Dominic Thiem ist auf einem guten Weg, die Nachfolge von Roger Federer anzutreten, sollte dieser dann doch irgendwann mal den Schläger an den Nagel hängen. Zwölf Mal bereits hat Federer den "Stefan Edberg Sportsmanship Award" gewonnen, den Preis für Fairplay, dessen Bedeutung schon alleine deshalb verdammt hoch anzusetzen ist, als dass die Mitspieler über seine Vergabe abstimmen.
Wunsch und Realität klaffen oft weit auseinander
Thiem gilt ebenso als Mr. Fairplay, er ist alleine schon deshalb ein Vorbild für so viele Tennisspieler, insbesondere diejenigen, die aktuell in den Mannschaftswettbewerben ihrer Vereine antreten und nur selten das tun, was sie sollten: einen zweifelhaften Ballabdruck im Zweifel für den Gegner zu entscheiden oder zumindest "zwei Neue" anzubieten.
Das schlechte Gewissen - je tiefer die Spielebene, um so seltener ist es zu finden. Kein Wunder, dass bereits im Jugendbereich gefeilscht wird ohne Ende. Es ist absurd: Werden Nachwuchsspieler nach ihrem Vorbild gefragt, fällt der Name Federer wie kein Zweiter. Was den Umgang und das Verhalten auf dem Platz (und oft auch mit Fans, Medien und Betreuern) angeht, ist das tatsächlich an den Tag gelegte Verhalten vieler Spieler jedoch oft meilenweit von dem eines Federer oder Thiem entfernt.
Thiem: "Ich würde mir selber schaden"
Thiems Fairplay-Momente sind für seine gerade mal 23 Jahre schon immens, und der Grund dafür ist ein einfacher. "Wenn der Schiedsrichter einen Ball von meinem Gegner out gibt, obwohl er im Feld war, kann ich doch nicht sagen, ich habe den nicht gesehen", sagte Thiem kürzlich in einem Interview, als sei es das Selbstverständlichste der Welt (was es ja auch sein sollte).
Er gab die Erläuterung gleich mit: "Ich würde mir selber schaden, würde ich so tun, als hätte ich es nicht gesehen. Darum geht's. Wenn ich nicht ehrlich bin, denke ich die nächsten zehn Minuten an nichts anderes als daran, was für ein unfairer Arsch ich bin. Da ist es doch besser, ich geb den Ball gut, die Sache ist erledigt, und ich kann mich wieder aufs Spielen konzentrieren."
Wie Federer - das Spiel anpassen und lernen
Thiem erklärte zudem, was er an Federer am meisten bewundere: das Lernen. "Er spielt komplett anders als noch vor drei, vier Jahren. Und als er so jung war wie ich und - so kam's einem vor - alles gewonnen hat, spielte er überhaupt komplett anders, lange Rallyes von der Grundlinie. Da findest du Dutzende alte Matches auf YouTube. Wie er das alles anpasst und lernt, wie er sein Spiel adaptiert, das ist unfassbar. Dass du nicht zufrieden bist mit dem, was du hast. Dass du dich immer weiterentwickelst, auch wenn du alles erreicht hast. Das kann man von ihm lernen. Das ist genial."
Für viele Spieler könnte der berühmte Hase gerade hier begraben liegen. Lernen wollen und besser werden - würden diese einfache Regel insbesondere im Hobbybereich einige Protagonisten mehr verfolgen, könnten sie sich ihre unfair erkämpften Punkte auch durchaus auf sportliche Art und Weise holen.