Das Tennisjahr der vielen Fragezeichen

Quo vadis - Wohin führt der Weg von Serena Williams 2017
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Was bringt das Tennisjahr 2017? Kann Serena Williams noch einmal zur früheren Dominanz zurückfinden, hält sich Angelique Kerber an der Weltranglistenspitze? Und was passiert bei den Herren? Fragen über Fragen - und kaum Verlässlichkeit.

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Für Liebhaber des Unerwarteten hatte 2016 im weltweiten Tenniszirkus schon einiges bereitgehalten: Da war der unheimliche und unheimlich beständige Aufstieg von Angelique Kerber, da war eine fast unbekannte Olympiasiegerin aus Puerto Rico, die sympathische Monica Puig. Da war auch die zweigeteilte Saison im Herrentennis mit den Halbzeit-Herrschern Novak Djokovic und Andy Murray. Und da waren schließlich noch der fatale Dopingfall Maria Sharapowa und die Seuchenserie des Maestro Roger Federer, der nach Wimbledon schon in den unzeitigen Teilzeit-Ruhestand trat - erstmals das Opfer hartnäckiger Verletzungspein.

Und was kommt nun, im gerade begonnenen Tennisjahr 2017? Mehr Gewissheit und mehr Vorhersagesicherheit gewiss nicht. Wenn nicht alles täuscht, hat 2017 in der Welt der Tingeltour das Zeug für mindestens genau so viel Überraschungspotenzial wie die vergangenen Monate. Wohin man auch blickt: Fragen über Fragen - und kaum Verlässlichkeit. Gerade im Damentennis weiß man eigentlich nur, dass man nichts weiß. Was, zum Beispiel, wird in den nächsten Monaten aus der langjährigen Dominatorin Serena Williams? 2016 hatte sie die meisten großen Matches verloren, schon gleich in der australischen Final-Bewährungsprobe gegen Kerber.

Die alte Meisterin und ihre Thronfolgerin

Nur in Wimbledon verteidigte sie den Titel in ihrem grünen Grand Slam-Paradies, es war der 22. Titel ihrer glanzvollen Karriere, der Sieg, mit dem sie zu Steffi Graf aufschloss. Wahrscheinlich ist Wimbledon auch der Schauplatz, an dem die Amerikanerin die größten Chancen auf einen weiteren Major-Triumph hat. Eher unwahrscheinlich ist, dass sie noch einmal dauerhaft in voller Pracht und Herrlichkeit im Tennis-Universum aufscheint und die Rangliste über Monate anführt. Doch, andererseits, kann man bei der alten Meisterin wirklich etwas ausschließen?

Womit wir schon bei Angelique Kerber wären, bei der Frau, der das Kunststück des Thronsturzes von Little Sister Serena gelang? Der Vormarsch an die Weltranglisten-Spitze, hinauf in die dünnste Höhenluft auf dem Gipfel, war schwer genug für die tüchtige Kielerin. Doch die phänomenale Saison 2016 und die kostbaren Siege zu bestätigen, wird erst recht zur gewaltigen Herausforderung für die Frontfrau aus Deutschland. Zumal, wenn man weiß, wie sehr die ehrgeizige Perfektionistin auch jetzt noch stets und überall beweisen will, dass die vergangenen Erfolgsmonate kein Zufallsprodukt waren - sondern Teil einer spielerischen und charakterlichen Fortentwicklung auf allerhöchstem Niveau. So oder so: Melbourne, der Auftakt-Grand Slam, wird erste Hinweise auf die Verfassung und Gemütslage Kerbers liefern - ohne dass damit alles über den Ausgang dieses Jahres gesagt wäre. Nur soviel dürfte klar sein. Ohne herausragende Grand Slam-Vorstellungen wird sich die Chartstürmerin nicht ganz vorne halten können. "Ich habe mir gezeigt, dass ich bei den entscheidenden Turnieren mein bestes Tennis spielen kann. Darauf baue ich auch 2017", sagt Kerber selbst.

Gegen wen sie ihren sonnigen Führungsplatz zu verteidigen hat, ist offen: Alte Bekannte kommen einem da in den Sinn, die polnische Kerber-Freundin Agnieszka Radwanska etwa. Oder dann auch junge, aufstrebende Konkurrenz wie Elina Svitolina aus der Ukraine und Karolina Pliskova (Tschechien), die Gegnerin aus dem US Open-Endspiel. Aber eine Unbekannte taucht auch noch auf: Eine gewisse Maria Sharapowa, die am 26. April beim Stuttgarter Porsche Grand Prix ihren Comeback-Auftritt nach verbüßter Sperre geben wird. Frage eins dazu ist: Wozu ist die Russin nach der dann 15-monatigen Zwangspause fähig? Frage zwei, nicht ganz zu trennen von Frage eins, lautet: In welchem Arbeitsklima wird die kühle Russin künftig aufschlagen, eine Frau, die abseits der Dopingthematik schon immer selbstbewusste, sehr eigene Wege ging?

Gigantenduell geht in die nächste Runde

Ein wenig mehr Klarheit verspricht das Herrentennis schon, denn hier darf man wenigstens mit einem anhaltenden Gerangel der Herren Andy Murray (neuerdings Sir Andy) und Novak Djokovic um Platz 1 und die Spitzenpokale rechnen. Gleich beim ersten gemeinsamen Turnier- und Finalauftritt im katarischen Doha lieferten die beiden Superstars eine Ahnung, mit welcher Rasanz und Klasse sie ihr Gigantenduell fortsetzen könnten. Djokovic wirkte dabei wiederbelebt nach der Motivations- und Sinnkrise des zweiten Halbjahres 2016, in dem er auch seinen Gipfelrang verlor. "Die Toptitel werden nur über dieses Duo vergeben", sagt Ex-Champion John McEnroe, "sie sind im Moment ein Stück entfernt vom Rest der Szene."

Und damit auch von Roger Federer und Rafael Nadal, den alten Titanen der Centre Courts? Mühsam wird das Comeback sowohl für den Schweizer Ästheten wie den spanischen Matador, aber ein letztes großes Hurra in Paris (für Nadal) oder in Wimbledon (für Federer) ist auch keineswegs Utopie. Aus deutscher Sicht bleibt auch noch eine Frage offen, sie betrifft den herausragend talentierten Alexander Zverev: Der Teenager braucht gewiss noch Zeit, um regelmäßig mit den Besten der Welt mithalten zu können. Doch in einem Jahr, das allgemein voll von Überraschungen sein könnte, wäre er schon ein Kandidat für einen besonderen Coup. Aber wo und wann, steht wie so vieles andere nur in den Tennis-Sternen.

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