Der Zukunft einen Schritt voraus

ATP-Chef Chris Kermode versucht zu wissen, was die Kundschaft wünscht
© getty

Die Variationen, die die ATP im Zuge des "NextGen"-Masters in Mailand Ende des Jahres plant, sind wichtig für den Tennissport der Zukunft. Und zum Teil längst überfällig.

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Seit die ATP in der vergangenen Woche ihre Pläne für das NextGen-Finale in Mailand vorgestellt hat, gibt es auch eine leidenschaftliche Diskussion über diese Absichten. Das ist gut so, denn diese Diskussion war auch in dieser Schärfe und Pointhiertheit nötig.

Vorweg: Man kann durchaus ein Traditionalist und Konservativer sein - und trotzdem einige Ideen der Spielerorganisation gut finden. Es ist beispielsweise richtig, eine für alle sichtbare Uhr zu installieren, die die Zeit zwischen zwei Ballwechseln mißt - genau so wie beim Hawkeye wird damit Sicherheit und Glaubwürdigkeit produziert. Und der in diesem Fall ungesunde Ermessensspielraum des Schiedsrichters limitiert. Wie oft war in den letzten Jahren die Klage zu hören, dieser und jener Spieler dürfe sich alles herausnehmen und Zeit schinden, während der Gegner viel schärfer kontrolliert werde. Oft wirkten Verwarnungen wegen Verzögerungen wie pure Willkür und nicht wie die Umsetzung des Regelwerks.

Mätzchen und Marotten

Die Einführung einer sogenannten "Shot Clock" könnte auch noch den segensreichen Nebeneffekt haben, den lästigen Handtuchgebrauch der Spieler nach jedem Ballwechsel und auch das Zuwerfen von manchmal vier oder fünf Bällen einzuschränken - Mätzchen und Marotten, die viele Fans nerven und den Spielfluss hemmen. Wichtig und notwendig auch: Die Beschränkung von medizinischen Auszeiten und der Einspielzeit, alles das, was Marketingexperten gegenwärtig als "dead time" bezeichnen, lähmend für die Attraktivität des Sports.

Es ist auch keineswegs ein Teufelswerk von Progressiven, wenn die Sätze nur bis 4 gespielt werden (Tiebreak bei 3:3), jedenfalls nicht bei bestimmten Turnieren des Wanderzirkus. Fakt ist: Die Aufmerksamkeitsspanne für Matches ist geringer geworden, wer schaut schon noch bei jedem Turnier und bei jedem Spiel über die volle Distanz zu? Früher in den Sätzen mehr Spannung zu erzeugen, hat anderen Sportarten nicht geschadet - hier lohnt ein Seitenblick etwa zum Tischtennis. Wie gesagt: Das muss und soll nicht für alle Hierarchiestufen des Welttennis gelten, Masters, Grand Slams und die Länderwettbewerbe könnten ausgenommen sein, jedenfalls für die kurz- bis mittelfristige Zukunft. Wer weiß, wie die Fangewohnheiten in 20 bis 30 Jahre aussehen? ATP-Chef Chris Kermode hat schon recht, wenn er sagt, bei diesem Event, also Mailand, gehe es nicht nur um die nächste Spielergeneration, sondern auch um die nächste Fangeneration.

In Norditalien will man dann auch den Fans mehr Bewegungsfreiheit während der Matches einräumen - gut so, denn auch hier herrschte bisher nur die große Ungleichheit und Konfusion. Was bei amerikanischen Turnieren erlaubt wird, ob Lärmkulisse oder herum wandernde Fans, ist anderswo nicht mal ansatzweise geduldet - auch von den Akteuren selbst, die da zweierlei Maß anlegen. Insgesamt stünde allen mehr Toleranz besser zu Gesicht. Welchen großen Vorteil die Regelung bieten soll, wonach es bei Netzaufschlägen keine Wiederholung mehr geben soll, erscheint eher schleierhaft - oder ist das etwa auch eine Frage der Zeit?

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