Von Florian Goosmann aus London
Es war kein Match für die Ewigkeiten, das Eröffnungseinzel zwischen Roger Federer und Jack Sock. Schwierig, wie Federer im Anschluss sagte, weil man sich doch erst an die Bedingungen in der o2-Arena gewöhnen müsse, man versuche dann halt erst mal, den Ball im Spiel zu halten und sich auf den eigenen Aufschlag zu konzentrieren. Und dann nahm Federer das Lieblingswort von Rafael Nadal in den Mund: eine gute "Intensity" müsse man haben - und die hatte der Schweizer.
Federer gelang ein guter Start, er ahnte gleich im ersten Ballwechsel die Ecke, in die Sock seine Brutalo-Vorhand zimmern sollte - und konterte mit einem Rückhand-Longline-Winner, es folgte ein weiterer zum Break. "Ich hatte gehofft, dass ich einen guten Start hinlegen und dann etwas freier aufspielen könnte", meinte Federer. Im Tiebreak des zweiten Satzes half dann Sock mit einem Doppelfehler - 6:4, 7:6 (4) hieß es am Ende.
"Hätte auf ihn zielen sollen"
Einen großen Lacher gab's, der aus einem durchschnittlichen Spiel eine Weile hängen bleiben wird: beim Stand von 4:2 in Satz eins, als Sock ein Halbvolley-Stopp misslang und Federer eigentlich nur noch abschließen musste, während Sock ihm bereits seine Kehrseite zugedreht hatte. Als der Ball weder an Sock vorbeiflog, noch ihn getroffen hatte, blickte der irritiert um, realisierte den Fehlschlag Federers und machte diesem klar: "Hier, auf meinen Hintern hättest du zielen sollen!"
Natürlich wurde Federer hierauf in der Pressekonferenz angesprochen - ob es ihm denn schon mal passiert sei, dass ihm der Gegner einfach die Kehrseite zugedreht habe. "Das war schon eine große Ablenkung, das kann ich Ihnen sagen. Weil die sehr groß ist", konterte Federer und lachte. "Und ich hätte darauf zielen sollen, das Ziel war größer als für den Schlag die Linie entlang."
Federer hat Erholung gebraucht
Nach seinem Basel-Sieg - und der Absage für Paris - habe er es entspannt angehen lassen, ließ Federer weiterhin wissen. "Um ehrlich zu sein, habe ich lange gebraucht, um mich zu erholen. In der Paris-Woche habe ich langsam gemacht. Und außer dem Andy-Murray-Charity-Match in Schottland habe ich dann auch nicht zu viel gemacht. Er seit Freitag, Samstag habe ich die Intensität angezogen."
Und dann nahm Federer noch ein wichtiges Wort in den Mund: eine gute "Energy" habe er gehabt gegen Sock. "Ich bin froh, wie es heute gelaufen ist, dass ich gute Energie hatte. So gut habe ich mich seit dem del-Potro-Finale nicht mehr gefühlt. Ich bin happy, dass ich keinen Preis dafür zahlen musste, dass ich ausgeruht habe."
Am Dienstag geht es für den Schweizer nun gegen Alexander Zverev (21 Uhr MEZ), speziell in der Halle ein Spiel, bei dem es auf die wenigen Chancen ankommen wird. Eine gute Intensität und Energie wird der Maestro auch hier wieder brauchen - und im Zweifel etwas mehr Zielwasser.