Pat Rafter - Motivation? Geld!

Patrick Rafter anno 1999 in Wimbledon
© GEPA

Patrick Rafter hat in seiner Karriere Großes geleistet - sein Antrieb dafür war eine Kindheit, die geprägt war von finanziellen Herausforderungen.

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Das australische Trinkwasser - es scheint zur Ehrlichkeit anzuregen. Auch und vor allem, wenn es um die Beweggründe geht, warum man Down Under den Tennissport als Einkommenszweig wählt. Erster, nicht-repräsentativer Zwischenstand einer unvollständigen Gesamtbetrachtung: Die Kohle muss stimmen.

Da wäre zum Auftakt Bernard Tomic, der sich in Wimbledon in seinem Match gegen Mischa Zverev eigenem Bekunden nach zwar elendiglich gelangweilt hatte, das Preisgeld nach der Erstrunden-Niederlage dennoch gerne mit nach Hause genommen hat. Schließlich wolle er ja nicht in einem "normalen" Job um sein Aushalten kämpfen.

Destanee Aiava wiederum hat sich ebenfalls nicht zurückgehalten, als es die Frage nach ihrem Hauptantrieb zu beantworten gab: natürlich das Geld. Dies ist erfrischend ehrlich, indes auch einigermaßen ernüchternd für ein Spielerin, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere steht. Aiava hatte zu Beginn der Saison 2017 als erste in diesem Jahrtausend geborene Spielerin an einem Grand-Slam-Turnier teilgenommen, auch 2018 wird sie bei den Australian Open am Start sein - die aktuelle Nummer 154 der Welt sicherte sich im Qualifikationsturnier einen Platz im Hauptfeld von Melbourne.

Mit Schulden aufgewachsen

Patrick Rafter muss sich mit solchen Banalitäten natürlich schon lange nicht mehr aufhalten. Zwei Mal hat Rafter bei einem Grand-Slam-Turnier reüssiert, insgesamt mehr als elf Millionen US Dollar an Preisgeld eingespielt. Die Major-Titel 1997 und 1998 bei den US Open werden indes gerne vergessen - weil der bald 45-Jährige zweimal Geschichte in Wimbledon geschrieben hat. Mit Niederlagen. 2001, unvergessen, im Montagsfinale gegen Goran Ivanisevic. Und ein Jahr zuvor, als Rafter Pete Sampras zu dessen siebten und letzten Triumph an der Church Road gratulieren musste.

Gegenüber der US-amerikanischen Zeitschrift Sports Illustrated ließ Rafter nun allerdings durchdringen, was sein größter Antrieb in jungen Jahren gewesen ist. "Ich bin mit Schulden und Krediten aufgewachsen. Man sitzt also da und denkt nur, nun, ich versuche mich aus all dem zu befreien", sagte der Australier. Für ihn wäre es das größte Ziel gewesen, mit einer Familie in seinem eigenen Haus zu wohnen.

Tennis statt Basketball

"Ich habe ein bemerkenswertes Leben geführt", so Rafter weiter. "Wenn ich allerdings aus einer reichen Familie gekommen wäre, alles einfach so bekommen hätte, hätte ich wohl nicht diesen Drive im Tennis verspürt." Worauf er allerdings als Jugendlicher zählen hätte können: die uneingeschränkte Unterstützung und viel Zeit seiner Eltern. Die Familie habe auch als Korrektiv gewirkt. "Manchmal kommst Du nach Hause, und Deine Brüder lassen Dich wissen, dass Du Dich wie ein Grosskotz verhältst. Aber das war Teil des Ganzen. Wenn man die Nase zu hoch trägt, wird man wieder herunter geholt."

Die aktuelle Nummer eins Australiens, Nick Kyrgios, besticht bekanntermaßen auch durch seine schonungslose Offenheit. Kyrgios allerdings stellt in der Regel nicht so sehr den pekiunären Aspekt in den Vordergrund - er sinniert lieber in aller Öffentlichkeit gerne darüber, ob seine Entscheidung zugunsten des Tennissports und gegen den Basketball die richtige war. Ehrliche Worte, wie gewohnt aus Australien.

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