Von Jens Huiber aus New York City
Die Zuschauer-Schlangen vor dem provisorischen Louis Armstrong Stadium erinnerten verdächtig an jene, die sich traditionell auch vor dessen Vorgänger gebildet hatten: Mindestens die Hälfte der Courts, mit Ausnahme des Artur Ashe Stadiums, sind für Fans mit "Ground Tickets" zugänglich. Das sorgt für volle Stadien - aber eben auch für Wartezeiten. Für die Sympathisanten von Dominic Thiem haben sich diese gelohnt: Der Österreicher schlug einen Tag vor seinem 24. Geburtstag den Franzosen Adrian Mannarino mit 7:5, 6:3 und 6:4 und steht damit wie im vergangenen Jahr im Achtelfinale.
Thiem brauchte diesmal lange, um ins Match zu kommen: Mannarino holte sich gleich das erste Aufschlagspiel seines Gegners, leistete sich beinahe über die gesamte Dauer des ersten Aktes kaum leichte Fehler. Thiem nutzte seine erste und gleichzeitig letzte Chance, im Satz zu bleiben, stellte auf 5:5. Und holte sich zwei Spiele später mit einem Rückhand-Passierball zwei Bälle zur Führung. Mannarino spielte eine Vorhand hinter die Grundlinie, nach 54 Minuten hieß es 7:5 für Thiem. Der sich bei 14 Gewinnschlägen bis zu diesem Zeitpunkt 16 unerzwungene Fehler geleistet hatte.
Deutlich langsamer
Was für ein Unterschied zum vergangenen Jahr: 2016 hatte Thiem sein Trikot im Match gegen John Millman nach wenigen Minuten durchgeschwitzt, gegen Mannarino kratzten die Temperaturen mit Mühe an der 20-Grad-Marke. Die langsameren Bedingungen gaben Thiem mehr Zeit zur Schlagvorbereitung - anderseits kam der Kick, vor allem beim zweiten Aufschlag, nicht wie gewohnt zur Geltung.
Die Nummer sechs des Turniers nahm den Schwung des gewonnenen ersten Satzes jedenfalls mit, stellte schnell auf 3:0 - und wehrte im fünften Spiel einen Breakball auf sensationelle Weise ab: Mannarinos Volley tanzte zweimal auf der Netzkante, Thiem erlief den Ball, punktete schließlich mit einem Rückhand-Halbvolley. Was nicht nur die Zuschauer von den Sitzen riss - sondern auch Günter Bresnik. Bekanntermaßen kein Mann der großen Geste. Thiem jedenfalls zeigte sich danach als Aufschläger makellos, stellte nach 90 Minuten auf 7:5 und 6:3.
Chance zur Revanche?
Der Österreicher startete auch den dritten Durchgang mit einem Break, wehrte zwei Chancen von Mannarino zum postwendenden Comeback ab. Mit dem Aufschlag ging es bis zum 5:4, seinen ersten Matchball setzte der Lichtenwörther mit einem Vorhand-Volley noch ins Aus - der zweite aber passte. damit gewann Dominic Thiem auch das sechste Match gegen den Franzosen.
Im Achtelfinale am Montag könnte es zum Wiedertreffen mit Juan Martin del Potro kommen: 2016 stand Thiem dem Argentinier in derselben Runde gegenüber, musste allerdings im ersten Satz aufgeben. Der zweite mögliche Gegner ist Roberto Bautista Agut. Gegen den Spanier hat Thiem alle drei bisherigen Partien verloren.