"Seid fair zu Dominic"

Thomas Muster redet wie immer Klartext
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tennisnet: Die Gewichtung innerhalb der ATP-Tour hat sich in den vergangenen Jahren auch verschoben.

Muster: Klar. Monte Carlo, Hamburg, Rom, Kitzbühel, Gstaad, München, das waren Traditionsturniere. Sind sie heutzutage immer noch, werden nur zum Großteil nicht mehr so gesehen. Andere Zeiten, natürlich.

tennisnet: In einer eher kleinen Tennisnation wie Österreich läge es nahe, dass sich die nachkommenden Generationen bei Ihnen Rat holen. Ist das bei Jürgen Melzer passiert, gibt es Kontakte zu Dominic Thiem?

Muster: Weder noch. Mit Jürgen habe ich natürlich beim Davis Cup zu tun gehabt, aber auch da nur ein paar Tage. Deshalb habe ich als Kapitän auch aufgehört. Man stößt einfach beim Coaching an seine Grenzen des Machbaren. Der Günter (Bresnik) hat den Dominic aufgebaut, hat ihn trainiert, ihn unter seine Fittiche genommen. Die Entscheidungen über das Management und Coaching müssen Günter und Dominic treffen. Und ich bin seit Jahren derjenige gewesen, der gesagt hat: Gebt Dominic die Zeit, gebt ihm die Ruhe, schraubt die Erwartungshaltung nach unten. Die Erfolge werden kommen, aber hebt Dominic nicht in die Höhe und lasst ihn dann fallen. Seid einfach fair.

tennisnet: Die Erfolge legen erste Vergleiche mit Ihnen nahe.

Muster: Natürlich kann Dominic Thiem Nummer eins werden. Aber der Weg ist ein steiniger. Mittlerweile ist er ein passabler Top-Ten-Spieler mit seinen Ups und Downs. In diesem Jahr hat Dominic fast in jeder Woche ein bisserl was zu verteidigen, das ist auch eine andere Situation, als wenn man nur nach oben spielt. Ich würde mir aber nie anmaßen, zu sagen: Dominic sollte das oder das machen.

tennisnet: In Indian Wells hat Thiem ein paar Bälle ziemlich hurtig durch Mischa Zverev durchgespielt, als der am Netz gestanden hat. Das hat ein klein wenig nach der Thomas-Muster-Schule ausgesehen.

Muster: Das finde ich auch in Ordnung. So habe ich das von meinem Coach gelernt. Der hat mir gesagt: Wenn einer einen schlechten Ball spielt, dann gehört er bestraft. Und wenn es nicht anders geht, dann durch die Mitte. Ich bin ohnehin kein Freund davon, dass man sich nach dem Match stundenlang am Netz unterhält, die Leistung des Gegners anerkennt. Grundsätzlich zwar ok, aber das wird immer mehr. Man kann sich auch für einen Netzroller entschuldigen, aber in Wahrheit ist man eh froh, dass der Ball drüben landet. Und nicht auf meiner Seite. Und wenn man früher abgeschossen wurde, hat gegolten: Take it like a man. Heutzutage redet man darüber, dass derjenige bestraft gehört. In Wahrheit ist es ein Tennisball, das brennt dann ganz kurz, muss man den Angriffsball halt anders spielen.

tennisnet: Am Montag beginnt das Turnier in Monte Carlo, Rafael Nadal hat dort neun Mal gewonnen. Was erwarten Sie vom Spanier für die Sandplatzsaison?

Muster: Es wird viel davon abhängen, wie Nadal die ersten Matches auf Sand spielen wird. Vom Selbstvertrauen her müsste es passen. Federer wird sich auf Sand nicht lange herumquälen. Djokovic und Murray andererseits müssen jetzt was tun, vor allem Murray, der hat im zweiten Halbjahr kaum ein Match verloren. Sonst ist die Nummer eins abgefahren. Bis auf Federer und Nadal spielen alle so lala. Und wir haben immerhin schon April.

tennisnet: Ein Wort noch zu den Damen. Da gibt es auch andere Themen, etwa die Rückkehr von Maria Sharapova. Was trauen Sie der sportlich zu?

Muster: Ich glaube nicht, dass Sharapova in Stuttgart schon das Turnier gewinnen kann. IN Stuttgart spielen immer alle Top-Damen. Ich glaube aber, dass sie im Laufe des Jahres wieder nach vorne kommt. Zu Beginn wird ihr die Matchpraxis fehlen, und man wird sie auch immer mit dem Thema konfrontieren. Sie hat ihre Strafe bekommen, abgesessen, fertig, aus. Sie soll wieder gutes Tennis spielen. Sie ist hoffentlich gereift aus der Situation herausgekommen. Und sie ist wichtig für das Damentennis.

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