Thomas Mario "Tommy" Haas befindet sich mit 39 Jahren auf der Zielgeraden seiner Karriere. Nach über 20 Jahren als Tennisprofi beendet der Deutsche in diesem Jahr seine aktive Karriere. Wann und wo Haas sein letztes Match spielen wird, steht noch nicht fest. Anlässlich seines letzten Auftrittes bei einem Turnier in Deutschland, am Hamburger Rothenbaum, haben wir das Tommy-Haas-ABC zusammengestellt. Was ihr über Haas wissen solltet, zusammengefasst in 26 Stichworten von A bis Z.
A wie Australian Open: Die Australian Open waren für Tommy Haas das erfolgreichste Grand-Slam-Turnier. Dreimal stand er im Halbfinale: 1999, 2002 und 2007. Die letzten drei Auftritte in Melbourne verliefen ohne Fortune mit dem Aus in der ersten Runde. Zweimal musste er aufgeben, einmal verlor er mit Matchball.
B wie Bradenton: Haas entschied sich bereits im Alter von elf Jahren, nach Bradenton im US-Bundesstaat Florida zu ziehen, um dort an der Akademie von Nick Bollettieri zu trainieren. Bradenton wurde zur Heimat von Haas, der dort seinen Highschool-Abschluss machte und seit 2010 auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt. Mittlerweile lebt Haas in Los Angeles.
C wie Comeback: Zahlreiche Rückschläge musste Haas einstecken, doch er kam immer wieder zurück. 2004 und 2012 wurde er von seinen Spielerkollegen zum ATP Comeback Player of the Year gekürt.
D wie Davis Cup: Haas wurde 19-mal für das deutsche Davis-Cup-Team nominiert, 18-Partien bestritt er. Seine Bilanz: 19:7 im Einzel und 4:2 im Doppel. Im Davis Cup reichte es nur einmal für den Einzug ins Halbfinale, im Jahr 2007. Im Halbfinale gegen Russland musste Haas bei 2:1-Führung auf seinen Einsatz im Spitzeneinzel verzichten. Alexander Waske äußerte Wochen später den Verdacht, dass Haas Opfer einer Vergiftung wurde.
E wie Einhändige Rückhand: Die einhändige Rückhand von Haas ist eine Augenweide. Es ist einer der schönsten Schläge im Tennis, der mittlerweile im Profizirkus von immer wenigen Spielern gespielt wird. An der Seite von Roger Federer und Grigor Dimitrov begab sich Haas auf das musikalische Parkett und begeisterte als Mitglied der "One Handed Backhand Boys".
F wie French Open: Bei den French Open kam für Haas das Aus meist vor Beginn der zweiten Woche. Sein bestes Ergebnis hatte er im Jahr 2013 mit dem Erreichen des Viertelfinals. Sein denkwürdigster Auftritt war im Jahr 2009, als er im Achtelfinale Roger Federer am Rande der Niederlage hatte. Er führte mit 2:0 in den Sätzen und hatte Breakball zum 5:3. Eine Vorhand von Federer änderte alles, der Schweizer gewann schließlich den Titel.
G wie Gerry Weber Open: Es hat ein wenig gedauert, bis sich Haas mit den Spielbedingungen bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen angefreundet hat. Zweimal gewann er das Rasenturnier, 2009 (im Finale gegen Novak Djokovic) und 2012 (im Finale gegen Roger Federer). 39 Matches spielte Haas in Halle/Westfalen. "Vielleicht ist es ein gutes Omen, mit 39 hier aufzuhören und 39 Matches gespielt zu haben", sagte Haas, dem als erster Spieler in der Turniergeschichte der Excellence Award überreicht wurde.
H wie Hamburg: Hamburg ist die Geburtsstadt von Haas, hier wuchs er auch auf. Die German Open am Rothenbaum werden sein letztes Turnier auf deutschem Boden als Profi. Vor zwanzig Jahren feierte Haas in Hamburg seinen internationalen Durchbruch. Als 19-Jähriger zog er 1997 ins Halbfinale ein. 2012 erreichte Haas das Finale in Hamburg.
