Magischer Auftritt am denkwürdigen Mittwoch

Roger Federer zelebriert in Wimbledon
© getty

Er hob völlig losgelöst zu einem kleinen Luftsprung ab, dann ballte er die Fäuste in den tiefblauen Himmel über dem Centre Court: Auf seinem geliebtesten Tennis-Spielplatz darf Roger Federer nach seinem 6:4,-6:2,-7:6 (7:4)-Viertelfinalsieg über den Kanadier Milos Raonic weiter von einem neuen Titelrekord träumen, vom achten Pokalsieg im All England Club zu Wimbledon.

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Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

"Ich bin so glücklich, dass ich weiter diesen Superlauf habe", sagte der meisterlich auftrumpfende Schweizer, der zum zwölften Mal in der Vorschlussrunde des wichtigsten und prestigeträchtigsten Turniers der Welt steht.

Federer war auch der Mann, der in den Aufregungen dieses ebenso spektakulären wie denkwürdigen Wettkampftages als einziger aus der Elitegruppe des Welttennis im Rennen blieb - denn nach Rafael Nadal am Montag schieden nun auch die Nummer 1 und 4 der Welt aus, Andy Murray und Novak Djokovic, beide mit erheblichen Verletzungsproblemen.

Djokovic konnte seine Partie gegen Tomas Berdych sogar nicht beenden, er gab beim Stand von 6:7 und 0:2 auf. Nun trifft Federer auf den Tschechen, gegen den er über eine 18:6-Bilanz verfügt. Zwei Begegnungen gab es bisher in Wimbledon, 2006 siegte Federer, 2010 Berdych. "Er ist einer der besten Rasenspieler überhaupt. Es wird die wahrscheinlich schwerste Aufgabe", sagte Federer.

Rekordmarke ganz nah

Bisher hat Federer bei diesen Internationalen Englischen Meisterschaften des Jahres 2017 noch keinen Satz abgegeben, er ist die dominierende, überragende Figur der Wettspiele an der Church Road, er verkörpert die Rolle des Rasenmeisters mit aller nur denkbaren Bravour. Nur noch zwei Siege trennen ihn auch von der Rekordmarke von acht Titeln, zurzeit teilt er sich die Führung bei Titelgewinnen noch mit Pete Sampras und dem Engländer William Renshaw.

Auch in seinem 100. Match auf Wimbledons heiligem Tennis-Rasen und bei seinem 89. Sieg lieferte Federer wieder eine Demonstration seiner Kunst auf dem Grand-Slam-Grün, er wirkte alterslos in seinem Auftritt, ebenso zupackend wie konzentriert. Gegen seine Dynamik und Entschlossenheit hatte Raonic, der kanadische Haudrauf, einfach keine Chance. "Ich bin rundum zufrieden mit meinem Spiel", sagte Federer später, "es stimmte einfach alles. Auch das Wetter, die Atmosphäre auf dem Centre Court. Wann sieht man hier schon mal eine mexikanische Welle?"

In bloß 59 Minuten brachte der 35-jährige Familienvater die ersten beiden Sätze hinter sich, er diktierte das Geschehen nach Belieben, hatte auch das fast magische Auge für das krachend schnelle Service Raonics. Eine Wiederholung der Vorjahres-Sensation - damals hatte der Kanadier im Halbfinale gewonnen - stand nie zur Debatte, zu imponierend spielte Federer auf, zu sehr hatte er Raonic im Griff. "Er spielt schlicht wie in seinen besten Zeiten hier", sagte Australiens Ex-Champion Pat Cash, "ich sehe nicht, dass Roger hier gestoppt werden kann."

Nervenstark im Schlussspurt

Auch im dritten Satz, als die Partie umkämpfter wurde, hielt Federer Kurs. Er wehrte früh in diesem Akt alle Breakbälle ab und zeigte dann Nervenstärke im Tiebreak, ganz in der Paraderolle des Königs der Big Points. 0:3 geriet der Schweizer in der Glückslotterie in Rückstand, doch dann zeigte er großes Tennis und großes Grand-Slam-Kino auf dem Centre Court. Die nächsten fünf Punkte gingen allesamt an Federer, mit teils zauberhafter Choreografie.

Und schließlich holte sich Federer mit eigenem Aufschlag auch noch die Punkte zum 6:4 und 7:4. Es war geschafft, die fünfte Etappe auf dem Weg zum großen Ziel. Zum Titel Nummer 8 in Wimbledon, zum 19. Majorpokal überhaupt in dieser unvergleichlichen Karriere.

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