Es war eine Nachricht, die dann doch aufhorchen ließ. Und der man zunächst nicht unbedingt Glauben schenken wollte. Aber doch, es stimmte: Ab dem kommenden Jahr wird Toni Nadal nicht mehr regelmäßig und selbstverständlich als Trainer seines Neffen Rafael arbeiten. Wie und wann Toni Nadal diesen Schritt offenbarte, sprach ein bisschen für sich selbst - ziemlich unabgestimmt mit dem sonstigen Team Nadal, am Rande eines Trainerkongresses in Budapest, zwei Wochen nach der frustrierenden Finalniederlage von Rafael Nadal in Melbourne. Risse im familiären System des Nadal-Clans?
In jedem Fall bedeutet die de facto-Trennung des Erfolgsgespanns einen tiefen Karriere-Einschnitt. Bei anderen Spielern kommen und gehen die Trainer, es ist ein normaler Prozeß, ein geschäftsmäßiger Vorgang. Aber Rafael und Toni Nadal - das war, allein schon durch die Familienbande, ein ganz anderes Bündnis. Aber vielleicht hat sich in jüngster Zeit unbemerkt da auch etwas verändert, vielleicht schlich sich zu viel Routine ein, vielleicht fehlten hier und da die erfrischenden Impulse beim Coaching, der neue Denkansatz. Man kann das nur vermuten, weil wenig aus der Nadal-Familie nach draußen dringt.
Kein Frühstücks-Direktor
Klar war allerdings schon, dass mit der Verpflichtung von Carlos Moya als zusätzlichem Trainer eine neue Machtbalance entstanden war. Moya ist für Rafael Nadal stets die andere große Tennis-Leitfigur gewesen, auch ein Förderer und Forderer in früher Jugend. Klar war: Moya ist nicht eine subalterne Figur, ein Ballzuspieler oder Frühstücks-Direktor. Sondern einer, der etwas bewegen sollte und wollte. Das wird er in Zukunft dann wohl noch mit größerer Autorität und mehr Einflussmöglichkeiten tun können.
Derweil wird Onkel Toni keineswegs zum Müßiggänger werden: Die Nadal Academy erfordert durchaus den ganzen Mann als Chefanweiser und Aufspürer von neuen Talenten. Toni sucht schon den nächsten Nadal, während der eigentliche Nadal seine letzten Tour-Jahre noch vergolden und veredeln will.
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