Die Wochen vor der Saisoneröffnung stehen im Zeichen des Frühjahrsputzes. Die Plätze müssen frisch eingesandet, das Unkraut gejätet und das Clubhaus geputzt werden. Viele Vereine drohen ihren Mitgliedern mit Zwangszahlungen, sollten diese ein gewisses Engagement vermissen lassen (»Arbeitsstunden«). Dies führt letztlich an Samstagvormittagen im April doch zu regem Betrieb auf der witterungsbedingt trist aussehenden Anlage.
Ein Blick auf die verschiedenen Typen, die bei Arbeitseinsätzen in fast jedem Club vertreten sind:
Der Dirigent: Steht mit einer Zigarette als Taktstock vorm Clubhaus und verteilt die Aufgaben (»Mach mal ...« - »Hol mal ...« - »Trag mal ...«). Auf die Idee, selbst Hand anzulegen, kommt er nicht. Einer muss ja für Ordnung sorgen.
Der Langzeit-Verletzte: Leidet seit Jahren unter Rückenbeschwerden, die körperliche Arbeiten quasi unmöglich machen. Hält die übrige Belegschaft vom Arbeiten ab, indem er seine komplette Leidensgeschichte zum Besten gibt. Ist jedoch bei der Saisoneröffnung stets wieder fit.
Der Novize: Engagiertes, aber ahnungsloses Neu-Mitglied. Versucht auch mal, einem durchhängenden Netz durch das Entfernen der Single-Stützen zu mehr Spannung zu verhelfen.
Der Laub-Bläser: Schnappt sich bei seinem einmaligen Erscheinen stets den Laubbläser, um die Anlage von störenden Blättern zu befreien. Ebenso ehrenwertes wie nutzloses Unterfangen (meist wird nur umverteilt), das jedoch mehr Spaß macht als Schubkarren zu befüllen oder Bänke zu schleppen.
Der Päuschen-Macher: Legt großen Wert auf eine gesunde Mischung zwischen Arbeit und Vergnügen. Ist der Erste beim Gratis-Bier und der Letzte auf dem Platz.
Der neue Sportwart: Will sich beweisen, übersieht beim Blick fürs große Ganze jedoch oft Kleinigkeiten. Hinweisen, dass Plätze wegen Feuchtigkeit wohl noch auf Tage unbespielbar sind, entgegnet er mit Fragen wie: »Sind die Linien geputzt?«
Der Rasen-Mäher: Nutzt den Arbeitseinsatz, um selbst bei größtem Lärm zu innerer Ruhe zu finden, und mäht eine Runde nach der anderen. Ist auch auf dem Platz ein mentales Genie.
Das arme Schwein: Fühlt sich dazu berufen, den Holzbänken endlich zu einem neuen Anstrich zu verhelfen. Ein elendiger Job! Schleppen, abschmirgeln, streichen ... Und noch mal streichen, wenn die Mannschaftskollegen in der Folgewoche bereits die ersten Bälle schlagen.
Der Unkraut-Jäger: Ein Fass ohne Boden! Das zum Gärtner berufene Mitglied kniet stundenlang über der Clubhaus-Terrasse, um dem Gras und Löwenzahn zwischen den schweren Steinplatten Herr zu werden. Hat er es schließlich geschafft, fällt er für den Rest der Saison wegen Knie- und Rückenbeschwerden aus.
Der Alibi-Helfer: Erscheint am späten Nachmittag, wenn der Löwenanteil bereits erledigt ist. Beim verdienten Bierchen im Anschluss ist er jedoch pünktlich am Start, um darüber zu philosophieren, wie weit man heute doch vorangekommen sei.
Der Profi: Hat an den Einsatztagen nie Zeit, steht aber als Erster auf dem Platz, wenn dieser fertig ist. Als spielstarke Nummer 1 genießt er jedoch Narrenfreiheit - schließlich sonnt sich der Rest des Vereins gerne im Ruhm, ausgerechnet mit IHM im selben Club zu spielen.
Die aktualisierte und neu bearbeitete Auflage von "111 Gründe, Tennis zu lieben" (328 Seiten) enthält zehn Bonusgründe und ist im Buchhandel erhältlich, ebenso online, z.B. über Amazon, Thalia, Hugendubel oder den Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
Preis: 9,99 Euro