Dominic Thiem führte das Duell der beiden im direkten Vergleich mit 3:0 auf Sand und 4:1 insgesamt an, erklärte aber schon nach seinem Halbfinalsieg: Zverev habe sich seit dem letzten Aufeinandertreffen vor mehr als einem Jahr um Welten verbessert, sei ein Superstar der Szene geworden.
Thiem selbst war nach Startschwierigkeiten immer besser ins Turnier gekommen, mit dem Highlight-Sieg über Rafael Nadal (''Wenn Dominic gut spielt, dann ist es ganz schwer, ihn zu stoppen''), dem er die erste Sandplatzniederlage seit fast einem Jahr zufügte. Danach gewann Thiem gegen Kevin Anderson. Auch Zverev hatte überzeugt, gegen Leonardo Mayer, John Isner und zuletzt Youngster Denis Shapovalov tolle Leistungen hingelegt. ''Wir haben auf solchen Bühnen schon gegeneinander gespielt. Ich denke gar nicht so viel drüber nach, ich bin einfach froh, wieder um einen Masters-Titel spielen zu können", sagte der Weltranglistendritte mit Blick aufs Finale gegen Kumpel Thiem, der aktuell auf Rang sieben notiert ist.
Thiem mit Fehlstart ins Match
Zverev gewann die Wahl und ließ Thiem aufschlagen, vor den Augen von Schiedsrichter Mohamed Lahyani. Und der Hamburger erwischte den besseren Start, Thiem verzog zweimal die Vorhand und gab seinen Aufschlag per Doppelfehler ab. Angesichts der Aufschlagleistung Zverevs in Madrid kein gutes Omen - der 21-Jährige hatte bis zum Finale nicht einmal seinen Aufschlag abgegeben und musste in seinen vier Matches nur einen Breakball abwehren.
Beide Akteure returnierten von weit hinter der Grundlinie, der jeweilige Aufschläger war es somit, der zunächst Druck machte. Hierbei war Zverev der Erfolgreichere, denn Thiem streute weiter zu oft mit der Vorhand und setzte auch in der Defensive zu viele Slice-Bälle auf der Rückhandseite ins Netz. Vor allem: Zverev schaffte es schnell auch bei Aufschlag Thiem, in ein offenes Schlagduell zu kommen.
Beim 5:4 für Zverev schnupperte Thiem bei 0:30 erstmals an Breakchancen, aber Zverev packte drei erste Aufschläge aus. Den Satzball verzog er noch aus guter Position, ein starkes erstes Service und ein leichter Returnfehler Thiems machten Satz eins jedoch klar. Fazit bis dahin: Konzentrierte und aggressive Leistung von Zverev, zu viele Fehler, zu schwache Returns von Thiem.
Zverev siegt - und hat nun 18 Sätze infolge gewonnen
In Durchgang zwei das gleiche Spiel: Break für Zverev direkt zu Beginn - leichter Aufschlaggewinn in Folge. Im Anschluss verhinderte Thiem mit starkem Tennis nach 15:40 ein zweites Break und die Vorentscheidung. Zverev ließ sich davon nicht beeindrucken, variierte zum wiederholten Male mit Netzattacken gegen den weit hinter der Grundlinie agierenden Lichtenwörther.
Zverev ließ auch danach nichts anbrennen, obwohl Thiem nicht aufsteckte und beim 3:2 für Zverev nach 40:0 noch mal anklopfte. Aber erneut half Zverev ein toller Aufschlag zum erneuten Spielball, den er verwandelte. Kurz später machte er seinen Sieg perfekt. 21 unerzwungene Fehler, 15 davon mit der Vorhand, waren bei Thiem zu viel. Zverev hingegen überzeugte mit 83 Prozent an ersten Aufschlägen, von denen er 68 Prozent in einen Punktgewinn ummünzte.
Großer Respekt bei der Siegerehrung
"Das war beeindruckend, Sascha - du hast ein tolles Turnier gespielt und nicht einen Satz abgegeben. Ein Finale zu verlieren ist immer hart, aber ich fühle mich immer wohl hier in Madrid", sagte Thiem im Anschluss und beendete seine kurze Ansprache scherzhaft mit: "Und jetzt ist der Gewinner dran."
Der gab das Lob zurück. "Es war ein unglaubliches Turnier für Dominic. Rafa auf Sand in Spanien zu besiegen - das haben nicht viele geschafft. Du wirst noch viele von diesen Turnieren gewinnen", so Zverev. Beide lobten zudem Turnierorganisator Manuel Santana, der diese Aufgabe in 2018 zum letzten Mal ausübte - im kommenden Jahr wird Noch-Profi Feliciano Lopez als Turnierdirektor fungieren.
Zverev als Titelverteidiger nach Rom
Für Alexander Zverev ist der Triumph von Madrid der achte Turniersieg auf der ATP-Tour - und nach dem Masters-1000er-Titel in Rom vor einem Jahr sowie in Montréal bereits der dritte auf der Ebene direkt unter den Grand Slams. Thiem wartet weiter auf einen Sieg im 1000er-Bereich.
Für beide Spieler geht es in der kommenden Woche direkt weiter in Rom. Hier kam Thiem im Vorjahr ins Halbfinale (nach einem Viertelfinal-Sieg über Nadal), Zverev gewann das Endspiel gegen Novak Djokovic.