tennisnet: Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesetzt?
Haider-Maurer: Ich freue mich einfach auf die großen Turniere, die ich spielen kann. Ich habe großen Spaß beim Trainieren, das habe ich von meiner Leidenszeit mitnehmen können. Ich bin gut drauf und traue mir zu, in der Rangliste höher zu kommen als bislang (Nr. 47, Career-High vom April 2015, Anm. d. Red.). Ich sage immer, mein Ziel sind die Top 30 - ich will eines Tages bei einem Grand Slam gesetzt sein, und das ist auch realistisch.
tennisnet: Sie waren immer schon ein Spieler, der den Punkt diktieren möchte. Haben Sie Ihre Spielweise nach der Verletzungspause umgestellt?
Haider-Maurer: Wir haben lange an einem offensiveren Spiel getüftelt. Ein Schwerpunkt im Aufbau war das Service, denn speziell nach der langen Pause hat mich mein Aufschlag oft im Stich gelassen. Außerdem spiele ich mittlerweile ein anderes Racket und eine andere Saite, damit fühle ich mich sehr wohl. Turniertennis ist natürlich etwas anderes, die Matchpraxis fehlt mir derzeit noch, aber ich bin überzeugt davon, dass dieses gute Gefühl auch dort zurückkommen wird.
tennisnet: Für Ihr Comeback haben Sie eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wie kam es dazu?
Haider-Maurer: Das war die Idee meines Managers, Bernd Haberleiter. Während meiner Pause hatte ich eineinhalb Jahre lang so gut wie täglich Therapien und viele Arztbesuche. Das sind natürlich enorme Ausgaben. Da war Crowdfunding eine Idee, um zu zusätzlichen Mitteln zu kommen und das hat auch recht gut funktioniert.
tennisnet: Sind Ihnen eigentlich während Ihrer Verletzungspause Sponsoren abgesprungen?
Haider-Maurer: Das muss ich positiv erwähnen, dass mich meine Sponsoren absolut nicht im Stich ließen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich.
tennisnet: Können Sie sagen, wie viel eine Saison ungefähr kostet?
Haider-Maurer: Ich habe die genauen Zahlen nicht im Kopf, aber klar ist, dass der Sport teuer ist. Man bekommt zwar die Hotels bei Turnieren bezahlt, aber das war's auch schon mit Unterstützungen. Trainer und Flüge und Ähnliches sind selbst zu finanzieren. Da kommen auf jeden Spieler große Kosten zu. Leider ist die Situation im Tennis ein wenig anders als in anderen Verbänden wie beispielsweise beim Skisport, wo einem so gut wie alles zur Verfügung gestellt wird.
tennisnet: Es haben sich in letzter Zeit viele Experten über die Länge der Saison beklagt. Stimmen Sie dem zu?
Haider-Maurer: Die Saison ist enorm lang, die dauert von Anfang Januar bis Ende November. Und man darf eines nicht vergessen: Ein Spieler hinter Ranglistenposition 30 darf sich nicht erlauben, viele Wochen auszulassen. Die Top 10 sind so stark, dass sie sich das Jahr gut einteilen können. Die spielen 18 Turniere und kommen damit gut aus. Aber man kann nur schwer nachvollziehen, wenn jene, die sich über die Belastung beklagen, dann drei oder vier Einladungsturniere spielen. Das passt dann nicht so ganz zusammen. Da geht es eben ums Finanzielle.
tennisnet: Neben Ihnen wollen in der neuen Saison viele Top-Stars wieder zu alter Stärke finden. Welchem Spieler trauen Sie am ehesten zu, Ende 2018 an der Spitze der Weltrangliste zu stehen?
Haider-Maurer (denkt nach): Schwierig zu sagen. Ich traue Novak Djokovic zu, dass er sehr stark zurückkommt. Nach seiner Pause braucht er vielleicht auch ein paar Turniere, aber er ist einfach so konstant. Klar, ein Federer oder ein Nadal gewinnt auch so gut wie alles, aber man darf auch die Jungen wie Thiem und Zverev nicht vergessen.
tennisnet: Sie sprechen Thiem und Zverev an. Trauen Sie Ihnen zu, sich weiterhin in der Weltspitze zu halten?
Haider-Maurer: Absolut, meiner Meinung nach gehören beide in die Top 5. Es ist vieles möglich, aber Djokovic ist der Tour abgegangen, denn er war richtig dominant. Ich glaube, er wird auch 2018 wieder richtig stark spielen.
tennisnet: Sie haben seine Dominanz bereits bei den US Open 2015 am eigenen Leibe erfahren müssen.
Haider-Maurer: Das stimmt, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, das war kurz vor meiner Verletzung. Auch in Monte Carlo habe ich gegen ihn gespielt. Ich will die Chance nochmal bekommen, weil ich mir nach den Matches vorgeworfen habe, mit zu viel Respekt in die Partie gegangen zu sein. Ich habe nicht so frei gespielt, wie ich mir das vorstelle.
tennisnet: Man weiß es wahrscheinlich im Vorhinein, aber man kann es trotzdem nicht gänzlich abstellen, oder?
Haider-Maurer: Klar, das war die Night Session im Arthur Ashe Stadium. Das wird immer eine beeindruckende Atmosphäre sein, egal ob du das erste Mal dort spielst, oder schon unzählige Matches dort bestritten hast. Aber ich habe auf jeden Fall einiges an Erfahrung mitnehmen können.
tennisnet: Haben Sie schon konkrete Pläne für das erste Februarwochenende? Wären Sie für einen Einsatz im Davis Cup bereit?
Haider-Maurer: Dieses Thema beschäftigt mich derzeit eher weniger. Ich konzentriere mich zunächst darauf, über die Turniere wieder voll zurückzukommen. Mit dem aktuellen Davis-Cup-Team sind wir, wie ich finde, ohnehin gut aufgestellt.