Petkovic riskiert den Umweg

SID
Andrea Petkovic nahm die Niederlage mit Fassung
© getty

Andrea Petkovic saß völlig aufgeräumt im kleinen Interviewraum 4 der Rod-Laver-Arena. Keine Tränen, kein Jammern über den "Einlauf" ihres Coaches Sascha Nensel kurz zuvor. Dafür verblüffte die 29-Jährige mit einer zunächst recht überraschenden Analyse ihres Zweitrunden-Ausscheidens bei den Australian Open.

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"Ich bin froh, verloren zu haben. Denn wenn ich so spiele, will ich gar nicht weiterkommen. Dann reicht es nämlich auch nicht für die Ziele, die ich habe", sagte die Weltranglisten-56. Petkovic nach dem 0:6, 5:7 gegen Barbora Strycova (Tschechien/Nr. 16).

Nensel strafte die passive Spielweise der Darmstädterin, die ihre Stärken in der Offensive sieht, mit verbalen "Backpfeifen" ab. "Und er hatte recht. Deshalb sehe ich die Niederlage auch als eine Art Lerngeschenk", meinte Petkovic. Nach dem Motto: Ein Schritt zurück, aber dem Spielstil treu bleiben, um dann die nächsten zwei nach vorne machen zu können. Eine vor allen Dingen auch mental anstrengende Angelegenheit im Ergebnissport Tennis.

Aber auch eine Herausforderung für eine wie "Petko", die sich gerne "außerhalb der Komfortzone" bewegt, Tennis auch schonmal unter dem metaphysischen Aspekt sieht - und die von sich sagt: "Ich will mich ja nicht langweilen im Leben."

Seit knapp anderthalb Jahren wartet die French-Open-Halbfinalistin von 2014 auf den Einzug in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers. Die vergangene Saison war bis auf wenige Ausnahmen "grottenschlecht", wie sie selbst sagt.

Petkovic hat auch deshalb einen Schnitt gemacht, noch einmal einen Neustart gewagt auf der Zielgeraden ihrer Karriere. Die ehemalige Nummer neun der Welt beendete am Jahresende die Zusammenarbeit mit Simon Goffin und Jan de Witt und engagierte stattdessen den ehemaligen Görges-Coach Nensel.

Bereit, Opfer zu bringen

Und Petkovic ist bereit, für ihren vielleicht letzten Anlauf Opfer zu bringen. Sie reiste nach dem Training in Dubai schon Mitte Dezember nach Australien und verbrachte den Heiligen Abend erstmals nicht zu Hause. "Sondern alleine in einem Hotel in Melbourne. Ich habe mir Burger bestellt und Fernsehen geschaut. Es war eigentlich ganz cool", berichtete Petkovic.

Die Trainingsarbeit ist intensiver geworden. Was mit Blick auf das Petko'sche Verletzungs-Bulletin ein Risiko bedeutet. Doch dessen ist sie sich bewusst. "Ich will einfach noch einmal alles versuchen, um dahin zu kommen, wo ich meiner Meinung nach hingehöre. Ich sehe mich nicht als eine Spielerin außerhalb der Top 50", sagte die Fed-Cup-Spielerin. Sie selbst spürt, dass die alte Klasse noch da ist. Sie schlummert irgendwo, "und ich muss sie einfach nur aufwecken."

Andrea Petkovic im Steckbrief

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