Thomas Muster hat sich zuletzt bei der Premiere des Kinofilms "Borg/McEnroe" in Wien in der Öffentlichkeit gezeigt, der Verfilmung jener Rivalität also, die im Wimbledon-Finale 1980 ihren frühen Höhepunkt gefunden hat. Eine schöne Geschichte, kein Zweifel. Dass jene von Thomas Muster mindestens ebenso erzählenswert ist - das ist ein Hinweis, der dringend an Filmemacher weltweit ergehen sollte.
Gerne auch aus Anlass des 50. Geburtstages, den der beste österreichische Tennisspieler aller dokumentierten Zeiten am heutigen 2. Oktober begeht.
Wobei Thomas Muster den Eindruck erweckt - etwa bei Veranstaltungen seines langjährigen Ausrüsters HEAD oder als Botschafter der Erste Bank Open in Wien - dass er genau jenes Maß an Aufmerksamkeit erfährt, das dem Jubilar nicht lästig ist. Wer indes den Ausführungen des Steirers über den Tennissport zuhört, der kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ganz wenige Spieler auf der ATP-Tour gibt, die nicht vom Rat des ehemaligen Weltranglisten-Ersten profitieren würden. Man müsste ihn vielleicht nur einmal ganz ernsthaft fragen - allerdings mit der ganz großen Gefahr verbunden, eine ernsthafte Absage zu bekommen.
Pensionist und Verwalter
Die österreichische Sportgeschichte birgt gar nicht mal so wenig Stoff für Legendenbildungen. Hauptsächlich drehen sich diese aber um, ja, vornehmlich Herren, die in den Wintermonaten mehr oder minder schwierige Berghänge tollkühn bewältigen. Nur so lässt sich erklären, dass bei der völlig subjektiven, zurecht längst vergessenen Journalisten-Wahl zu Österreichs Sportler des 20. Jahrhunderts ein objektiv völlig falsches Ergebnis herauskam: Toni Sailer wurde die Ehre zuteil, nicht Thomas Muster.
Gut, das liegt nun wirklich schon Dekaden zurück, Muster hat sich nach seinen australischen Jahren wieder in Österreich niedergelassen, führt ein stinknormales Leben, wie er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung betonte. Der Steirer ist ein Bundesland weitergezogen, nach Kärnten an den Wörthersee, seiner Tochter zuliebe, die dort eine zweisprachige Grundschule besucht.
Thomas Muster hat in seiner Karriere mehr als zwölf Millionen US Dollar Preisgeld gewonnen, die Sponsorenverträge mit einer großen österreichischen Bank haben sicherlich auch weitergeholfen. "Ich bin in Pension und Verwalter meines Vermögens", erklärte Muster also in der Kleinen Zeitung. "Und ich mache das, was mir Spaß macht. Und ich kann arbeiten, was ich mag - wann, wo und wie viel ich will." Was oben erwähntes Engagement als Coach quasi ausschließt: Er hätte dann wieder das Leben zu führen, von dem Distanz gewonnen hat. Und müsste sich für Tennismatches engagieren, auf deren Ergebnis er keinen Einfluss hat.
Platz in der Ruhmeshalle
Eben jene österreichische Bank hat im Übrigen auch mit zwei anderen Sportlern geworben, deren Geschichte erst durch Schicksalsschläge zu einer ganz besonderen wurde: Zum einen mit Hermann Maier, dessen Sturz bei Olympia 1998 in Nagano und Jahre später der Motorradunfall in zwei erstaunlichen Comebacks gemündet haben. Und wieder ein paar Jahre davor mit Niki Lauda, dem dreifachen Formel-1-Weltmeister.
Dessen Geschichte wurde bekanntermaßen verfilmt, in Starbesetzung, mit einem der besseren Hollywood-Regisseure. Aus Sicht der Fans von Thomas Muster würde es aber wohl schon reichen, wenn der nunmehr 50-Jährige endlich seinen verdienten Platz in der International Tennis Hall of Fame bekäme.