Was für ein Finale! Die Vorfreude auf das Duell zwischen dem jungen Himmelsstürmer aus Hamburg und der Tennis-Legende aus der Schweiz ist riesig. "Ich hätte mir keinen besseren Abschluss für unser Jubiläumsturnier vorstellen können, als dieses Spiel zwischen Roger und Sascha", frohlockt Turnierdirektor Ralf Weber.
Federer greift in Halle bereits nach seinem neunten Titel, für Vorjahresfinalist Zverev wäre es der erste Triumph beim Rasenturnier in Ostwestfalen. Wie man den "Maestro" auf seinem Lieblingsbelag entzaubert, hatte der Youngster vor einem Jahr im Halbfinale eindrücklich unter Beweis gestellt. Gelingt Federer die Revanche oder erweist sich Zverev erneut als Spielverderber?
Beidseitige Komplimente
Die Favoritenrolle will indes keiner so recht annehmen. "Ich denke, er hat den Heimvorteil", sagte Federer nach seinem mühevollen Halbfinalsieg gegen den Russen Karen Khachanov. Zverevs Konter ließ nicht lange auf sich warten: "Roger ist definitiv der Favorit in diesem Match. Er ist der beste Spieler aller Zeiten auf diesem Belag."
Das Zahlenwerk gibt dem 20-Jährigen Recht. Während Federer sein 140. ATP-Finale in Angriff nimmt, kann Zverev erst auf die Erfahrung von sechs Endspielen zurückgreifen. Ein Blick aufs aktuelle Formbarometer spricht allerdings eher für den Deutschen. Federer musste im Turnierverlauf zwar noch keinen Satz abgegeben, an seine spielerische Hochform vor der Sandplatzpause konnte der Eidgenosse allerdings bislang nicht anknüpfen.
Zverev beeindruckte hingegen mit Comeback-Qualitäten. Gegen Roberto Bautista-Agut und Richard Gasquet konnte die deutsche Nummer eins Satzrückstände mit unbändigem Willen noch drehen. Immer wieder hatte Zverev seinen Gegnern die Faust gezeigt, sich selbst angefeuert und mit brachialem Powertennis dominiert.
Faktor Rückhand
Federer ist gewarnt, vor allem die Rückhand hat es dem 35-Jährigen angetan: "Sascha verfügt über einen wunderbaren Aufschlag und eine der besten beidhändigen Rückhände auf der Tour. Er ist jung und hat nichts zu verlieren." Nutzt Zverev seine Vorteile im Cross-Duell gegen den Einhänder, könnte er Lleyton Hewitt und Tommy Haas nachfolgen, die Federer 2010 und 2012 die einzigen Finalniederlagen in Halle beibrachten.
Gegen Zverev spricht der große Kraftverschleiß der letzten Wochen. Als Halbfinalist aus 's-Hertogenbosch angereist, hat sich der Weltranglisten-12. mit Bruder Mischa auch noch bis ins Doppel-Finale vorgespielt. Auch Federer sprach nach dem Halbfinale von spürbarer Müdigkeit. Für ein Jubiläumsfinale im deutschen Wimbledon werden beide Akteure aber sicher gern noch einmal an ihre Schmerzgrenze gehen.
Das ATP-Turnier in Halle/Westfalen im Überblick