"Nur zehn Prozent mehr"

Von SID
Rafael Nadal übt sich mal wieder in Understatement
© getty

Rafael Nadal könnte mit seinem zehnten French-Open-Titel am Sonntag Geschichte schreiben. Doch der Spanier will vor dem Finale gegen den Schweizer Stan Wawrinka nicht über "La Decima" sprechen.

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Rafael Nadal nestelte öfter als sonst an seinem schwarzen Basecap und hob entschuldigend die Arme. Der Sandplatzkönig hatte alle Hände voll zu tun, die Bedeutung von "La Decima" vor der Weltpresse herunterzuspielen. "Neun oder zehn - das bedeutet ja eigentlich nur zehn Prozent mehr", sagte der French-Open-Finalist - und grinste breit: "Außerdem ist die Ziffer Neun meine Lieblingszahl."

Was sich am Sonntag ändern könnte, denn mit einem Erfolg im Endspiel von Paris (15.00 Uhr/Eurosport/LIVETICKER) gegen den Schweizer Stan Wawrinka und seinem zehnten Roland-Garros-Titel würde Nadal Tennis-Geschichte schreiben. "Ich denke allerdings nicht, dass ich das machen werde, es reicht ja langsam", witzelte der 31-jährige Spanier.

Understatement hin, Aberglaube her - beim Publikumsliebling ist die Sehnsucht nach dem historischen Coup am Bois de Boulogne riesengroß. Nadal kann als erster Profi in der Open Era (seit 1968) ein und dasselbe Grand-Slam-Turnier zum zehnten Mal gewinnen. Das Turnier, das er selbst als "wichtigstes" seiner Karriere bezeichnet.

Nadals letzter Major-Triumph liegt zudem bereits drei Jahre zurück. Es ist fast müßig zu erwähnen, dass "Rafa" seinen 14. Grand-Slam-Sieg 2014 auf der geliebten "Terre Battue" holte, die für den Linkshänder von der Sonneninsel Mallorca so etwas wie sein natürlicher Lebensraum ist.

Kuerten glaubt an 15 Triumphe in Paris

Geht es nach Gustavo Kuerten, dann wird Nadal noch einige Jahre das bedeutendste Sandplatzturnier beherrschen. "Titel Nummer zehn wird ihn nicht stoppen. Ich glaube sogar, dass Rafael hier bis zu 15 Mal gewinnen kann", behauptete der dreimalige French-Open-Sieger aus Brasilien.

Kuerten ist fasziniert vom "außerirdischen" Nadal, der im Stade Roland Garros nur zwei seiner 80 Partien verlor. "Ich frage mich immer, wo er sein Raumschiff geparkt hat", sagte Kuerten.

Noch keinen Satz und insgesamt nur 29 Spiele hat der übermächtig aufspielende Nadal bislang in den sechs Matches abgegeben - so wenige wie bei keinem seiner neun Titelgewinne an der Seine zuvor.

Dem Weltranglistenvierten ist das "egal". Ebenso wie die Tatsache, dass er sich gegen Wawrinka für die Final-Niederlage bei den Australian Open 2014 revanchieren könnte. "Revanche", meinte Nadal, "ist ein Begriff, den ich nicht in meinem Wortschatz habe." Und keiner zweifelt daran.

Mit vielen Zweifeln im Gepäck hatte er im letzten Jahr "sein" Paris verlassen. Zum Achtelfinale konnte die ehemalige Nummer eins wegen einer Handgelenkverletzung nicht antreten. Auf der Rückfahrt ins Hotel saß Nadal damals weinend im Auto.

"Größtmögliche" Herausforderung

Doch er kämpfte sich zurück - und hielt sich an sein Credo. "Das Wichtigste ist, alle Dinge so zu akzeptieren, wie sie nun mal sind. Du musst alles geben für dein Ziel und jeden Tag dein Bestes geben."

US-Open-Champion Wawrinka (Nr. 3) jedenfalls erwartet die "größtmögliche" Herausforderung, "denn Nadal ist der beste Sandplatzspieler aller Zeiten." Der 32-jährige Westschweizer, der keines seiner drei Major-Finale verlor, greift nach seinem zweiten Paris-Titel seit 2015.

Für Nadal wäre der Gewinn von "La Decima" am Sonntag auch in anderer Hinsicht speziell. Zum letzten Mal bei den French Open wird sein Onkel Toni zum Trainerteam gehören. Der 57-Jährige, von dem Nadal einst glaubte er habe magische Kräfte, will sich nach der Saison der Arbeit in der "Nadal Academy" auf Mallorca widmen.

"Rafas Leben wird sich mit dem zehnten Paris-Titel nicht ändern", meinte Toni Nadal: "Der größere Unterschied lag zwischen dem ersten und zweiten Titel hier." Da war es wieder, das Spiel mit den Prozenten.

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