Von Jens Huiber aus Paris
Die Zuschauer auf den Tribünen des Court Suzanne Lenglen mussten erst einmal zur Ruhe kommen. Kristina Mladenovic hatte die Titelverteidigerin Garbine Muguruza eben erst grußlos verabschiedet, schnell noch die letzten Autogrammwünsche bedient. Dominic Thiem und Horacio Zeballos waren da schon in den Katakomben bereit gestanden, der Empfang für die beiden Achtelfinalisten fiel herzlich aus. Knappe 100 Spielminuten später war es Thiem, der seine Signatur auf Bälle und Kappen setzte, seinen Viertelfinaleinzug gebührend feierte.
Dominic Thiem hatte den besseren Start, auch wenn der Österreicher das Match mit einem Doppelfehler eröffnete. Ein Break zum 2:0, dann eines zum 3:1, zwischenzeitlich ein Spiel, das der Aufschläger Thiem fast noch gerettet hätte. Zeballos variierte Spin und Tempo, ging bei Gelegenheit seinen Bällen nach, musste im ersten Satz dennoch immer einem Rückstand nachlaufen. 6:1 nach 31 Minuten für Dominic Thiem, Zeballos konnte kein einziges Mal sein Service halten.
Kein Loch in Satz zwei
Franco Livi war jener Mann, mit dem Thiem an diesem Sonntag zuerst sportlich Bekanntschaft machte, auf Platz 13 hatten sich zuvor auch Garbine Muguruza und Gael Monfils warmgespielt. Thiem hatte diesmal etwas nach hinten verlegt, dem Spielplan an diesem Sonntag geschuldet. Ihm sei grundsätzlich die zweite Partie auf einem Court lieber, hatte die österreichische Nummer eins nach dem Training am Vortag noch gemeint. Im Achtelfinale ist es die vierte geworden.
Fast eine Viertelstunde dauerte eben dort das Auftaktspiel in Satz zwei, Zeballos durfte nach Abwehr einiger Breakbälle erstmals als Aufschläger anschreiben. Gegen Steve Johnson war Dominic Thiem nach einer vergleichbaren Situation in ein kleines Loch gefallen, davon war diesmal nicht die Rede. Das Break zum 3:2 erzwang Thiem durch eine Temposteigerung, Zeballos sah sich nur noch damit beschäftigt, zu reagieren. 74 Minuten gespielt, 6:3 der zweite Satz auch an Thiem.
Immer stärker
Dominic Thiems Gefolgschaft hat sich erwartungsgemäß vergrößert während der letzten Tage, zum Match gegen Zeballos war erstmals auch Vater Wolfgang in der Box seines Sohnes zu sehen. Der Start der Partie hätte auch deutlich später ausfallen können, Rafael Nadals nächstem Blitzsieg sei Dank waren Zeballos und Thiem bereits kurz nach 17:30 Uhr auf den Court gekommen.
Wie auch schon in den Matches davor, ging die Schere zwischen der Leistung des Österreichers und seines Gegners fast von Minute zu Minute weiter auseinander. Thiem spielte konstant auf hohem Level, verbesserte sich sogar, Zeballos machten die vielen Aufgaben, die sein Gegner ihm stellte, mehr und mehr zu schaffen. Die Folge: ein frühes Break zum 2:0 für Thiem. Der an Position sechs gesetzte Lichtenwörther legte zum 5:1 nach, servierte mit einem Ass nach 1:39 Stunde zum 6:1, 6:3 und 6:1 aus. Perfekte Bedingungen, um Tennis zu spielen, seien dies gewesen, erklärte Thiem in der Pressekonferenz nach dem Match. Und ja, natürlich sei es anstrengend, gegen ihn auf dem Platz zu stehen.
Zwölf Sätze gespielt, zwölf Sätze gewonnen, so entspannt und souverän ist Dominic Thiem in seiner Karriere noch nie in eine Grand-Slam-Turnier gestartet. Außer ihm ist das nur Rafael Nadal gelungen, wie Ex-Wimbledon-Siegerin Marion Bartoli im Interview nach dem Match ausführte. In der Runde der letzten Acht wartet nun Titelverteidiger Novak Djokovic auf Thiem. Die letzte Partie der beiden, ein glatter Erfolg für den Serben, sei abgehakt. So richtig gut gefühlt habe er sich noch vor keinem Match mit Djokovic, die 0:5-Bilanz wird Thiem nicht weiter belasten. Er werde aber, das versprach er noch, etwas Neues gegen Djokovic versuchen.
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