Der räumliche Sprung für Oscar Otte von Freitag auf Sonntag war ein sehr kurzer: Vor zwei Tagen war Otte auf Court 9 im Qualifikations-Finale Carlos Taberner in drei Sätzen unterlegen, nun stand er als Lucky Loser auf dem 6er Matteo Berrettini gegenüber. Buchstäblich einen Ballwurf geübter Ballkinder voneinander entfernt.
Sportlich gesehen allerdings erlebte der 24-jährige Kölner einen Quantensprung: Die erstmalige Teilnahme am Haupt-Wettbewerb eines Grand-Slam-Turniers, für die Nummer 157 der Welt eine Besonderheit. Die auch finanziell nicht uninteressant ist: 40.000 Euro werden dem Verlierer eines Erstrunden-Matches zugestanden. Ob diese tatsächlich mit den Daheimgebliebenen geteilt werden müssen, ist offen.
Otte mit günstiger Auslosung
Und Matteo Berrettini ist in der Tat eine der günstigeren Auslosungen, die ein Major-Tableau bereithalten kann. Otte begann als Aufschläger souverän. Ein Break reichte zum Satzgewinn gegen den Italiener, der in den ATP-Charts gerade noch zweistellig notiert ist.
An Unterstützung ermangelte es dem ehemaligen deutschen Meister jedenfalls nicht: Neben einigen deutschen Fans beobachteten auch Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann und dessen Schützling Maximilian Marterer die Partie, ebenso Tobias Summer, Trainer von Florian Mayer.
Gegen Ende des zweiten Satzes kam Berrettini allerdings immer besser ins Match, schaffte mit dem ersten Break das 7:5 und ließ danach nichts mehr anbrennen. der Italiener gewann die Sätze drei und vier mit 6:2 und 6:1.
Mehrere Lucky Loser
Otte war nicht der einzige Spieler, der vom Nicht-Antritt eines eigentlich Qualifizierten profitierte: Auf dem Court Philippe Chatrier eröffnete etwa anstelle von Viktor Troicki der Ägypter Mohamed Safwat. Was Gegner Grigor Dimitrov wohl erst ein paar Minuten vor Spielbeginn erfuhr. Ruben Bemelmans und Simone Bolelli profitierten ebenfalls vom Verletzungspech anderer. Die Glückssträhne des Italieners wird indes nicht lange andauern, er trifft anstelle von Alexandr Dolgopolov auf Rafael Nadal.