Als die Granden der ATP irgendwann im Laufe des Jahres 2016 beschlossen haben, für die nachkommende Generation im Herrentennis ein eigenes Event zu schaffen, lässt sich ohne allzu viel Phantasie ausmalen, dass man mit einen Match zwischen Alexander Zverev, dem herausragenden Vertreter seiner Generation, und Denis Shapovalov, dem damals frisch gekürten Wimbledon-Junioren-Champion einen potenziellen Kracher mit Zukunftspotenzial in Aussicht hätte. Nun: Die Zukunft ist jetzt. Samstagabend in Montreal (ab 02:00 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei uns im Live-Ticker).
Die schlechte Nachricht allerdings: Die Chancen auf eine Wiederholung dieser Partie in Mailand sind rechtschaffen gering: Es ist kaum vorstellbar, dass Alexander Zverev vor seiner Premiere bei den ATP-Finals in London noch einen Abstecher nach Norditalien machen wird. Ja, so weit ist es mit dem besten deutschen Spieler gekommen: Der Konjunktiv ist abgeschafft, auch wenn es rechnerisch noch Möglichkeiten gäbe, dass Zverev die Qualifikation für London versäumt.
Mehrere Parallelen
Der gebürtige Hamburger schickt sich in diesen Tagen an, das durch die Absenzen und Verletzungen der langjährigen Spitzenkräfte Novak Djokovic, Andy Murray und neuerdings auch Stan Wawrinka plötzlich entstandene Vakuum an der Weltspitze viel schneller als prophezeit auszufüllen. Im Zweifel auch alleine. Die Leistungen Zverevs in Washington und Montreal sind mit exzellent nur unzureichend beschrieben, der 20-Jährige gewinnt die knappen Partien wie gegen Jordan Thompson und vor allem gegen Richard Gasquet ebenso wie Matches gegen arrivierte Fachkräfte wie Kevin Anderson. Und das gleich zweimal in zwei Wochen.
Denis Shapovalov ist noch längst nicht so weit wie sein Halbfinalgegner, dass er nach dem Sensationssieg gegen Rafael Nadal nicht nachgelassen, sondern gleich auch noch Adrian Mannarino artgerecht versorgt hat, spricht für den Kanadier. Die Spielanlage des Linkshänders ist erfrischend neu, ob diese nach den Strapazen der letzten Tage schon ausreichen wird, um Alexander Zverev zu schlagen, ist eher zu bezweifeln.
Zwei Parallelen weisen die beiden Protagonisten immerhin schon auf: Auch Zverev setzte sein erstes großes Ausrufezeichen auf der ATP-Tour bei seinem Heim-Turnier. 2014 stand Zverev dort am Hamburger Rothenbaum im Halbfinale, nun hat Shapovalov in dieser Hinsicht gleichgezogen, womöglich sogar vorgelegt, schließlich ist der Rogers Cup eine Kategorie höher angesiedelt als die German Open. Und wie Shapovalov darf sich auch Zverev mit einem Grand-Slam-Titel schmücken: er gewann den Junioren-Wettbewerb der Australian Open 2014.