Leon Draisaitl fuhr sich mit den Fingern immer wieder nervös übers Gesicht. Man merkte deutlich, dass er am liebsten sofort wieder zurück aufs Eis gegangen wäre, anstatt auf der Pressekonferenz Fragen zum drohenden NHL-Playoff-Aus der Edmonton Oilers zu beantworten. Draisaitls Traum vom Stanley Cup könnte erneut früh platzen - und deswegen schlägt der Eishockey-Superstar jetzt Alarm.
"Wir spielen nicht auf unserem Niveau, wir arbeiten nicht auf unserem Niveau", sagte Draisaitl nach dem 4:5 nach Verlängerung im fünften Spiel gegen die Los Angeles Kings. Sich selbst nahm er von dieser Kritik trotz seiner zwei Tore im Schlussdrittel, die die Oilers überhaupt erst in die Verlängerung gerettet hatten, nicht aus: "Das beginnt mit meiner Reihe. Wir müssen es viel besser machen."
Vor allem beim Start, den die anfangs seltsam lethargischen Gastgeber komplett verschliefen. "Uns muss allen bewusst sein, dass wir loslaufen, wenn das Spiel beginnt und der Puck aufs Eis fällt", forderte Draisaitl: "Das ist etwas, das wir lösen müssen."
Ansonsten ist die Saison für Edmonton schon in Spiel sechs in der Nacht zu Freitag beendet. Die Kings führen in der Best-of-seven-Serie mit 3:2, die Oilers müssen zwei Matchbälle abwehren. "Wir haben keine andere Wahl, oder?", sagte Draisaitl: "Wir fahren nach LA, gewinnen das Spiel und bringen die Serie hierher zurück."
Aus in NHL-Playoffs droht: Draisaitl ein Thema für WM?
Und falls nicht? Dann ist die Liste von Draisaitls Playoff-Enttäuschungen mit Edmonton um einen Punkt länger. Erst ein einziges Mal konnte er mit dem Klub die zweite Runde erreichen, was angesichts der Extraklasse von Draisaitl und Kapitän Connor McDavid fast schon bizarr ist.
Dass der gebürtige Kölner auch in seiner achten NHL-Hauptrunde wieder persönliche Bestmarken (55 Tore und 55 Assists) aufstellte, spielt für ihn keine Rolle mehr. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er seit Mittwoch der erste Oilers-Profi seit Ikone Wayne Gretzky (1988) ist, der in einem Play-off-Spiel jeweils ein Tor in Über- und Unterzahl erzielen konnte.
Der 26-Jährige will den Titel, doch dafür darf sich Edmonton nun keinen Ausrutscher mehr leisten. Persönlich wünscht ihm auch Bundestrainer Toni Söderholm jeden Erfolg in der NHL. Doch sollte Draisaitl in der ersten Runde scheitern, könnte er für die Freitag beginnende WM in Finnland (bis 29. Mai) ein Thema werden.