Nach der bitteren Lehrstunde im hektischen New York freute sich Mischa Zverev vor allen Dingen auf eines: Entspannte Tage im überschaubaren Monaco. "Dort werde ich nach ein paar Tagen Erholung auf Sand trainieren", kündigte der 30-Jährige nach seinem Achtelfinal-K.o. bei den US Open an.
Nächstes Ziel ist dann wohl Lissabon, wo das Davis-Cup-Team vom 15. bis 17. September gegen Portugal um den Klassenerhalt in der Weltgruppe spielt. Mit Mischa Zverev? "So sieht es derzeit aus", bestätigte er. Am Dienstag gibt Teamchef Michael Kohlmann sein Aufgebot bekannt, zu dem wohl auch Zverevs jüngerer Bruder Alexander zählen wird.
"Ich konnte einfach nichts machen"
Um 15 Minuten nach Mitternacht am Montagfrüh saß Mischa Zverev aber zunächst noch im kleinsten Presseraum von Flushing Meadows. Niedergeschlagen - aber nach der 2:6, 2:6, 1:6-Abreibung gegen den wie entfesselt aufspielenden Amerikaner Sam Querrey (Nr. 17) auch irgendwie gefasst.
"Das war natürlich enttäuschend, allerdings hat Sam unglaublich gut gespielt. Ich konnte einfach nichts machen", berichtete Zverev über die 77-minütige Show des Wimbledon-Halbfinalisten Querrey, bei der der Hamburger nur ein Statist war: "Leider sieht das bei mir dann so aus, als ob ich nicht 100 Prozent gebe."
Der Traum vom zweiten Grand-Slam-Viertelfinale nach Melbourne im Januar platzte für Zverev vor 23.771 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium wie eine Seifenblase. "Trotzdem war es ein schönes Turnier für mich", betonte der Weltranglisten-27.
Als letzter deutscher Profi konnte Philipp Kohlschreiber (Nr. 32) in die Runde der letzten 16 einziehen. Der Augsburger trifft in der Nacht zu Dienstag MESZ auf Roger Federer (Schweiz/Nr. 3).
Bezeichnend, dass allein der erste Satz von Zverevs Erstrundenpartie gegen Thai-Son Kwiatkowski (USA) fünf Minuten länger gedauert hatte als die gesamte Achtelfinalpartie. Symptomatisch auch, dass 1,98-m-Hüne Querrey ("Besser kann ich nicht spielen") den ersten Matchball mit seinem 55. Winner verwandelte. Nicht nur die 18 Asse schlugen mit Geschwindigkeiten von bis zu 218,87 km/h im Feld des Linkshänders ein.
Schmerzhaftes Handicap
Sein eigenes Service indes ließ Zverev im Stich. Und daran war auch eine Schulterverletzung schuld. "Das hat mich natürlich behindert, ich hatte keinen Touch beim Aufschlag. Und dann komme ich natürlich in Stresssituationen", sagte der Hobby-Pilot nach der Bruchlandung.
Dazu kam eine körperliche Müdigkeit, die für Zverev durchaus erklärbar schien. Nach seiner Drittrunden-Gala gegen John Isner (USA/Nr. 10) war er so spät ins Bett gekommen, dass er nur sechs Stunden schlafen konnte, ehe er am nächsten Tag zu seinem Doppelmatch aufbrechen musste. Mit seinem Fitnesscoach Jaz Green wurde deshalb bereits besprochen, ob Zverev bei Grand Slams weiter Doppel spielen wird. Ausgang offen.
Nicht ganz unzufrieden verließ auch Julia Görges nach ihrem Achtelfinal-Aus gegen die Amerikanerin Sloane Stephens (3:6, 6:3, 1:6) den Big Apple. "Ich werde das Positive der letzten Wochen mitnehmen, es war wieder ein großer Schritt nach vorne", sagte die 28-Jährige, die wieder in die Top 30 zurückkehren wird.