Warum Ausnahmen eine Regel bestätigen sollen, erschließt sich oft erst auf den zweiten Blick. Manchmal auch gar nicht. Die Regel bei den ATP-Masters-1000-Turnieren über die letzten rund 13 Jahre lautete jedenfalls: Die Veranstaltungen in dieser Kategorie werden von den Herrschaften Roger Federer (auch wenn dessen erster Erfolg aus dem Jahre 2002 in Hamburg datiert), Rafael Nadal (der feierte 2004 in Monte Carlos seinen ersten von 30 Masters-Titeln), Novak Djokovic (in den Siegerlisten seit Miami 2007) und Nachzügler Andy Murray (erstmals in Cincinnati 2008 erfolgreich) beherrscht. Die Ausnahmen jüngeren Datums? Marin Cilic in der vergangenen Saison in Cincinnati, Jo-Wilfried Tsonga 2014 in Kanada.
Und dann wäre da noch Alexander Zverev, der selbst ein regelmäßiger Gewinner auf der Tour werden möchte. Streng genommen sogar schon ist.
Immer der Erste
Das Potenzial dafür wird Grigor Dimitrov schon seit mehreren Jahren bescheinigt, am heutigen Sonntag könnte der Bulgare seinen größten Titel holen. Und damit wieder einmal bulgarische Sportgeschichte schreiben. Schließlich war es Dimitrov als erstem Tennisspieler seines Landes gelungen, sich einen Platz unter den zehn besten Profis auf der Tour zu sichern. Unabhängig vom Ausgang des Endspiels gegen Nick Kyrgios (nicht vor 22:00 Uhr in unserem Live-Ticker) wird Grigor Dimitrov eben dorthin ab Montag wieder zurückkehren.
Kyrgios kann es im besten Fall auf Position 12 schaffen, eine feine Leistung, die ihm in den australischen Sportannalen indes keinen Platz im Pantheon beschert. Die Liste der herausragenden Tennisspielern vom fünften Kontinent ist eine lange, zuletzt hatte Lleyton Hewitt den Thron bei den Herren für sich beansprucht. Und auf dem Weg dorthin immerhin zwei Turniere auf Masters-Level für sich entscheiden, 2002 und 2003 in Indian Wells. Die kalifornische Wüste ist ein guter Boden für australische Profis, 1998 hatte dort Mark Philippoussis triumphiert.
Starke Aufschläger
Nick Kyrgios wäre in der laufenden Kampagne in Indian Wells auch schon auf einem guten Weg gewesen, musste sein Viertelfinal-Match gegen Roger Federer aber kampflos abgeben. Und das, nachdem der Mann aus Canberra davor Alexander Zverev und Novak Djokovic besiegt hatte.
Ein Break-Festival ist im Endspiel von Cincinnati nun nicht zu erwarten zwischen zwei Spielern, die auch das Zeug haben, als Regelfall angesehen zu werden: Weder Dimitrov gegen John Isner noch Kyrgios gegen David Ferrer verloren auch nur einmal ihr Service. Und zieht man die bislang einzige Partie der beiden gegeneinander in Betracht, dann könnte die Tennisfans ein ganz großes Endspiel erwarten: 2015 setzte sich der Bulgare erst im Tiebreak des dritten Satzes durch. In Indian Wells, übrigens.