Alexander Zverev hat nach seinem Match selbst von einer Millimeter-Entscheidung gesprochen - und tatsächlich hat der Passierball von John Isner bei 5:4 im dritten Satz und Matchball für den US-Amerikaner schon fast ins Feld geschaut. Aber eben nur fast. Dass am Ende des Tiebreak-Krimis in der dritten Runde des ATP-Masters-1000-Turniers in Miami der bessere Tennisspieler gewonnen hat, daran besteht indes kein Zweifel.
Ob und wieviel sich Stan Wawrinka vom Match seines Achtelfinalgegners am heutigen Dienstag (viertes Match nach 17:00 MESZ, mitzuverfolgen bei uns im Live-Ticker) angesehen hat, ist nicht bekannt. Den avisierten Starttermin der Night Session konnte der dreifache Major-Sieger jedenfalls nicht einhalten, um halb acht Ortszeit hatten die Herren Zverev und Isner noch zu tun. Wawrinka ist ein erfahrener Mann, der Erfolg gegen Malek Jaziri geriet trotz leichter Verspätung zur Pflichtübung.
Unterirdisch in Dubai
Dass der nach der Absage von Andy Murray und Novak Djokovic topgesetzte Schweizer an eben solchen auch scheitern kann, hat er vor ein paar Wochen in Dubai gezeigt. Der dortige Premieren-Auftritt gegen Damir Dzumhur ist mit unterirdisch noch wohlwollend beschrieben. Stan Wawrinka ist ein Mann für die späten Runde, ab dem Viertelfinale läuft er meistens heiß - außer er läuft in seinen Landsmann Roger Federer wie zuletzt bei den Australian Open oder in Indian Wells.
Die gute Nachricht für Alexander Zverev ist: Er zählt zum sehr kleinen Kreis jener Spieler, die Wawrinka in den letzten Jahren in einem Endspiel besiegen konnten. Im vergangenen September war der 31-Jährige als frisch gekürter US-Open-Champion nach St. Petersburg gereist, hatte sich im dritten Satz eine Führung erarbeitet - und musste am Ende doch Zverev zu dessen ersten Turniersieg gratulieren.
Vor ans Netz
Andere Umstände, andere Zeiten. 2017 scheint Stan Wawrinka auch auf dem 1000er-Level auf konstanterem Niveau spielen zu wollen - das Können dazu stand nie in Zweifel. Im "Race to London" wird er im Moment an dritter Stelle geführt. Dennoch wird sich Alexander Zverev mit Freude an jene Begegnung in St. Petersburg zurückerinnern, wo er von der Grundlinie aus der stabilere Spieler war, Wawrinka letztlich nur mit höchstem Risiko zu Punkten kommen konnte.
Der gebürtige Hamburger versucht in den letzten Wochen, öfters den Weg ans Netz zu suchen. Wawrinka, der traditionell weit hinter der Grundlinie steht, könnte Zverev dazu die Gelegenheit bieten. Die zuckerweichen Stopps, die die deutsche Nummer eins gegen Isner immer wieder zu Punktgewinnen anbrachten, mögen auch gegen Stan Wawrinka ein probates Mittel sein, nicht nur in puncto Beinarbeit spielt der Schweizer aber ein paar Kategorien höher als John Isner. Alles offen also in Miami - gut möglich, dass wieder nur ein, zwei Millimeter über das Weiterkommen in das Viertelfinale entscheiden.
Das ATP-Turnier in Miami im Überblick