Von Florian Goosmann aus London
Zum halbstündigen Einspielen vor der Evening-Session erschienen beide Spieler konzentriert. Zverev schlug mit dem immer noch sehr fitten Juan Carlos Ferrero ein paar Bälle, er wirkte jedoch fehlerhafter als Federer, der sich mit dem zweiten - und nach Nadals Rückzug ersten - Ersatzmann Sam Querrey einschlug.
Dennoch war es Federer, der nervöser ins Match startete. Der Schweizer schenkte Zverev mit zwei Fehlern und einem zu vorsichtigen Slice ein 0:40, rettete sich aber mit guten Aufschlägen. Auch Zverev wehrte Federers erste Breakchance im Spiel darauf mit einem Ass ab. Auch in Folge dominierten beide Spieler mit ihren Aufschlägen und punkteten von der Grundlinie.
Beim 6:5 kam Federer zu zwei Satzbällen, aber Zverev wehrte ab, einmal davon auch mit Unterstützung des Netzes. Im Tiebreak holte sich Zverev schnell die 4:0-Führung, Federer aber kämpfte und hatte diesmal das Netz auf seiner Seite; Zverev kam zwar zum Satzball beim 6:5, aber die letzten drei Punkte holte Federer mit Prozenttennis, mit dem er Zverev zu drei Fehlern einlud.
Zu vorsichtig in Satz zwei, sicherer in der Entscheidung
Zverev erholte sich beim Satzwechsel nicht schnell genug. 0:40 hieß es direkt bei seinem Aufschlag, Federer breakte, aber Zverev blieb dran und kam zum 2:2-Ausgleich. Federer kämpfte insgesamt mit einer schwachen Ersten-Aufschlag-Quote in Satz zwei und agierte oft zögerlich, statt auf den direkten Punkt zu gehen. Beim 5:6 aus seiner Sicht wurde das bestraft: Zverev schaffte das 0:40 und nutzte seinen dritten Satzball. Federers Bilanz in Satz zwei: Nur 43 Prozent erste Aufschläge, 7 Winner, 15 unerzwungene Fehler.
Im entscheidenden Satz war es erneut Federer, der den besseren Start hatte. Er breakte dank des sechsten Unforced Errors von Zverev im noch jungen Durchgang zum 2:1, im Anschluss holte er sich das 4:1, obwohl Zverev bereits 40:0 vorne lag - die Entscheidung. Zverev gab am Ende das Match mit einem Doppelfehler ab. Seine Zahl unerzwungener Fehler in Satz drei - mit 14 zu hoch, zumal ihn Federer auch zu 15 erzwungenen Fehler brachte. Auch dank des Rückhand-Slices, den Federer an diesem Abend verstärkt spielte. "Er ist der beste Spieler aller Zeiten, er findet immer einen Weg, deinen Rhythmus zu stören", meinte Zverev im Anschluss.
Zverev braucht Sieg über Sock
Federer war nach seinem Sieg entspannt. "Ich bin erleichtert und kann im letzten Match gegen Cilic befreit aufspielen, muss keinen Satz oder das Match gewinnen, um es ins Halbfinale zu schaffen. Es ist eine harte Gruppe, in zwei Matches schon durch zu sein, ist gut." Auch Zverev bekam ein Lob ab: "Ich freue mich sehr auf nächstes Jahr und auf Alexanders Zukunft. Er ist solch ein guter Spieler und ein netter Kerl." Zverev haderte vor allem mit dem Beginn des dritten Satzes. "Er hat ein gutes Spiel gemacht, um mich zu breaken. Danach habe ich meine Konzentration etwas verloren", meinte der Hamburger.
Die Rechnung für Donnerstag ist nun einfach: Federer ist als Gruppenerster durch, den zweiten Platz wird der Sieger des Spiels Zverev gegen Jack Sock belegen (ab 21 Uhr MEZ).