Die Intervalle zwischen den Matches in Indian Wells werden kürzer, für Dominic Thiem sollte das in seinem Viertelfinale gegen Stan Wawrinka (Freitag, 3:00 Uhr MEZ, in unserem Live-Ticker) kein Problem sein. Österreichs Nummer eins vermittelt in der kalifornischen Wüste den Eindruck eines Mannes, der Spaß an seinem Beruf hat. Und der wohl ohne Einwände einer Verlängerung der bisherigen Arbeitsschichten zugestimmt hätte, sei es in der frühen Nachmittagshitze wie gegen die Sportskameraden Chardy oder Mischa Zverev, sei es wie letzte Nacht in der Achtelfinal-Partie gegen Gael Monfils, die den Tag auf Stadium 1 beschloss.
Stan Wawrinka andererseits hat gegen Yoshihito Nishioka sein Nenngeld für das ganze Turnier eigentlich schon ausgespielt. Die 2:13 Stunden Spielzeit bis zum 7:6 (4) im dritten Satz werden den Schweizer indes nicht an die Grenze seiner körperlichen Leistungsfähigkeit gebracht haben. Eine Grenze, die bei Wawrinka deutlich höher liegt als bei den meisten anderen Profis. "Die Arbeit, die Pierre Paganini mit Wawrinka und Roger Federer macht, ist wirklich außergewöhnlich", weiß Thiems Coach Günter Bresnik.
Verbesserte Vorhand
Körperlich seien die beiden Davis-Cup-Sieger von 2014 auf absolutem Top-Level, bei Wawrinka hätten sich über die Jahre neue Optionen im Spiel eröffnet. Der 31-Jährige habe an einer seiner großen Schwächen kontinuierlich gearbeitet, jenem Schlag, den Günter Bresnik anno 2017 zu einem der besten im Herrentennis adelt: "Die Vorhand von Wawrinka ist sicherlich nicht der schönste Schlag im Tennis, aber eine der besten Waffen auf der Tour."
Nun liegt Schönheit immer im Auge des Betrachters, aber selbst kritische Beobachter werden zugeben, dass die Vorhand von Dominic Thiem allen möglichen Anforderungen im Profitennis genügt, nicht zuletzt ästhetischen. "Wie Dominic Monfils mit seiner Vorhand über den Platz getrieben hat, war beeindruckend", so Bresnik im Gespräch mit tennisnet weiter. "Weil Monfils kein Spieler ist, der den Ball viermal zurück bringt. Sondern 14 Mal. Und Dominic hat dennoch immer weiter Druck gemacht."
Nur auf 1000er-Level
Begegnungen mit den Topspielern werden für Dominic Thiem langsam zur Gewohnheit. Stan Wawrinka ist einer aus der Bel Etage, den die aktuelle Nummer acht der Welt schon besiegt hat. 2014 in Madrid sah es zu Beginn nach einer stattlichen Summe Lehrgeld für den Österreicher aus, am Ende hatte Thiem den damals frisch gebackenen Australian-Open-Sieger geschlagen, auch weil er nach verlorenem ersten Satz seine Taktik geändert, aggressiver gespielt hatte, öfters ans Netz gekommen war.
Eine Variante, die auch Wawrinka in seinem Werkzeugkasten weiß. "Und Spieler mit dieser Klasse kommen natürlich meistens nach Bällen ans Netz, wo der Abschluss eigentlich nur noch Formsache ist", so Günter Bresnik, der in Miami wieder zu seinem Schützling stoßen wird.
Die beiden weiteren Matches der noch kurzen Rivalität hat Wawrinka für sich entschieden. Erstaunlicherweise treffen sich Thiem und er immer bei Turnieren der 1000er-Kategorie: Madrid eben, Paris-Bércy und Rom. Stan Wawrinka hat immerhin schon einen Titel bei Events dieser Größenordnung davongetragen, 2014 besiegte er im Finale von Monte Carlo Roger Federer. Die Chancen auf ein Meeting mit dem "Maestro" sind für den Sieger der Partie zwischen Dominic Thiem und Stan Wawrinka nicht schlecht: im Halbfinale wartet entweder Pablo Carreno-Busta oder Pablo Cuevas.
Dominic Thiem im Steckbrief