige Favoriten ärgern können. Ob es jetzt wieder zu Silber reichen kann, lasse ich mich mal dahingestellt. Aber wir fliegen sicher nach Peking, um zu versuchen, etwas Besonderes zu erreichen. Das deutsche Eishockey wird von Jahr zu Jahr besser, es klopfen immer mehr Spieler an die Tür zur NHL. Ich würde mir wünschen, dass es in den nächsten Jahren so weitergeht und wir immer noch näher an die Weltspitze heranrücken.
Leon Draisaitl: "Es gibt immer noch so viel, wo ich mich verbessern kann"
Sie sind 25 Jahre alt und zählen zweifellos zu den besten Spielern der Welt, der Gewinn der Hart Trophy 2020 als wertvollster Spieler der Liga war ein Ausdruck dessen. Wie blicken Sie auf Ihre bisherige Karriere?
Draisaitl: Ich bin natürlich stolz auf das, was ich schon erreichen konnte. Mein Ziel war es immer, einer der besten Spieler der Welt zu werden. Es ist schön, die Bestätigung zu bekommen, ich bin aber dennoch vorsichtig. Man darf sich nie ausruhen. 25 ist immer noch relativ jung, es gibt immer noch so viel, wo ich mich verbessern kann. In diesem Sommer arbeite ich wieder an meinem gesamten All-Around-Game, weil ich weiß, dass ich in jeder Facette noch drauflegen kann. Ich will überall besser werden, damit ich auch die Ziele erreichen kann, die ich mir für die nächsten Jahre gesteckt habe. Allen voran den Stanley Cup zu gewinnen.
Sie hatten mit den Oilers eine starke Regular Season, nur um dann in den Playoffs gegen Winnipeg eine ganz bittere Enttäuschung zu erleben. Woran hat es gelegen?
Draisaitl: Es war eine ganz komische Serie gegen die Jets. Ich spreche sehr ungerne von Pech im Sport, aber in der Serie war es wirklich auch so, dass uns ein bisschen das Glück gefehlt hat. Wir haben auch nie zum richtigen Zeitpunkt die Tore geschossen, das hat uns sehr wehgetan. Und wir haben auch Fehler gemacht, sowohl individuell als auch vom System her. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns das noch stärker machen wird. Die Erfahrung war bitter, aber wir wissen jetzt sehr genau, welche Fehler in der kommenden Saison nicht mehr passieren dürfen. Das wird uns helfen.
Das Team wurde mit Duncan Keith oder Zach Hyman auch prominent verstärkt.
Draisaitl: Wir sind auf jeden Fall durch die Verpflichtungen des Sommers eine bessere Mannschaft geworden, der Kader ist verstärkt worden. Jetzt liegt es an uns Spielern. Wir müssen in der nächsten Saison eine Mannschaft aufs Eis stellen, die erfolgreich Eishockey spielt. Wir wollen den Stanley Cup angreifen. Es muss nicht zwingend in der nächsten Saison sofort passieren, diesen Druck würde ich uns nicht auferlegen wollen, aber in den nächsten Jahren wollen wir am Ende der Saison mal ganz oben stehen - das ist klar.