Djokovic besiegt! Bärenstarker Alexander Zverev gewinnt die ATP Finals

Alexander Zverev
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Alexander Zverev hat dank einer sensationell starken Leistung seinen größten Sieg gefeiert: Im Endspiel der ATP Finals schlug er den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic mit 6:4, 6:3.

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Von Florian Goosmann aus London

Wie nur in aller Welt kann man diesem Novak Djokovic beikommen? Diese Frage wird sich nicht nur das Team um Alexander Zverev gestellt haben - zumal Djokovic erst am Mittwoch mit einem entspannten 6:4, 6:1 gegen Zverev gewonnen hatte. Der Deutsche war hier nach einem guten Beginn eingebrochen und wirkte urlaubsreif.

Aber Zverev hatte sich zurückgekämpft, in seinen Spielen gegen John Isner und Roger Federer vor allem mit dem Aufschlag und der Vorhand beeindruckt. Aufschläge sind allerdings auch das Spezialgebiet des "Djokers", in beiderlei Hinsicht. Er gilt als der stärkste Returnspieler aller Zeiten und auch der Aufschlag an sich war in dieser Woche eine echte Waffe: 36 Service-Games hatte er absolviert, dabei kein Break gefangen und lediglich zwei Breakchancen zugelassen.

Aufschlag-King Zverev holt Satz 1

Die gute Nachricht zu Beginn der Partie: Zverev wurde freundlich empfangen, nach den Buh-Rufen bei der Verabschiedung nach dem Federer-Match. 29 Mal flog der Ball gleich im zweiten Ballwechsel übers Netz, dies blieb aber vor allem in Satz eins die Ausnahme. Djokovic und Zverev begannen auch ihr Finale aufschlagstark und diktierten im Anschluss mit der Vorhand.

Den ersten Aussetzer leistete sich Djokovic: Beim 4:4 kam Zverev zur ersten Breakchance des Matches, Djokovic legte nach einem guten ersten Service eine leichte Vorhand ins Netz. Und der Hamburger blieb cool: Fünf erste Aufschläge für vier Punkte zum Satzgewinn folgten. Zverevs Wahnsinns-Quote: 21 seiner 24 ersten Aufschläge brachte er in Satz eins ins Feld (88 Prozent!), 18 Mal machte er dabei den Punkt.

Zverev lässt Djokovic nur kurz schnuppern

Wimbledon- und US-Open-Champ Djokovic schien nun angeknockt und leistete sich fünf einfache Fehler zu Beginn von Satz zwei, Zverev nutzte seine zweite Chance mit einer mutigen Vorhand zum frühen Break.

Zwar fing er sich - auch dank zweier Doppelfehler - im direkten Gegenzug das Rebreak ein, doch Djokovic nahm das Momentum nicht auf und Zverev ihm erneut den Aufschlag ab. Diesmal bestätigte er zum 3:1. Zverevs zwischenzeitliches Problem: Der Aufschlag hakte nun (Mitte des Satzes lag die Quote beim ersten Service nur bei 40 Prozent), jedoch blieb auch Djokovics Fehlerquote in den Grundlinienduellen ungewohnt hoch.

Zverev zeigte sich zum Ende hin kalt wie eine Hundeschnauze, servierte souverän zum 5:3, während Djokovic hektisch agierte und nicht mehr an ein Comeback zu glauben schien. Einen Matchball wehrte er noch ab, den zweiten nutzte Zverev mit einem Rückhand-Passierschlag zum sensationellen Sieg.

Zverev feiert größten Erfolg seiner Karriere

"Eigentlich kannst du ja jedes Match gewinnen, das du willst. Ich rechne es dir hoch an, dass du mich heute hast gewinnen lassen", ulkte Zverev bei der Siegerehrung in Richtung Djokovic, dem er zu seiner Wahnsinnssaison gratulierte. Djokovic hat seit dem Wimbledonturnier 35 Matches gewonnen - und mit dem heutigen nur 3 verloren. Mit einer gigantischen Sektflasche in der Hand legte Zverev nach: "Ich wollte jetzt eigentlich noch nicht betrunken werden."

Aber er gab auch ernsthafte Worte zu Protokoll. "Ich möchte einfach sagen, was für ein großartiger Mensch du bist", pries er seinen zehn Jahre älteren Kontrahenten. "Wir haben so tolle Gespräche, nicht nur über Tennis, sondern auch über andere Dinge, über das Leben."

Für den 21-jährigen Hamburger endet die Saison 2018 mit dem größten Erfolg seiner Karriere - und dem ersten deutschen WM-Sieg seit Boris Becker 1995. Djokovic hingegen muss auf seinen sechsten Triumph beim Jahresabschlussturnier noch mindestens eine Saison warten. "Du hast heute so viel besser gespielt als im Gruppenmatch. Du hast eine große Karriere vor dir", lobte er Zverev.

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