Von Jens Huiber aus New York
Die baulichen Gegebenheiten in New York erlauben an manchen Stellen den Überblick über gleich mehrere Wettkampfstätten. Und also hat sich Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann hoch oben auf dem Court 16 positioniert, wo sich Jan-Lennard Struff, mittlerweile Stammkraft in der deutschen Auswahl, gegen Alexandr Dolgopolov nach fünf Sätzen verabschiedet.
Das Match folgt der interdisziplinären Weisheit, wonach Basketball ein Spiel von Läufen ist. Immer, wenn das Pendel recht eindeutig in die Richtung eines Spielers ausschlägt, verkehrt es sich Minuten später ins Gegenteil. Am Ende zugunsten des Ukrainers, der vor allem in den Rückhand-Ralleys der solidere Spieler ist. Struff verliert in der Entscheidung früh seinen Aufschlag, die Versuche zurückzukehren scheitern auch an schlecht vorbereiteten Angriffen, die Dolgopolov, der im gesunden Zustand wieselflinke Routinier, mühelos pariert.
Kurzes Damen-Intermezzo
Die Galerie am 16er bietet aber auch den fast ungestörten Blick auf Court 12, der sich zu Beginn des Tages fest in deutscher Hand befindet: Maximilian Marterer, ein Mann, den Kohlmann aus der TennisBase in Oberhaching bestens kennt, scheitert nach überstandener Qualifikation wieder einmal beim Versuch, sein erstes Match in einem Hauptfeld bei einem ATP-Turnier zu gewinnen. Durchaus ehrenvoll: Donald Young mag bei seinen wenigen Auftritten auf der europäischen Sandplatz-Tour ein gern gesehener Gegner sein, in den USA und ganz speziell bei den US Open zeigt der 28-Jährige regelmäßig sein bestes Tennis. 2016 im Übrigen gegen eben jenen Jan-Lennard Struff.
Marterer jedenfalls muss weiter warten. Der 22-Jährige leistet sich zu viele Fehler, spielt außerdem gegen eine volle Tribüne an, die fast geschlossen hinter Lokalmatador Young steht.
Für ein kleines, wiewohl erfolgreiches deutsches Zwischenspiel auf 12 sorgt Tatjana Maria, die mit ihrem 6:1 und 6:1 gegen die überforderte Ashley Kratzer den Platz schnell frei macht für Philipp Kohlschreiber.
Die langjährige deutsche Nummer eins hat sich nach dem Turniersieg in Kitzbühel eine längere Auszeit genommen, kleinere Kalamitäten an seinem Körper in Ordnung gebracht. Tim Smyczek kommt als Gegner da gerade recht, der US-Amerikaner ist spielerisch mehrere Etagen unter Kohlschreiber anzusiedeln. Ist aber mit der Empfehlung dreier Siege in der Qualifikation in das Match gegangen. Was Kohlschreiber nicht weiter anficht. Zu Beginn. Und im Laufe des 6:1, 6:4, 6:4 auch nicht.
Ansage von Brown
Ungefähr in derselben Ecke treiben indes auch Dustin Brown und Cedrik-Marcel Stebe Sport. Letzterer kurzzeitig auch vor den Augen von Florian Mayer, der später gegen Marin Cilic spielen sollte. Deutlich länger im Angesicht von Nicolas Kicker, dem Argentinier, der seit ein paar Woche auch einen österreichischen Pass besitzt. Wenn er diesen denn schon abgeholt hat. Stebe hat sich souverän qualifiziert, der Linkshänder legt sich Kicker nach knappem Beginn mit Fortdauer des Matches zurecht, Ende noch offen
Brown wiederum hat sich mit Herrn Bellucci nicht länger als nötig aufgehalten. 6:4, 6:3, 6:2, da darf man getrost von einer Ansage sprechen. Die man im Übrigen auch von der erhabenen Position auf Court 16 hat beobachten können.