Alexander Zverev hat seine Teilnahme an den ATP Tour Finals in London nun auch offiziell festgeschrieben. Es ist ein bemerkenswerter Erfolg für den jungen Hamburger, der dieses Kunststück in jungen Jahren schaffte, obwohl er bei den Grand-Slam-Turnieren teils deutlich unter seinen Möglichkeiten und Potenzialen blieb.
Nur in Wimbledon gelang ihm der Sprung in die zweite Turnierwoche, gerade dort, im Theater der Träume, wäre viel mehr drin gewesen für Zverev. In Erinnerung blieb damals der Satz von Zverev, er habe es satt zu lernen, er habe doch schon aus vielen Niederlagen lernen müssen.
Bittere Rückschläge und große Siege
Andererseits, das ist an dieser Stelle schon festgehalten worden, kennzeichnete auch eine Tatsache immer wieder das bisherige Tennisjahr von Zverev: Die Kraft und der Willen, sich nach ärgerlichen und bitteren Rückschlägen aufzurappeln und neue, dann auch erfolgreiche Turnieranläufe zu nehmen. Auch hierfür waren Wimbledon und die Zeit danach ein Beispiel:
Denn Zverev holte seinen zweiten Masters-Titel der Saison in Kanada, gegen keinen geringeren als gegen Roger Federer. Masters-Titel Nummer eins hatte er sich in Rom gegen Novak Djokovic gesichert. Große Namen also in beiden Fällen, und damit auch eine Vergrößerung des Siegwertes.
Zverev, darauf wurde gleich verwiesen, ist der erste deutsche Spieler, der sich seit Rainer Schüttler im Jahr 2003 für den rauschenden Abschlussevent der Saison qualifizierte. Schüttler spielte in jenem Jahr die konstanteste Saison, die überhaupt einem deutschen Profi in der Zeit nach Boris Becker und Michael Stich gelang. Er war bei jedem Grand-Slam-Turnier in der Saison 2003 mindestens im Achtelfinale, und gleich zu Beginn der Spielzeit stand er sogar im Endspiel der Australian Open.
Schüttlers starkes Jahr endete seinerzeit übrigens im seltsamen Tennisreich des texanischen Selfmade-Millionärs Jim McIngvale, allseits nur Matratzen-Mack genannt. Der Möbelhausbesitzer hatte sich damals für vergleichsweise kleines Geld den Zuschlag für die WM gesichert, mit seiner Sparsamkeit machte er allerdings auch nicht bei der Organisation des ranghöchsten ATP-Turniers halt.
Tristesse von Houston
Wer heute die Bilder aus der Londoner 02-Arena sieht, das Hochglanzspektakel in einer Millionenmetropole, kann kaum glauben, dass es die ATP zuließ, dass dieser Event einmal in einem tristen Vorort-Tennisklub von Houston stattfand, mitten in einem öden Gewerbegebiet versteckt. Die Players Lounge übrigens war damals in einer Basketballhalle angesiedelt, sehr zum Erstaunen und Missfallen auch eines gewissen Roger Federer.
Der junge Mann aus der Schweiz, 22-jährig, gewann die WM schließlich gegen Andre Agassi. Jener Agassi hatte im Halbfinale mit viel Müh' und Not Schüttler soeben in drei Sätzen niederringen können.
Hätten Sie's noch gewusst, wer ansonsten dabei war, beim Tennis Masters Cup im West Side Club von Matratzen-Mack? Andy Roddick war die Nummer 1 der Setzliste, gefolgt von einem Mann, der den Kreis zu Zverev schließt - Juan Carlos Ferrero, der heutige Trainer des deutschen Spitzenmannes. Dann als Nummer 3 Federer, als Nummer 4 der Argentinier Guillermo Coria, als Nummer 5 Agassi, als Nummer 6 Schüttler, als Nummer 7 Carlos Moya und als Nummer 8 David Nalbandian.