Starker Aufschlag, einhändige Rückhand und fantastisches Netzspiel - so sicherten sich Roger Federer und Pete Sampras insgesamt 33 Grand-Slam-Titel. Mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Während der Schweizer "nur" ein Major unter der Federführung Annacones gewann, holte "Pistol Pete" gleich neun der prestigeträchtigsten Trophäen an der Seite seines Landsmannes.
Dennoch verfüge Federer über eine Denkweise, die Sampras in der Endphase seiner Karriere abgegangen sei, sagte der US-Amerikaner gegenüber Express Sport. "Roger geht mit Niederlagen auch heute noch ähnlich um wie in jungen Jahren."
Bei Sampras sei das nicht der Fall gewesen: "Am Ende seiner Laufbahn war es bei Pete so wie bei vielen anderen Spielern: Niederlagen fingen an mehr zu schmerzen und Siege fühlten sich weniger gut an."
"Roger hat einen anderen Blickwinkel"
Das sei der entscheidende Punkt, betonte Annacone. Federer habe seine großen Erfolge in diesem Jahr nur erzielen können, weil er sich das euphorische Gefühl fürs Gewinnen bewahren und die wenigen Niederlagen schnell abhaken konnte. "Roger hat eine andere Sichtweise, sein Blickwinkel aufs Tennis unterscheidet sich von Pete."
Deshalb war es Federer möglich, auch eine viereinhalbjährige Durststrecke ohne Grand-Slam-Titel zu überstehen. Alles habe sich dann mit dem epischen Fünfsatzsieg gegen Rafael Nadal in Melbourne geändert.
Vor Sampras' US-Open-Triumph im Jahr 2002, dem letzten Match in seiner Karriere, sei die Situation anders gewesen: "Pete hatte 25 Monate kein Turnier mehr gewonnen. Frustration begann sich einzuschleichen. Er wollte deshalb unbedingt mit einem großen Erfolg abtreten."
Der Traum wurde wahr, "weil Pete einfach Pete war - er konnte sich unglaublich gut fokussieren und für diesen Moment neu justieren."