Maximilian Marterer hat sich nicht verrückt machen lassen. 14 Auftaktniederlagen in Serie in ATP-Hauptfeldern können ein schwaches Gemüt schon mal aus der Bahn werfen. Nicht so Marterer. Der Spätzünder aus Nürnberg ließ den gordischen Knoten auf der größtmöglichen Bühne platzen - bei den Australian Open schaltete er nach seinem Auftaktsieg gegen Cedrik-Marcel-Stebe sogar Ex-Melbourne-Halbfinalist Fernando Verdasco aus.
"Das war etwas ganz besonderes für mich. Es war großartig, dass ich trotz der großen Hitze auch noch im fünften Satz gegen so einen Top-Spieler körperlich auf der Höhe war", blickte Marterer im Gespräch mit der ATP-Website stolz zurück.
Mit breiter Brust gegen den Deutschland-Schreck
Die wertvollen Erfahrungen und das Selbstvertrauen vom Grand-Slam-Festival "Down under" hat die Nummer 82 der Welt gekonnt nach Sofia transportiert. In der bulgarischen Hauptstadt steht Marterer nach souveränen Zweisatzsiegen gegen Malek Jaziri und Joao Sousa im Viertelfinale. Dort trifft er am Freitagabend auf Mirza Basic.
Vorsicht ist geboten: Der 26-jährige Bosnier hat sich beim Hallen-Hartplatzturnier in der Arena Armeec als Deutschland-Schreck einen Namen gemacht. Nach Florian Mayer konnte sich Basic auch gegen Philipp Kohlschreiber durchsetzen.
Pikanterweise sind das genau die Weggefährten, mit denen Marterer an der Tennisbase in Oberhaching hart für seinen Aufschwung geschuftet hat. "Wir trainieren häufig zusammen. Florian und Philipp sind absolute Weltklassespieler - und schon so lange dabei. Ihre Tipps helfen mir enorm."
Begleitet wird Marterer nicht wie in Australien von Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann, sondern vom langjährigen Coach von Florian Mayer, Tobias Summerer. Kohlmann beobachtet Marterer aus der Ferne, räumt seinem Schützling auch gegen Basic gute Chancen ein. Vorsicht sei allerdings geboten: Die Bälle in Sofia springen sehr hoch ab, der Bosnier komme damit sehr gut zurecht, erklärte Kohlmann gegenüber tennisnet. Marterer müsse sein bestes Tennis zeigen, etwas, dass ihm gegen Tennys Sandgren in Melbourne nicht durchgehend gelungen war.
Politik der kleinen Schritte
Kohlschreiber war bereits die Nummer 16 der Welt, Mayer schaffte es bis auf Rang 18. Sphären, die auch Marterer eines Tages erreichen könnte. Als zweitjüngster von acht Deutschen in den Top 100 will er aber nichts überstürzen: "Das nächste Ziel sind die Top 50 - dort würde ich am Jahresende schon ganz gerne stehen."
Auf der Challenger-Tour gewann Marterer zwischen September und Oktober 21 seiner 23 Matches. Mit den drei Titeln im Rücken aus dem vergangenen Herbst gelang schließlich der Durchbruch auf der nächsthöheren Ebene.
Trotz aller Bescheidenheit: "Sich neue Ziele zu setzen, sollte nie aufhören", weiß der ehrgeizige Aufsteiger, für den es bereits in Sofia die ein oder andere Sprosse auf der Karriereleiter empor gehen könnte.