Von Jens Huiber aus New York City
Der argentinische Fan weiß seiner kindlichen Vorfreude auch verbal Ausdruck zu verleihen: Schon mehrere Minuten, bevor Juan Martin del Potro den Grandstand zu seinem Achtelfina-Match gegen Dominic Thiem betrat, stimmte eine kleine Gruppe an Aficionados erste Fangesänge für den Champion von 2009 an.
Am Ende war der ganze Grandstand nicht mehr zu halten: Hatte del Potro gegen Dominic Thiem doch einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt, dabei zwei Matchbälle abgewehrt - und am Ende mit 1:6, 2:6, 6:1, 7:6 (1) und 6:4 den Einzug in das Viertelfinale klar gemacht.
DelPo angeschlagen
Sieben Minuten dauerte das erste Aufschlagspiel Thiems, der Lichtenwörther hatte Schwierigkeiten, auf 1:0 zu stellen. Als Rückschläger aber zeigte sich Thiem unbeeindruckt, er verwandelte seinen zweiten Breakball. Und zog auf 5:0 davon. Thiem bewegte sich einen Tag nach seinem 24. Geburtstag von Beginn an exzellent, hielt del Potro mit seinen Grundschlägen weit hinter der Grundlinie - und holte sich den ersten Satz nach 37 Minuten mit 6:1.
Del Potro hinterließ ab Mitte des Auftaktsatzes einen angeschlagenen Eindruck, versuchte zu Beginn des zweiten Akts offensiver zu agieren. Thiem kaufte dem 28-Jährigen aber gleich wieder den Schneid ab, ging mit einem Break in Führung. Und baute diese bis zum 4:0 aus, sicherte sich Satz zwei mit 6:2.
Comeback im vierten Satz
Die Stimmung unter den Fans del Potros hatte bis dahin schon merklich gelitten, immerhin: Zum Auftakt des dritten Durchganges ging der Mann aus Tandil erstmals überhaupt in Führung, legte mit Break und Aufschlag zum 3:0 nach. 13 unerzwungene Fehler von Thiem beflügelten del Potro, der den Satz nach 31 Minuten mit 6:1 für sich entschied. Es schien, als ob sich mit der Sonne auch die gesundheitlichen Probleme des Argentiniers verabschiedet hätten. Auf dem Grandstand herrschte nun Davis-Cup-Atmosphäre. Mit klarem Ausschlag Richtung Südamerika.
Und das Match entwickelte sich immer mehr in Richtung von del Potro - zumal ihm Thiem das dritte Spiel im vierten Satz mit drei Vorhand-Fehlern schenkte. Nun gelang es DelPo auch immer öfter, wie gewohnt aus der Rückhand-Ecke heraus mit seiner Vorhand zu dominieren. Dennoch holte sich Thiem das Rebreak. Und mit einem unglaublichen Rückhand-Longline-Ball bei Aufschlag del Potro das 4:2. Zwei Spiele später servierte Thiem auf den Sieg, lag mit 30:0 in Führung - und gab mit drei Fehlern in Folge das Spiel noch ab.
Zwei Matchbälle vergeben
Im zwölften Spiel holte sich Thiem seine ersten beiden Matchbälle - del Potro wehrte beide mit Assen ab. Tiebreak. Thiem gab gleich seinen ersten Aufschlagpunkt ab, auch seinen zweiten mit einem Volley-Fehler. 4:0 del Potro. Thiem streute nun mit der Rückhand, del Potro holte sich die Kurzentscheidung mit einer krachenden Cross-Vorhand.
Alles zurück auf Null also. Del Potro durfte vorlegen - und hatte im sechsten Spiel drei Breakbälle. Die Thiem aber allesamt abwehrte. Bei 4:5 und 30:30 segelte eine Vorhand von Thiem dann weit ins Aus: Matchball für del Potro. Ekstase auf den Rängen. Thiem behielt die Nerven. UNd besiegelte mit einem Doppelfehler selbst sein Aus.