I wie Indian Wells: Die Karriere nach der Karriere ist gesichert für Haas. Beim ATP-Masters-1000-Turnier in Indian Wells feierte er dieses Jahr seine Feuertaufe als Turnierdirektor. Als Spieler reichte es in der kalifornischen Wüste bis ins Viertelfinale. Als Turnierdirektor ist es nun seine Aufgabe, ein Turnier, das von allen Spielern geliebt wird, noch besser zu machen.
J wie Jähzorn: Haas lebt den Tennissport mit jeder Faser. Wenn er unzufrieden war, gab es die eine oder andere Schimpftirade gegenüber Schiedsrichter, seiner Box oder auch mal gegen sich selbst. Kult bei Tennisfans ist sein Selbstgespräch im Viertelfinale der Australian Open 2007.
K wie Karriereende: Jahrelang musste Haas die Frage nach dem Karriereende beantworten. Nun wird sie bald nicht mehr gestellt werden. Haas wollte seine Karriere durch sich selbst heraus und nicht durch eine Verletzung beenden. Und das tut er nun. 2017 ist sein Abschiedsjahr. Vielen Turnieren hat er bereits Lebewohl gesagt. Die große Frag ist noch: Wo steigt sein letztes Match?
L wie Leguan: "Jurassic Haas" hieß es bei seinem letzten Auftritt in Miami. Haas bekam auf dem Platz Besuch vom Leguan "Iggy", der für eine Spielunterbrechung sorgte. Haas nahm es mit Humor, zückte sein Telefon und knipste das Selfie des Jahres. "Es war lustig. Ich dachte, das gibt ein interessantes Foto. Es war nett, dass er vorbeigeschaut hat. Er ist ein gut aussehender Leguan."
M wie München: Neben Hamburg war München für Haas das zweite deutsche Heimturnier. In München lebte er eine kurze Zeit, hier wohnen Familie und Freunde. Zweimal stand er in München im Finale, 2013 siegte er im deutschen Endspiel gegen Philipp Kohlschreiber.
N wie Nummer 2: Am 13. September 1999 war es so weit. Haas war erstmals Mitglied in den Top Ten im ATP-Ranking, als dritter deutscher Spieler überhaupt. 2002 war er sogar zwischenzeitlich die Nummer zwei der Welt für insgesamt fünf Wochen. 2013 und 2014 schrammte Haas knapp am Wiedereinzug in die Top Ten vorbei.
O wie Olympia: Zweimal nahm Haas an Olympischen Spielen teil. 2000 in Sydney gewann er die Silbermedaille und ließ im Halbfinale den Goldtraum von Roger Federer platzen. Im Finale gegen Yevgeny Kafelnikov verlor er in fünf Sätzen. 2004 in Athen unterlag er in der zweiten Runde gegen Andy Roddick trotz drei Matchbällen. 2012 durfte Haas nach seinem fantastischen Comeback und einem Hickhack mit dem Deutschen Olympischen Sportbund nicht am olympischen Tennisturnier in Wimbledon teilnehmen.
P wie Peter Haas: Federführend bei der Karrieree von Tommy Haas war auch sein Vater Peter, der bei sehr vielen Turniereinsätzen seines Sohnes vor Ort ist. Der gebürtige Österreicher war Vize-Europameister im Judo und Klassenkamerad von Arnold Schwarzenegger. Peter Haas arbeitete jahrelang als Tennistrainer in Hamburg und brachte seine Kinder so zum Tennissport. Nach einem schweren Motorradunfall im Jahr 2002, bei dem auch Brigitte Haas involviert war, lag er zwischenzeitlich im künstlichen Koma. Die Eltern von Haas sorgten 2014 für Schlagzeilen, als sie vom Amtsgericht Rosenheim wegen Sozialbetrugs zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurden. Die beiden sollen sich Sozialleistungen erschlichen haben.
Q wie Quälen: Immer wieder Aufstehen, das war die Devise von Haas nach den zahlreichen Verletzungen und Operationen, die ihn etliche Jahre auf der ATP-Tour gekostet haben. Wie hart er für sein Comeback schuftete, zeigt dieses Video eindrucksvoll.
