"Das Schwerste kommt erst noch"

Stan Wawrinka präsentiert sich in Paris in bestechender Form
© getty

Schweizer Festspiele unterm Eiffelturm: Stan Wawrinka folgt Landsfrau Timea Bacsinszky mit einer beeindruckenden Leistung gegen Marin Cilic in die Vorschlussrunde der French Open.

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Wer hätte es noch vor ein paar Jahren gedacht: Roger Federer macht eine lange Tennispause. Er verzichtet lässig und entspannt auf die French Open, den Höhepunkt der Sandplatz-Saison. Und trotzdem bestaunen die Schweizer Tennisfreunde wahre Festspiele unterm Eiffelturm - Erfolgsmomente gibt es am laufenden Band zu verbuchen. 24 Stunden nach dem starken Auftritt von Timea Bacsinszky und ihrem bemerkenswerten Halbfinaleinzug ließ sich am Mittwoch im Wechselspiel der Schweizer Stars dann Stan Wawrinka nicht lange bitten und veredelte seinen bisher bravourösen Turnierauftritt im Stade Roland Garros mit einem meisterlichen 6:3,-6:3,-6:1-Viertelfinalsieg über den Kroaten Marin Cilic.

Auch er, "Stan, the Man", wirkt wie Landsfrau Bacsinzky regelrecht berauscht und inspiriert von der ganz eigenen Pariser Turnieratmosphäre, es scheint so, als könne ihn im Moment nur noch Rekordchampion Rafael Nadal vom zweiten Pokalcoup nach 2015 abbringen. "Es läuft richtig gut hier für mich. Aber ich darf jetzt nicht nachlassen. Das Schwerste kommt erst noch", sagte Wawrinka, der 17 seiner letzten 18 Grand Slam-Partien in Paris gewonnen hat und zum dritten Mal hintereinander in der Runde der letzten Vier steht. Bisher hat er noch keinen Satz verloren, war in beinahe jeder Phase in jedem Spiel der Dominator.

"Nur Nadal kann Stan schlagen"

Am Freitag trifft Wawrinka nun in einer Neuauflage des letztjährigen Halbfinales auf den Weltranglisten-Ersten Andy Murray, der im Gegensatz zum Romand Schwerstarbeit verrichten musste, ehe er den Japaner Kei Nishikori mit 2:6, 6:1, 7:6 (7:0) und 6:1 auf die Heimreise schickte. Nur auf dem Papier, als Frontmann der Szene, kann Murray als Favorit für die Partie gegen Wawrinka gelten - aber nach dem Turnierverlauf und Wawrinkas bisherigen Bühnengastspielen ist der Schweizer der Mann, der sich die größeren Siegchancen ausrechnen darf und kann. "Ich sehe ihn im Vorteil", sagte etwa Australiens Ex-Weltklassemann Pat Cash, "für mich hat nur einer das Zeug, Stan zu schlagen. Und das ist Nadal."

Cilic war mit einer 2:11-Bilanz, aber mit mächtig Selbstbewusstsein in das French Open-Rendezvous mit Wawrinka gegangen. Er sei in der "besten Form überhaupt" auf Sand, erklärte der Kroate sogar noch in einem Vorschauinterview des Senders Eurosport gut gelaunt. Doch der Spaß sollte ihm rasch und eindringlich vergehen. Denn vom Start weg übernahm Wawrinka das Kommando auf dem zweitgrößten Turnierplatz Suzanne Lenglen. Gegen die Kraft und Genauigkeit Wawrinkas, gegen dessen Selbstbewusstsein und innere Überzeugung hatte Cilic nichts auszurichten, beinahe hilflos wechselte er bald die Seiten, haderte immer wieder mit sich und der Tenniswelt.

Klassenunterschied

Nie geriet Wawrinka in ernsthafte Bedrängnis, konzentriert spielte er die beiden ersten Sätze in rund eineinviertel Stunden nach Hause. Im dritten Akt geriet die Partie zum Debakel und zur Deklassierung für Cilic, der entnervt die Bälle weit ins Aus oder serienweise ins Netz schlug. Wer es nicht wusste, nämlich dass hier die Nummer drei gegen die Nummer sieben der Setzliste antrat, hätte es niemals erahnen können - so krass war der Leistungsunterschied zwischen den beiden Stars.

Murray war bei der vorigen French Open-Turnierauflage der Spielverderber für Wawrinka gewesen, etwas überraschend, vor allem aber überraschend deutlich hatte er sich 6:4, 6:2, 4:6 und 6:2 im Halbfinal-Showdown durchgesetzt. "Es war ein fast perfektes Spiel von ihm", erinnerte sich Wawrinka, "ihm gelang viel, mir wenig." Am Freitag dürften sie sich wohl eher auf Augenhöhe begegnen, Wawrinka, der konstant starke Kämpfer. Und Murray, der sich nach einem Steigerungslauf auch in Schwung gebracht hat für das Duell. "Ich bin bereit für einen richtigen Fight. Ich gehe mit Respekt, aber auch mit Rückenwind in dieses Match", sagte Murray.

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