Bei seinem Auftaktsieg über Dusan Lajovic hat John Isner in der ersten Runde des ATP Masters 1000 Turniers in Shanghai 29 Asse geschlagen. Verlor er den ersten Satz noch mit 4:6, konnte er sich anschließend einmal mehr auf seinen Aufschlag verlassen: in den Sätzen zwei und drei ließ Isner keine einzige Breakchance mehr zu und drehte die Partie. Zum sechsten Mal in diesem Jahr gewann er ein Match nach 0:1-Satzrückstand.
Doch Isners Leistung nur auf seinen Aufschlag zu reduzieren, wäre nicht gerecht. Sogar Rafael Nadal lobte den Mann aus North Carolina kürzlich in Peking: "Jeder weiß, dass er unglaublich serviert, und es ist wahnsinnig schwierig, ihn zu breaken." Doch der spanische Weltranglistenerste möchte auch andere Qualitäten Isners nicht kleinreden. "Er spielt derzeit auch großartig von der Grundlinie, er ist einer der unangenehmsten Gegner, auf die du treffen kannst!"
Nadal spricht aus Erfahrung, er verlor beim Laver Cup vor drei Wochen gegen Isner in zwei knappen Sätzen, ehe er sich letzte Woche im Viertelfinale des Turniers in Peking revanchieren konnte.
Isner wäre "lieber Basketballer"
Bei 2,08 Meter Körpergröße ist dennoch klar, dass Isner vor allem bei der Spieleröffnung seine Stärken hat. "Hätte mir jemand gesagt, dass ich so groß werde, wäre ich ehrlich gesagt lieber Basketballer geworden", sagte Isner gegenüber der New York Times. Doch seine Größe verhalf ihm sogar zu einem Top-10-Ranking, im Jahr 2012 konnte Isner sein bisheriges Career-High von Platz 9 verbuchen.
Besonders oft rettet sich der Hüne durch sein Service in ein Tiebreak: In 53 Matches im Jahr 2017 spielte Isner 57 Mal ein Tiebreak, 35 davon konnte er für sich entscheiden. Mit 62 Prozent gewonnener Tiebreaks liegt er im Spitzenfeld des männlichen Profitennis. Auch gegen Lajovic gewann er die letzten beiden Sätze über diesen Weg.
Laut der Homepage der ATP sammelte Isner, der übrigens ein riesiger Wrestling-Fan ist, in seiner gesamten Profikarriere 9.550 Asse. In diesem Jahr schlug er mit 978 so viele wie kein anderer Spieler, und wird heuer vermutlich zum fünften Mal am Jahresende diese Rangliste anführen. Lediglich 22 Asse fehlen dem sympatischen Rechtshänder auf die 1.000-Marke im Jahr 2017. Ästhetisches Tennis sieht anders aus, effektiv ist es aber auf alle Fälle.
John Isner, der Teamplayer
"Vielleicht werde ich nicht so wertgeschätzt", meint Isner zu seinem Standing in der Tennis-Szene, "ich finde es aber herausragend, dass ich in meinen letzten acht Saisons jeweils in den Top-20 zu finden war. Das hätte ich mir als kleines Kind nie vorstellen können."
Isner genießt es zudem, in einer Mannschaft zu spielen. "Deshalb liebe ich den Davis Cup, und ich habe auch das Tennis im College sehr genossen. Du willst für dein Team einfach alles geben, das habe ich mir auch für den Tour-Alltag mitgenommen." Sein Team auf der World Tour besteht unter anderen aus seinen zwei Head Coaches Rene Moller (Ex-Trainer von Sam Stosur) und David MacPherson (ehemaliger Coach der Bryan-Brüder). Isners Enthusiasmus für Team-Events zeigte sich auch beim Laver Cup, wo er neben dem Sieg über Nadal auch im Doppel mit Jack Sock überzeugte.
Chancen für London, Duell mit Thiem wartet
Isner hat vor allem durch das Ausscheiden von Nick Kyrgios und Roberto Bautista-Agut noch minimale Chancen für ATP London, liegt ca. 800 Punkte hinter dem derzeit letzten Startplatz für London, den der ebenfalls bereits ausgeschiedene Pablo Carreno Busta innehat. Dafür ist jedoch ein starkes Abschneiden in Shanghai Pflicht. Nächster Gegner ist der griechische Youngster Stefanos Tsitsipas, der sich gegen Karen Khachanov durchsetzte.
Isner ließ sich zudem in seiner Erstrundenpartie am rechten Knie behandeln, nachdem dieses nach einigen Aufschlägen zum Beginn des zweiten Satzes zwickte. Möglicherweise geht Isner also leicht angeschlagen in die zweite Runde von Shanghai. Nach einem möglichen Erfolg könnte der Amerikaner im Achtelfinale übrigens auf Dominic Thiem treffen.