Man muss erst ins Feuer fassen um zu wissen, wie heiß es ist. Grigor Dimitrov verbrannte sich ein wenig an den Top 10 der Weltrangliste. So schnell wie er seinen Fuß reinsetzen konnte, hatte er ihn auch schon wieder draußen. An seinem Tennis lag es eher weniger. Er kann alles. Und genau das war sein Problem. Seine spielerischen Möglichkeiten und sein Charakter haben sich gebissen. Der eine wollte - der andere konnte aber nicht. Das Ergebnis war ein hin und her im Ranking und was die Konstanz der Leistungen betraf. Im Jahr 2017 ist vieles anders. Grigor Dimitrov ist Stand jetzt, Halbfinale Australian Open 2017, noch ungeschlagen in diesem Jahr.
Das Spiel vor und nach dem vierten Schlag
Fast jeder Tennisfan- und Experte liebt Statistiken. Mittlerweile wird sogar die Umdrehung des Spins gemessen und analysiert. Es gibt aber auch interessante Werte. Dazu zählen die gewonnenen Punkte vor und nach dem vierten Schlag im Ballwechsel. Spieler wie Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Andy Murray besitzen ihre größten Stärken nach dem vierten Schlag. Das Pendel des Punktgewinnes schwenkt von Schlag zu Schlag mehr zu den Spezialisten der Defensive aus. Roger Federer oder auch Milos Raonic erzwingen den Punkt wesentlich lieber vor dem vierten Schlag.
Jeder Spieler hat in diesen Bereichen seine bestimmten Qualitäten. Grigor Dimitrov ist da anders. Er ist in beiden Disziplinen ein Meister. Seine riesige Truhe voller Spielideen und Schlägen bringt er stets zu beiden Veranstaltungen mit. Zum schnellen Ende des Punktes mit einer krachenden Vorhand Inside-Out vor dem vierten Schlag. Oder nach dem vierten Schlag, nachdem er die Grundlinie abgegrätscht und mit einem verdammt schwierig zu spielenden, hohen Rückhand-Topspin den Ballwechsel gedreht und anschließend gewonnen hat.
Die Qual der Wahl
Geht man das Spiel von Grigor Dimitrov durch, wird man keine Schwäche finden. Auch wenn man ihn überhaupt nicht mag und seine Selfies auf Instagram am liebsten sofort löschen würde: Auf dem Platz ist er ein Genie. Sein Nachgehen ans Netz und der anschließende erste Volley sind einen Lehrbucheintrag wert. Er kann aus der Defensive sowie Offensive agieren. Er serviert hervorragend. Sein Rückhand-Return ist besser als der vieler anderer Spieler mit einer einhändig gespielten Rückhand.
Körperlich ist er an der Grundlinie unheimlich beweglich. Fehlte ihm vor zwei Jahren noch die Qualität offensiver zu spielen und mehr ins Feld zu gehen, bringt er das Offensivspiel mittlerweile kontrolliert und klug auf den Platz. Grigor Dimitrov hat gelernt, seine Fähigkeiten zu koordinieren. Der Bulgare hat einen Lernprozess durchlaufen, der ihn wohl schon sehr bald zu großen Titeln und einer hohen Platzierung in der Weltrangliste führen wird.
Die Australian Open im Überblick