Alexander Waske, 41, kommt aus Frankfurt am Main und hat über das amerikanische College-Tennis den Weg zum Profi eingeschlagen - mit erst 25 Jahren. Waske wurde vor allem durch seine Davis-Cup-Doppel-Einsätze zum Publikumsliebling und schaffte es in der Weltrangliste bis auf Rang 16 im Doppel und Rang 89 im Einzel. 2005 feierte er seinen bekanntesten Sieg mit dem Triumph über Rafael Nadal in Halle, der ihn zum "French-Open-Sieger-Besieger" machte. 2010 gründete er mit Rainer Schüttler die "Schüttler Waske Tennis-University" in Offenbach.
tennisnet: Herr Waske, das Doppel im Davis-Cup-Halbfinale gegen Russland 2007, wie oft verfolgt Sie das noch im Schlaf?
Alexander Waske: Dieses Match hat meine Karriere beendet. Ich hatte im Anschluss vier Operationen. Alles, was ich danach gespielt habe, war Welten entfernt von dem, was ich davor gespielt habe.
tennisnet: Sie haben das Doppel trotz eines Muskelbündelrisses zu Ende gespielt.
Waske: Das war ein großer Fehler. Ich habe damals mein bestes Tennis gespielt, stand Top 100 im Einzel und Top 16 im Doppel. Ich hatte das Olympia-Outfit zu Hause liegen - und habe mir den Einmarsch dann mit dem Gipsarm vorm Fernseher angeschaut. Klar, es war das Davis-Cup-Halbfinale, aber im Nachhinein interessiert das keine Sau. Ein paar Monate später haben mich Leute vom DTB angesprochen und gefragt, wie es bei mir läuft. Ich habe gesagt, dass ich verletzt bin. Wieso, was ich denn hätte, kam zurück. Die Welt ist so schnelllebig.
tennisnet: Geben Sie diese harte Erfahrung weiter?
Waske: In meinem jetzigen Job hilft sie mir, weil ich viele Spieler habe, die Mittwoch eine Erkältung haben, Donnerstag eigentlich nicht trainieren können, Freitag aber unbedingt zum Turnier wollen. Da zeige ich meinen Ellenbogen und sage: Ist das dieses Turnier wert? Oder haben wir nicht gesagt, dass wir nur spielen, wenn wir fit sind? Aber jeder Mensch macht Fehler und lernt daraus. Wenn ich allen Spielern beibringen kann, wann man besser Schluss macht und regenerieren muss, dann hat mir meine eigene Erfahrung geholfen.
tennisnet: In der Zeit zwischen dieser Verletzung und Ihren vielen Comebacks ist die "Schüttler Waske Tennis-University" entstanden.
Waske: Die tragende Kraft war mein damaliger Headcoach Benjamin Ebrahimzadeh. Er sagte: "Dein Name, deine Connections - und ich mache die Arbeit." Das war der Gedanke, so haben wir angefangen. Er hat in der Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Es wurde dann immer größer. Das war auch ein Grund, meine Karriere 2012 zu beenden, sonst hätte ich vielleicht noch ein paar Jahre gespielt. Aber die Arbeit mit den Profis und den Nachwuchsspielern ist zu wichtig geworden.
Die Weltrangliste der Herren
tennisnet: Wie wichtig es den Spielern ist, hat man auch beim X-mas-Battle erlebt, oder?
Waske: Das Schönste ist der Spirit, der hier herrscht. Ein Profi ist extra aus Indien eingeflogen. Ebenso Spieler aus Berlin, Hannover, aus München, aus der Schweiz. Alle sind nur wegen des X-mas-Battles gekommen. Bei uns steht neben dem Leistungsaspekt die Menschlichkeit ganz vorne an. Alle Spieler sagen: "Die haben sich unheimlich viel Mühe gegeben - und ich komme gerne wieder!" Wir wollen unsere Spieler weiterbringen auf dem Court und neben dem Court. Dafür stehen wir und darum mache ich das alles hier.
tennisnet: Sie haben selbst auch mitgespielt, und wenn man Sie bei den Mini-Spielen erlebt hat, konnte man meinen, hier ginge es um einen Grand-Slam-Titel.
Waske: Diese Ambition versuche ich auch weiterzugeben. Ich bin voll dabei, will nicht verlieren, so war ich schon immer.
tennisnet: Weil's eine Teamgeschichte ist? Sie waren auch zu aktiven Zeiten der Teamspieler überhaupt.
Waske: Im Team habe ich immer besser gespielt...
tennisnet: ... womit Tennis, größtenteils ein Einzelsport, vielleicht der falsche Sport für Sie war?
Waske: Absolut, trotzdem schaffen wir es an der University, den Teamgedanken umzusetzen. Die Spieler gehen zusammen auf Tour. Denen ist es nicht egal, was der andere macht. Die Spieler unterstützen sich gegenseitig. Wenn einer sein Spiel absolviert hat, feuert er den nächsten an. Wir hatten schon Trips mit neun Spielern und drei Trainern zu einem Future-Turnier. Da gibt es Momente, an denen elf Mann auf der Tribüne sitzen und den verbliebenen Spieler anfeuern und unterstützen. Ich glaube auch, dass es für die menschliche Entwicklung ganz wichtig ist, diesen Teamgedanken zu leben. Die Spieler, die diesen Teamspirit haben, kommen hier auch am besten zurecht. Die lieben die Tennis University und tragen das Logo mit großem Stolz.