Tony Godsick ging es nach dem Laver-Cup-Wochenende wie den meisten Fans: Auch seine Erwartungen seien übertroffen worden - dieses Fazit zog der Federer-Vertraute nach dem ersten Laver Cup, den er und sein Schweizer Freund mit ihrer Firma Team8 ins Leben gerufen haben. Übrigens nicht für einen kurzfristigen Erfolg: "Wir bauen so etwas nicht für ein Jahr auf, sondern für 100 Jahre. Man muss eine Menge Geld investieren, um eine Marke zu kreieren, ein Produkt auf den Markt zu bringen und sicherzugehen, dass die Leute eine gute Zeit haben", sagte Godsick im Gespräch mit sport360.com.
Ein Garant für den Erfolg war das Spielsystem des Laver Cups, das bis zum Schluss Spannung versprach. Und vor allem die jungen Leute begeistern sollte. "Wir wollen die Millennials, wie jeder andere auch. Wir wollen die nächste Generation an Tennisfans abholen. Mit diesem kürzeren Format, auf zwei Gewinnsätze, ist das großartig. Und wenn du einen dritten Satz als Tiebreak bis 10 spielst, wie auf der ATP-Tour im Doppel, dann weißt du, dass du nicht fünf oder sechs Stunden dasitzen und ein Match anschauen wirst."
Auffällig war ebenso der großzügige Einblick hinter die Kulissen, so unter anderem in die Taktikbesprechung vorm ersehnten Federer/Nadal-Doppel. "Wir haben viel im digitalen Bereich gemacht", ist sich Godsick seines Clous bewusst. "Die Spieler in der Umkleide sehen, im Team-Raum, wie sie interagieren, das konnten wir via Socal Media raushauen." Mit den verschiedensten Aspekten und Ideen wolle man verschiedenste Demographien ansprechen.
"Sascha Zverev wird ein Megastar!"
Nachdem mit Björn Borg und John McEnroe zwei der ganz Großen als Teamchefs dabei waren, hofft Godsick, dass auch sein Schützling eines Tages am Spielfeldrand stehen wird. "Ich hoffe, dass Roger mal Teamchef wird, ich hoffe, dass Rafa mal Teamchef wird. Die nächste Generation kommt. Schaut euch Sascha Zverev an, der Junge wird ein Megastar werden! Schaut euch Nick Kyrgios an, der ist schon ein Star. Und die Amerikaner, da gibt es Frances Tiafoe und viele andere. Und es gab einige, die nicht dabei waren, aber das Produkt gesehen haben und im nächsten und in den kommenden Jahren dabei sein wollen."
Auch wenn die Kritik zu hören war: Ziel des Laver Cups sei es nicht, als Konkurrenz für den Davis Cup dazustehen, versicherte Godsick - im Gegenteil. "Vielleicht hilft es sogar, weil die Spieler merken, wie großartig ein Teamwettbewerb sein kann." Das Problem sei vielmehr, dass alle im Tennis - die ATP, die ITF - miteinander auskämen, aber man stets gegeneinander kämpfe. "Vielleicht kann unser Event etwas sein, das der Tennissport gemeinsam besitzt." Der gemeinsame Nenner sei ohnehin klar, so Godsick. "Was ist das Ziel der ITF? Tennis in der ganzen Welt größer zu machen." Und nach dem ersten Laver Cup hätte man wohl jeden Fan im Stadion fragen können, ob das gelungen sei - und hätte ein Ja als Antwort bekommen.
Ein weiterer Punkt des Laver Cups sei es auch, immer in einer Stadt zu spielen, in der kein ATP-Event stattfände - wie in diesem Jahr in Prag oder im kommenden in Chicago. "Und vielleicht gehen wir auch eines Tages nach China oder Südafrika."