Von Jens Huiber aus New York City
Da steht Ivan Lendl also an der Wand, hinter seinem neuen Schützling Alexander Zverev junior. Rechts daneben auf dem Court des Grandstands Alexander senior, für ihn ist nichts an Deutschlands Nummer eins neu. Papa Zverev nimmt sich in der zweistündigen Trainingseinheit mit Novak Djokovic stark zurück, überlässt es Lendl, die Kommunikation auf dem Platz zu gestalten.
Im vergangenen Jahr war Ivan Lendl ebenfalls zu Gast bei den US Open, noch als Mitglied des Teams von Andy Murray. Beide, Murray und Lendl, mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen, die Hüfte des Champions von 2012 bedurfte doch einer längeren Pause.
Djokovic nicht beim Media Day der US Open
Ivan Lendl ist ein Mann für die großen Anlässe, deshalb hat er sich den Zverevs angeschlossen. Der gebürtige Tscheche ist aber auch ein Mann, der entgegen seiner früheren Reputation über einen ausgeprägten Humor verfügt, einen Raum wie auch den Tenniscourt beherrschen kann. Lendl bespricht mit Zverev das Training, plaudert mit Marian Vajda, tauscht sich mit Novak Djokovic aus. Der Serbe wird beim Media Day am Freitag fehlen, überraschenderweise. Schließlich hat Djokovic zuletzt in Wimbledon und vor Wochenfrist in Cincinnati triumphiert, zweimal in seiner Karriere die US Open gewonnen.
Zverev und Djokovic zeigen in Höchsttempo das, was normalsterbliche Tennisspieler in Zeitlupe nicht schaffen: Jeweils drei Bälle cross an die Linien gespielt, dann ein Schlag longline, dann wieder die Cross-Rallye. Die Drills wechseln, die Spieler gönnen sich Pausen, Ivan Lendl nutzt diese, um sich mitzuteilen.
Zverev zum Auftakt gegen einen Qualifikanten
Djokovic hat in Runde eins Marton Fucsovics zugelost bekommen, das wird den Serben nicht in Angst und Schrecken versetzen. Aber wer konnte dies schon während der letzten Wochen? Der nunmehr 13-fache Major-Sieger strahlt wieder jene Unbezwingbarkeit aus wie anno 2015, gewinnt auch Matches, in denen es nicht geschmeidig läuft. Sehr geschmeidig ist es im Finale von Cincinnati gegen Roger Federer gelaufen, der könnte im Viertelfinale warten.
Alexander Zverev kennt seinen Gegner noch nicht, könnte in Runde drei auf Philipp Kohlschreiber treffen, im Viertelfinale auf Marin Cilic. Ivan Lendl wird bis dorthin mit Alexander Zverev eingehend kommunizieren - und wenn alles gesagt ist, während der Box wie schon als Coach von Andy Murray keine Miene verziehen.