NHL

Peter Draisaitl im Interview: "Was mich an Leon beeindruckt, ist seine Fähigkeit, sich anzupassen"

Leon Draisaitl ist Topscorer der Edmonton Oilers.
© getty
Cookie-Einstellungen

McDavid gilt universell als derzeit bester Spieler der Welt. Danach wird vor allem Nathan MacKinnon genannt, Leon eher weniger.

Draisaitl: Ich kann mit diesen Diskussionen herzlich wenig anfangen. Nach welchen Kriterien wollen wir das denn bewerten? Ist ein Stürmer wichtiger als ein Verteidiger? Oder ist doch der Goalie am wertvollsten? Bin ich besser, wenn ich Tore verhindern kann, oder wenn ich 50 schieße? Ist nicht derjenige der beste Spieler der Welt, der die meisten Stanley Cups gewonnen hat? Man kann vielleicht sagen, dass McDavid offensiv der beste Spieler aktuell ist. Aber es gibt sicher Spieler, die einen besseren Schuss haben. Die bessere Bully-Spieler sind. Für mich führen diese Diskussionen zu nichts. Ich wünsche jedem Spieler einfach, dass er wenigstens einmal in seiner Karriere das Glück hat, am Ende einer Saison etwas in die Höhe stemmen zu dürfen. Darum geht es und dieses Gefühl ist mit nichts zu vergleichen.

Okay, ein anderer Versuch: McDavid/Draisaitl ist sicher jetzt schon eines der besten Duos der Geschichte. Wir denken an Mario Lemieux und Jaromir Jagr oder an Peter Forsberg und Joe Sakic beispielsweise. Wem ähneln McDavid/Draisaitl am meisten?

Draisaitl: Das ist eine gute Frage, auch wenn es schwer zu vergleichen ist. Alleine schon deshalb, weil niemand so ein Typ ist wie McDavid. Vielleicht am ehesten MacKinnon oder Matthew Barzal, aber das ist schwierig. Was man aber sagen kann, ist, dass Connor und Leon der Wille verbindet, sich gegenseitig hochzuziehen und das Team nach vorne zu bringen. Diesen Willen sieht man bei beiden. Sie tun alles dafür, mit den Oilers endlich in den Playoffs Erfolg zu haben.

Auch wenn Edmonton zuletzt eine Krise hatte, es wäre auch mal an der Zeit für einen langen Playoff-Run.

Draisaitl: Es ist unbedingt an der Zeit. Die Öffentlichkeit in Kanada hat zu hundert Prozent Recht, wenn sie jetzt Playoff-Erfolge von den Oilers erwartet. Wenn nicht jetzt, ja wann denn dann bitteschön? Connor und Leon sind jetzt Mitte 20, es muss jetzt passieren.

Peter Draisaitl: "Wenn es ein Trottel nicht versaut hätte"

Bevor es in den Playoffs heiß wird, stehen die Olympischen Spiele in Peking an. Auch wenn immer mehr Zweifel aufkommen aufgrund der Coronalage, hoffen wir alle, dass die NHL-Jungs dabei sein werden.

Draisaitl: Die Olympischen Spiele sind alle vier Jahre das größte Sportereignis der Welt. Stimmt doch, oder? So habe ich das jedenfalls verstanden. Wenn das so ist, dann müssen doch aber auch die besten Spielerinnen und Spieler daran teilnehmen. Ich verstehe die Sichtweise der Besitzer in der NHL zwar gut. Sie haben gar nichts davon und bekommen im schlechtesten Fall einen verletzten Spieler zurück. Dennoch müssen die Jungs da einfach dabei sein. Das olympische Eishockey-Turnier ist ohne sie einfach nicht das gleiche. Ich habe für Peking nur die Befürchtung, dass die Winterspiele aufgrund der Pandemie nicht das Flair haben werden, das ich dreimal erleben durfte. Das wäre bitter und das würde mir für die Sportler sehr leidtun.

2018 hat Deutschland sensationell Silber geholt. Das ist aber nicht realistisch, wenn die NHL-Stars bei allen Ländern dabei sind. Oder was ist Ihre Prognose?

Draisaitl: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Natürlich sind Kanada und Russland die großen Favoriten, das waren sie immer und das werden sie wohl auch immer bleiben, aber ich habe das Gefühl, dass einer deutschen Eishockey-Nationalmannschaft in einem großen Turnier heutzutage alles zuzutrauen ist. Es gibt keine Mannschaft, die so aufopferungsvoll spielt wie die deutsche, das haben wir in den vergangenen Jahren gesehen. In einem kurzen Turnier ist da alles möglich. Es ist zwar nie gut genug, aber im deutschen Eishockey hat sich viel getan im letzten Jahrzehnt, was die Ausbildung und Förderung der Talente angeht. Dort wurde ein sehr guter Job gemacht.

Das DEB-Team mit Peter Draisaitl 1992 in Albertville.
© imago images
Das DEB-Team mit Peter Draisaitl 1992 in Albertville.

Sie waren dreimal bei Olympia dabei, woran denken Sie am liebsten zurück?

Draisaitl: Es ist unmöglich, ein Erlebnis herauszustellen. Nagano war ganz besonders, weil du da ganz nah an Wayne Gretzky und Co. dran warst, das war natürlich saulässig. Dann war ich als ganz junger Kerl 1988 in Calgary dabei, im Eishockey-Mekka Kanada, im Saddledome, das war mein erstes großes Turnier überhaupt und ein absolutes Highlight. Vier Jahr später Albertville war auch großartig, dort hätten wir auch noch ein bisschen weiter kommen können, wenn es ein Trottel nicht versaut hätte. (lacht)

Wann haben Sie Ihren berühmten Penalty das letzte Mal gesehen?

Draisaitl: Ach, keine Ahnung. Alle vier Jahre, wenn ihr Journalisten das thematisiert und es irgendwo im TV nochmal zu sehen ist. Aber wie auch immer: Olympische Spiele sind das Nonplusultra im Sport, diese Erfahrungen werden immer bleiben.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema