In anderthalb Jahrzehnten hat Novak Djokovic schon viel erlebt in der Knochenmühle des Tennisbetriebs, oft ist die Tour quer durch die Zeitzonen und über die Kontinente ja auch eine Tortur. Aber die US Open 2018 werden dem geschmeidigen Serben, dem 13-maligen Grand Slam-Champion, wohl in ewiger Erinnerung bleiben.
Vielleicht eines Tages für das endgültig gekrönte Comeback dieser Saison, für einen weiteren Major-Titel nach dem schon errungenen Wimbledon-Pokal. Aber ganz sicher für das, was sich bei diesem traditionell letzten Grand Slam-Höhepunkt des Jahres abspielte, mit Hitzewellen, die alle Akteure in eine Tennis-Grenzerfahrung und an ihre absoluten körperlichen Limits zwang: "Das ist das härteste Turnier der letzten zehn Jahre", sagte der 31-jährige nach seinem 6:3, 6:4, 6:4-Erfolg über den Australier John Millman im Schwitz-Kasten des Arthur Ashe-Stadions.
Novak Djokovic: "Ich schwitze so stark wie noch nie"
Wie schon in den letzten Tagen litten auch Djokovic und Millmann in der Abendvorstellung des zehnten Wettbewerbstages unter extrem feuchter Hitze, es war ganz so, als würde die Partie im Amazonas-Dschungel gespielt. Beim 2:2-Zwischenstand im zweiten Satz erlebten die 24.000 Zuschauer sogar ein Novum in der Grand Slam-Geschichte, als Millman um eine Spielunterbrechung bat - der Australier kam durch seinen eigenen Schweiß auf dem Centre Court-Boden ins Rutschen und wollte sich in der Umkleidekabine deshalb einen frischen Dreß anziehen.
Djokovic war´s nur recht, auch er litt schwer unter den Bedingungen, keuchte und ächzte zwischen den Ballwechseln. Und so nahm der Serbe mit entblößtem Oberkörper auf der Pausenbank Platz, während Millman seinen Dreß wechselte. "Ich schwitze hier selbst so stark wie noch nie in meiner ganzen Karriere", sagte Djokovic später.
Vorgesorgt hatte er deshalb mit großem Gepäck, mit allein zehn Tennishemden und einer ganzen Ladung Schuhwerk. "Aber es ist kein schönes Gefühl, so Tennis spielen zu müssen", sagte Djokovic, "es ist eine wahnsinnige Strapaze." Inzwischen leiden Djokovic und Co. quasi unter dem Fluch der guten Tat - denn seit der Installation des "Regen-Schirms", des mobilen Dachs über der größten Tennisarena der Welt, klagen die Profis über die mangelnde Luftzirkulation.
Novak Djokovic: Klimaanlage bei den US Open?
"Du hast ein Gefühl, als ob du in einem Backofen bist", sagte selbst Matador Rafael Nadal, der Dienstagnacht knappe fünf Stunden lang Schweiß vergoß, bevor er Österreichs Ass Dominic Thiem niedergerungen hatte. Djokovic stimmte in die Klage ein, forderte die Turniermanager aber auch auf, über zeitnahe Lösungen für das Problem nachzudenken: "Vielleicht kann man größere Ventilatoren einsetzen. Oder eine Art Klimaanlage", sagte er, "es ist hart, wenn du dauernd daran denkst, genug Luft zu kriegen. Oder dich sekündlich danach sehnst, den Schweiß los zu werden."
Djokovics sensationelle US Open-Serie geht allerdings auch bei dieser außergewöhnlichen Turnierauflage in der Open-Air-Sauna weiter. Mit dem Sieg über Millman, den stolzen Federer-Bezwinger, rückte der wiedererstarkte Djoker zum elften Mal hintereinander ins Halbfinale des amerikanischen Majors vor, er liegt damit auf Platz 2 in der ewigen Bestenliste hinter Jimmy Connors (14).
Mehr kann noch kommen für ihn, der dritte Titel nach 2011 und 2015. Erst gilt es für ihn im Halbfinale gegen Japans Crack Kei Nishikori, dann im Endspiel gegen Nadal oder den Argentinier Juan Martin del Potro. "Jetzt will ich diese verrückte Reise auch zu Ende bringen", sagte Djokovic.