"Seid fair zu Dominic"

Thomas Muster redet wie immer Klartext
© getty

Thomas Muster strahlt die Ruhe des Elder Tennis Statesman aus. Der French-Open-Sieger von 1995 ist auf Einladung seines Schlägerausrüsters HEAD nach München gekommen, es gilt den neuen MXG vorzustellen. Nicht nur zum Spielmaterial macht sich Muster Gedanken.

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tennisnet: Herr Muster, der Tennisprofi als solcher ist eher konservativ, wenn es darum geht, den Schläger zu wechseln. Sie haben in der Endphase ihrer Karriere diesen Versuch gewagt. Warum?

Thomas Muster: Kurzfristig. Weil ich nach Möglichkeiten gesucht habe, das Hardcourt-Spiel zu verbessern, was ja auch tatsächlich gelungen ist mit einem längeren Schläger und anderem Saitenprofil von Kneissl. Ich habe damit das Halbfinale der Australian Open erreicht, Dubai und Key Biscayne gewonnen. Das Basisspiel auf Sand hat aber sehr darunter gelitten. Beim Davis Cup gegen Kroatien in Graz war mir dann klar, dass der Schläger einfach zu lang, der Hebel ein anderer war. Damit konnte ich meine Winkelbälle nicht mehr so spielen, das Schlägerprofil war einfach anders. Das hat auf Hartplatz gut funktioniert, war aber auf Sand nicht umzusetzen.

tennisnet: Mit welcher Konsequenz?

Muster: Wir haben herum probiert, sind zurück zum HEAD-Schläger gegangen. Aber so einfach funktioniert das nicht. Dass man auf Hartplatz einen längeren Schläger spielt und auf Sandplatz einen kürzeren, das lässt sich im Gehirn nicht so einfach umsetzen. Das war dann sozusagen der Anfang vom Ende. Man versucht sich zu verbessern, verschiedene Dinge anzugehen, kommt schließlich aber drauf, dass der Schläger, mit dem man immer schon gespielt hat, doch der beste war.

tennisnet: Sie waren 1997 plötzlich einfach weg. Warum?

Muster: Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man mehr trainiert, am Ende aber weniger dabei herauskommt. Auch die Geschichte mit dem Material hat eine Rolle gespielt. Und es ist eine neue Generation nachgekommen. Ich war, glaube ich, auf Position 20, als ich aufgehört habe. Wenn man einmal die Nummer eins war, dann sind die Plätze 20, 30, 40 nicht so befriedigend. Natürlich hätte ich noch ein paar Jahre spielen können, wahrscheinlich noch viel Geld verdienen können. Aber so war ich nie. Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr. Und ich wollte auch keinem mehr sagen auf der Welt, dass mir Tennis riesigen Spaß macht, wenn es mir keinen Spaß mehr macht. Deswegen habe ich auch mit meinen Sponsoren abgerechnet und gesagt: So, das war´s jetzt.

tennisnet: Und gezweifelt haben Sie zu jenem Zeitpunkt nicht?

Muster: Vielleicht hätte man eine Pause machen können, fünf oder sechs Monate. Aber meistens funktioniert das nicht so, wie man sich das vorstellt.

tennisnet: Wie sind Sie mit dem Druck umgegangen, in der Heimat zu spielen?

Muster: Es ist immer schwer in Österreich zu spielen. Aber ich habe im Davis Cup zuhause immer gut gespielt. Die Erwartungshaltung war natürlich so: Jetzt spielt ein Österreicher daheim, jetzt wird der auch gewinnen. Man macht sich auch selber mehr Druck, weil man sagt: Ich möchte in Kitzbühel gewinnen, in der Wiener Stadthalle auch. Wobei die Stadthalle nie so mein Ding war. Der Belag war einfach zu schnell.

tennisnet: Aber immerhin dreimal im Finale.

Muster: Das schon. Aber einmal war ich krank, beim Match gegen Horst Skoff. Da hätte ich gar nie spielen dürfen. Wenn der Leo Huemer (ehemaliger Turnierdirektor, Anm. d. Red.) nicht gesagt hätte: "Du, da draußen sitzen 10.000 Leute, die warten auf Dich." Gut, habe ich mich halt abschlachten lassen. Gegen de Wulf muss man gewinnen, gegen Ivanisevic war ich chancenlos. Und in Kitzbühel einmal gewonnen - und gegen Albert Costa bei 35 Grad nach gefühlt vier Stunden zu verlieren, das ist in Ordnung. Man sieht auch jetzt, wie schwierig es ist, im Davis Cup zuhause zu gewinnen. Der Einzige, der das wirklich geschafft hat in den letzten Jahren war Jürgen Melzer.

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