Von Florian Goosmann aus London
Eigentlich sah alles ganz normal aus auf den Trainingsplänen dieser Tage. Jeder trainierte ein bisschen mit jedem, im Zweifel nicht unbedingt mit dem nächsten Gegner, aber sonst... Alexander Zverev nahm sich zum Beispiel Jack Sock, Ersatzmann Pablo Carreno Busta und Rafael Nadal an, Dominic Thiem unter anderem David Goffin und Youngster Miomir Kecmanovic. Außerdem im Plan stand: "Thiem + Murray".
Jamie Murray ist in London ja tatsächlich am Start im Doppel, aber bei genauem Hinschauen wartete dann doch der prominentere Überraschungsgast auf: Andy Murray. Der verletzte Vorjahressieger ist wieder im Schlag, nach dem Showkampf gegen Federer in der Vorwoche nun also ein Abstecher in der o2-Arena.
Thiem wieder einigermaßen fit
Während Murray sich für die Australien-Reise vorbereitet, heißt es für Dominic Thiem, einen versöhnlichen Jahresabschluss zu finden. Nur zwei Siege aus den letzten sieben Spielen nach den US Open stehen bei ihm in der Bilanz, ein Grund hierfür unter anderem eine zunächst geheimgehaltene Verletzung, die fast eine Paris-Absage zur Folge gehabt hätte. Thiem spielte letztlich dennoch, gewann ein Match gegen Peter Gojowczyk und verlor dann gegen Fernando Verdasco.
Die Verletzung ist mittlerweile bekannt als offene Wunden zwischen den Zehen, "nicht angenehm, wenn man die ganze Zeit rennen muss", so Thiem. Aber er habe es im Griff, die tennisfreie Zeit nach London sollte ihr Übriges tun.
An London hat Thiem gemischte Erinnerungen. Im Vorjahr ein Sieg über Gael Monfils, eine Niederlage gegen Milos Raonic und eine weitere bittere gegen Novak Djokovic, nach einem erfolgreich umkämpften ersten Satz folgte das glatte Aus, 7:6 (10), 0:6, 2:6 hieß es zum Abschied 2016.
Gegenüber Grigor Dimitrov hat Thiem den Erfahrungsvorsprung. Im Vorjahr sei er doch nervös gewesen, gestand er in der Presserunde - die Premierennerven sollten in diesem Jahr dem Bulgaren gehören, der jedoch entspannt und einfach nur happy wirkte.
Thiem im Head-to-Head gegen Dimitrov voran
Im direkten Vergleich führt Thiem mit 2:1, er gewann 2016 in Acapulco (auf Hartplatz); in diesem Jahr siegte zunächst Dimitrov im Rahmen seines starken Saisonstarts in Brisbane (auf Hartplatz), in Madrid gewann Thiem hauchdünn mit 4:6, 6:4, 7:6 (9) (auf Sand). In der Halle ist es das erste Aufeinandertreffen der beiden, Dimitrov gilt nach den letzten Leistungen als Favorit, ein Halbfinale in Peking, ein Viertelfinale in Shanghai und der Finaleinzug in Stockholm stehen bei ihm auf der Liste; in Paris unterlag er im Achtelfinale knapp John Isner.
"Ich freue mich auf das Match, es ist einfach toll, hier zu sein, in den finalen Runden gegen Topspieler. Ich will einfach mein Spiel spielen", meinte Dimitrov im Hinblick auf seinen Auftakt. "Natürlich fühlt es sich anders an, weil ich das erste Mal hier bin. Ich denke, es wird ein tolles Spiel werden."