"Eigentlich war ich schon aus dem Turnier raus", sagte Thiem am Donnerstagabend in der madrilenischen Caja Magica. Er sprach jene Situation aus seinem Match gegen Borna Coric im zweiten Satz an, als er seinen Aufschlag zum 4:5 abgab und der Kroate auf das Match servierte. Doch wie schon in seiner Zweitrundenpartie gegen Federico Delbonis legte Thiem im entscheidenden Moment einen Gang zu.
"In den engen Momenten spielte ich mein bestes Tennis", sagte Thiem, der weiß: "Ich hätte gut und gerne verlieren können. Dieser Sieg ist eine Menge wert."
Am Ende war es der zweifache French-Open-Halbfinalist, der nach zwei Stunden und 25 Minuten den Platz verließ. Im Gegensatz zum Vorjahr, als er gegen Coric noch auf dem größten Platz der Anlage spielte, war er in diesem Jahr im beschaulichen Estadio 3 erfolgreich. "Auf mich wartet nun ohnehin ein randvoller Center Court", gab Thiem lächelnd von sich.
Dominic Thiem zum neunten Mal gegen Rafael Nadal
Dort trifft er am Freitag auf Nadal, der seinerseits mit dem Sieg gegen Diego Schwartzman für einen neuen Rekord sorgte. Der 31-Jährige gewann alle seiner letzten 50 Sätze auf Sand, so viele wie kein Spieler auf irgendeinem Belag vor ihm. Zuvor hatte John McEnroe in den Achziger-Jahren 49 Sätze in Serie auf Teppich für sich entschieden.
Nadal auf Sand zu schlagen, sei "eine der schwierigsten Herausforderungen des Sports", meinte Thiem. "Er gibt dir ab dem ersten Moment keine Luft zum Atmen. Wenn du mit ihm mithalten willst, musst du das selbe tun und von Beginn an richtig heiß laufen."
Eine Fähigkeit, die Thiem in seinen bisherigen zwei Auftritten in Madrid nicht zeigen konnte. Während er gegen Delbonis im ersten Satz gerade einmal zwei bis drei Prozent seiner Leistung abrief, wie die aktuelle Nummer sieben der Welt selbst behauptet, lief es gegen Coric nur unwesentlich besser.
Daher sei ein guter Start ins neunte Match gegen Nadal immens wichtig. "Wenn du das nicht schaffst, passiert dir das, was mir in Monte Carlo passierte, er streckt dich nieder", umschreibt Thiem seine nächste Aufgabe auf martialische Art und Weise.
Bilanz: Dominic Thiem gegen Rafael Nadal 2-6
Jahr | Turnier | Sieger | Ergebnis |
2018 | Monte Carlo (Sand) | Rafael Nadal | 6:0, 6:2 |
2017 | Roland Garros (Sand) | Rafael Nadal | 6:3, 6:4, 6:0 |
2017 | Rom (Sand) | Dominic Thiem | 6:4, 6:3 |
2017 | Madrid (Sand) | Rafael Nadal | 7:6 (8), 6:4 |
2017 | Barcelona (Sand) | Rafael Nadal | 6:4, 6:1 |
2016 | Monte Carlo (Sand) | Rafael Nadal | 7:5, 6:3 |
2016 | Buenos Aires (Sand) | Dominic Thiem | 6:4, 4:6, 7:6 (4) |
2014 | Roland Garros (Sand) | Rafael Nadal | 6:2, 6:2, 6:3 |
Thiem hofft auf Sensation: "In Madrid sind Chancen am größten"
Doch vor allem die Bedingungen in Madrid sollen dem 24-Jährigen dabei helfen, Nadal nach fast einem Jahr wieder eine Niederlage auf dem geliebten Sand zuzufügen. "Wenn die Bedingungen schneller sind und der Ball höher abspringt, wird es für die anderen Spieler ein wenig leichter", erklärte Thiem, und fügte ehrfürchtig hinzu: "wenn man das überhaupt sagen darf."
Dass es ausgerechnet dem Österreicher gelingen kann, den Sandplatzkönig zu stürzen, daran glauben viele Experten. Nicht zuletzt deshalb, weil es Thiem war, der Nadal im Mai 2017 in Rom seine letzte Niederlage hinzugefügt hatte. "Damals war ich imstande, zu 100 Prozent so zu spielen, wie man es machen muss, um ihn zu schlagen", erinnerte sich die Nummer fünf der Setzliste. "Das war einer der besten Matches meiner Karriere."
Wenn er das Unmögliche erneut möglich machen möchte, müsse er exakt wieder solch eine Leistung abrufen. "Ich muss sehr aggressiv spielen, ohne viele Fehler zu machen. Es sieht aber nicht so aus, als ob ich gewinnen könnte."
Dominic Thiem gelang Satzerfolg im Training mit Rafael Nadal
Gewonnen hatte Thiem bereits am Freitag einen Satz gegen Nadal, als die beiden bei einer Einheit am Center Court von hunderten enthusiastischen Kindern angefeuert wurden. "Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe", mochte Thiem den Satzgewinn nicht überbewerten.
In Monte Carlo sei es ihm ebenfalls gelungen, Nadal im Training einen Satz abzunehmen. "Dann bin ich aber ziemlich unter die Räder gekommen", sagte Thiem. "Trotzdem ist es gut zu sehen: Man ist dabei."
Nadal selbst gibt sich trotz seiner ungreifbaren Dominanz auf Sand vor dem Duell mit Thiem vorsichtig. "Der gefährlichste Gegner ist derjenige, auf den du am nächsten Tag triffst", phrasierte Nadal nach seinem Triumph über Diego Schwartzman.
Doch des Lobes nicht genug: "Morgen treffe ich auf einen der besten Spieler der Welt, auf einen, der viele Möglichkeiten hat, um erfolgreich zu sein. Das wird ein Schlüsselmatch für das Turnier. Ich muss morgen einen weiteren Zahn zulegen. Ich denke, ich bin bereit dafür, aber ich muss es morgen auf den Platz bringen."
Auf einem Platz vollgepackt mit 12.500 Untertanen, die mit einer großen Show, aber am allerwenigsten mit einem Sturz ihres geliebten Sandplatzkönigs rechnen.