Zurück in die Zukunft - fast 17 Jahre nach seinem Ausstieg als Davis-Cup-Teamchef beim Deutschen Tennis Bund kehrt Boris Becker nun also zurück zum Verband. Die neue Kooperation zwischen dem erfolgreichsten deutschen Tennisspieler und dem DTB ist insoweit keine Überraschung, da sich beide Seiten schon länger an einer Zusammenarbeit interessiert gezeigt hatten. Was manche in Funktionärskreisen offenbar aber verblüffte, waren das Detailwissen und die Akribie, die Becker schon in jüngster Zeit zeigte, bei der Vorbereitung auf seine Aufgaben. Becker, das wurde klar, ist vollständig im Thema drin, und wo er nach Nachholbedarf an Wissen hatte, etwa in den exakten Strukturen der Nachwuchsförderung hierzulande, machte er sich entschlossen kundig.
Es wird ein spannendes Projekt, dieser zweite Anlauf Beckers beim Verband - auch weil sich im Moment durchaus glänzende Perspektiven im Herrentennis abzeichnen. Mit einem neuen Star, der kein nationaler Star ist, sondern schon ein Weltstar - gemeint ist natürlich Alexander Zverev. Aber eben auch mit den großen, sehr großen Talenten Rudi Molleker und Nicola Kuhn. Ja, auch Kuhn wird man dazuzählen müssen, den 17-jährigen Burschen, der mit einiger Sicherheit nach Deutschland zurückgelotst werden kann. Beckers Präsenz wird hilfreich dabei sein, wie man hört, schließlich hängt in Kuhns Jugendzimmer noch immer eine Autogrammkarte mit Beckers Signatur. Becker ist das Idol Kuhns, eines Jungen, der ähnlich ehrgeizig ist wie der junge Becker. Zverev, Molleker, Kuhn, die Vorstellung, dieses Trio einmal vereint in der Nationalmannschaft zu sehen, hat Charme.
Respekt erworben
Neue Attraktivität strahlt der DTB mit Becker auch wieder auf Sponsoren und potenzielle TV-Partner aus - , die anderen Schlagzeilen, die es um den dreimaligen Wimbledon-Champion zuletzt gab, das mediale Theater um seine Insolvenz oder die Höhe seiner Schulden, das alles dürfte dieser Wirkung im Tennis nicht entgegenstehen. Becker hat sich im Sport wieder Respekt erworben, seine Reputation ist dort nicht zuletzt nach den erfolgreichen Trainerjahren bei Novak Djokovic vollkommen intakt - und deshalb spricht auch nichts gegen eine erfolgreiche Arbeit beim DTB, im Herrentennis.
Barbara Rittners sich abzeichnender Seitenwechsel hatten manche im Verband schon früher erwartet, etwa nach dem Ende der letzten Saison. Die Bundestrainerin hatte kein Hehl daraus gemacht, dass sie noch einmal in anderer Verantwortung oder in ganz anderer Umgebung arbeiten wolle. Nun aber scheint zum Glück sicher zu sein, dass sie dem DTB und dem deutschen Frauentennis erhalten bleibt. Und das ist gut so.