R wie Roger Federer: Mit Roger Federer verbindet Haas eine besondere Freundschaft, vor allem seit die beiden Familienväter sind. Viermal konnte er den Schweizer besiegen, im Halbfinale bei Olympia 2000, im Achtelfinale der Australian Open 2002 und zweimal auf Rasen, 2012 im Finale in Halle/Westfalen und dieses Jahr im Achtelfinale beim MercedesCup in Stuttgart. Es könnte sogar der letzte Sieg von Haas auf der ATP-Tour gewesen sein.
S wie Stuttgart: In Stuttgart feierte Haas seinen größten Titel. 2001 gewann er das Masters-Series Turnier in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Es war die letzte Ausgabe des Stuttgarter Herrenturniers in der Halle. Beim Sandplatzturnier am Weissenhof stand er 1999 im Finale und verlor nach 2:0-Satzführung gegen Magnus Norman.
T wie TOSA: Bei Haas stand früh fest, dass er und seine Schwester Sabine Profitennisspieler werden sollten. Um die Ausbildung zu finanzieren, wurde die TOSA GmbH (TO für Tommy und SA für Sabine) ins Leben gerufen. Den 15 Sponsoren, die 750.000 D-Mark investierten, versprach man je ein Prozent des späteren Preisgeldes bis zum Jahr 2004. Das Projekt ging allerdings nicht gut aus. Die Sponsoren zogen vor Gericht, nachdem Zurückzahlungen ausblieben. Letztendlich musste Haas 2003 in letzter Instanz 500.000 Euro an die Sponsoren zurückzahlen.
U wie US Open: Die US Open sind für Haas das Heim-Grand-Slam-Turnier, kein "Major" hat er öfter gespielt. Gut möglich, dass er in New York City seine Karriere beenden wird. Haas spielte 1996 bei den US Open sein erstes Grand-Slam-Turnier und verlor in der ersten Runde gegen Michael Stich. Insgesamt dreimal stand er in Flushing Meadows im Viertelfinale und spielte einige denkwürdige Matches.
V wie Valentina: Seit 2006 ist Haas mit der US-Schauspielerin Sara Foster liiert. Im November 2010 kam die gemeinsame Tochter, Valentina, zur Welt. Fünf Jahre später gab es Zuwachs, Tochter Josephine wurde geboren. Haas' großer Wunsch war es, dass Valentina ihn noch bewusst spielen sieht. Beim MercedesCup in Stuttgart war seine Tochter bei der letzten Pressekoferenz dabei, bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen verließ er mit Valentina auf dem Arm den Centre Court.
W wie Wimbledon: "Gras ist etwas für Kühe", sagte Haas in der Anfangsphase seiner Karriere. Wie viele andere Spieler hatte er zunächst Schwierigkeiten damit, sich an den grünen Untergrund zu gewöhnen. In Wimbledon kassierte Haas einige schmerzliche und knappe Niederlagen. Es stechen aber auch große Siege hervor, wie der 1998 gegen Andre Agassi oder der Lauf bis ins Halbfinale im Jahr 2009.
X wie X-Verletzungen: Die Karriere von Haas ist gezeichnet von zahlreichen Verletzungen und Operationen. Vor allem die Schulter ließ Wettkampftennis häufig nicht zu und zwang ihn zu monatelangen Pausen. Hinzu kam auch die eine oder andere unglückliche Verletzung. So trat er in der ersten Runde beim Wimbledonturnier 2005 beim Einspielen auf einen herumliegenden Ball, knickte um und musste schließlich aufgeben.
Y wie Youngster: Auch wenn bei Haas sehr früh alles in Richtung Profikarriere ausgerichtet war, trat er als Juniorenspieler nicht so groß in Erscheinung. Einige Grand-Slam-Turniere spielte er nicht, trotzdem schaffte er es im Einzel bis auf Platz elf im Ranking. Beim Orange Bowl, der inoffiziellen Junioren-WM, stand er 1995 im Finale.
Z wie ZDF: Früh übt sich: Haas gab sein erstes Fernsehinterview bereits im Alter von zwölf Jahren, in der ZDF-Kindersendung "Pfiff". Er sprach über seine Erlebnisse in der Bollettieri Academy, sein großes Vorbild Boris Becker und übte bereits Kritik an den Medien.