2018 hätte das große Jahr von Juan Martin del Potro werden können. 36 Siege gelangen ihm auf Hardcourt, so viele wie keinem anderen Spieler auf der ATP-Tour. Bereits früh in der Saison sorgte er mit zwei Titeln in Folge in Acapulco und Indian Wells für Furore, letzterer ist sein zweitgrößter Triumph nach den US Open 2009.
Zudem erreichte der Argentinier vier weitere Finals auf diesem Belag, nur ein Sieg fehlte im in New York auf den zweiten Grand-Slam-Titel seiner Karriere.
Del Potro: Saisonende in Shanghai
Auch bei den French Open zog er ins Halbfinale ein, was ihm zuvor ebenfalls nur im Jahr 2009 gelang. Dass er dort gegen den Sandplatzkönig Rafael Nadal scheiterte, wird nicht seine größte Enttäuschung sein. Wohl schon eher die Niederlage gegen den Mallorquiner rund ein Monat später, als er in einem der besten Matches des Jahres auf dem Center Court von Wimbledon den Kürzeren zog.
Nach dem Finale von Peking, wo er völlig überraschend gegen Nikoloz Basilashvili unterlag, passierte das Missgeschick: Bei einem zunächst harmlos wirkenden Ausrutscher in seinem Match gegen Borna Cocic beim Shanghai Masters ging der Turm von Tandil zu Boden und verletzte sich am Knie.
Erst spätere Untersuchungen stellten fest, dass er sich dabei die Kniescheibe gebrochen hatte. "Es ist ein sehr schwieriger Moment", sagte ein bitter enttäuschter Del Potro über sein jähes Saisonende. "Ich fühle mich sehr traurig. Das ist ein harter Schlag, der mir die Kraft raubt. Es ist schwierig, jetzt wieder an die Reha denken zu müssen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet."
Juan Martin del Potro in 2018 überragend auf Hartplatz
Dennoch beendet Del Potro die Saison mit einer Bilanz von 47-13. Die Siegquote von 78,3 Prozent lässt ihn hinter Nadal, Federer und Djokovic auf Platz vier rangieren. Im August dieses Jahres erreichte er mit Rang drei in der ATP-Weltrangliste das höchste Ranking seiner Karriere.
Abgesehen von den Resultaten war in dieser Saison augenscheinlich, dass Del Potro auch seinen Spielstil laufend verbesserte. Während er die letzten beiden Saisons noch übervorsichtig agierte, um sein lädiertes Handgelenk nicht überzustrapazieren, griff der mittlerweile 30-Jährige in 2018 voll an.
Mit seinem aggressiven Grundlinienspiel trieb er vor allem beim Sunshine Double seine Gegner in die Verzweiflung. Die krachenden Vorhände wurden in der abgelaufenen Saison Dominic Thiem, Marin Cilic, aber auch Kevin Anderson, Federer und Nadal zum Verhängnis.
ATP: Siegquote in der Saison 2018
Spieler | Bilanz | Siegquote |
Rafael Nadal | 45-4 | 91,8 % |
Roger Federer | 48-10 | 82,8 % |
Novak Djokovic | 53-12 | 81,5 % |
Juan Martin del Potro | 47-13 | 78,3 % |
Alexander Zverev | 58-19 | 75,3% |
Juan Martin del Potro: "Kampf gegen schlechte Gedanken"
Den wohl größten Schritt machte Del Potro auf der Rückhandseite. Ursprünglich als Entlastung für das Handgelenk gedacht, eignete sich der 22-fache ATP-Titelträger einen der besten Rückhand-Slices überhaupt an, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und seine Vorhand vorzubereiten.
Das größte Problem Del Potros ist sein Körper. Immer wieder kämpfte er sich in die absolute Weltspitze, ehe er von einer Verletzung gestoppt wurde. Sollte der Davis-Cup-Sieger von 2016 einmal eine Saison lang schmerzfrei bleiben - er wäre ein großer Anwärter auf den Tennisthron.
"Es ist ein Kampf gegen schlechte Gedanken, aber ich werde alles tun, um beim Spielen wieder Spaß zu haben und diese Gedanken hinter mir zu lassen", teilte Del Potro vor wenigen Tagen seinen Fans in einer Videobotschaft mit.
Mittlerweile steht auch fest, wo Del Potro auf den Tenniscourt zurückkehren will. Bei einer Exhibition in Australien im Vorfeld der Australian Open wird er erstmals wieder auf einer öffentlichen Bühne aufschlagen.